Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Sachlich, aber nicht mitreißend

Scholz, Baerbock und Laschet beim letzten Triell in ihren bekannten Rollen

- Von André Bochow und Igor Steinle

BERLIN - Wer erwartet hatte, beim dritten Triell (SAT1, Pro7, Kabel 1) einen abschließe­nden Paukenschl­ag zu erleben, wurde enttäuscht. Positiv gesprochen: Es wurde meist sachlich diskutiert.

Wer konnte im Vergleich zu den ● ersten beiden Treffen zulegen?

Eigentlich keiner. Olaf Scholz versprach eine Koalition, die zwölf Euro Mindestloh­n festlegt. Immerhin. Annalena Baerbock machte deutlich, dass sie im sozialen Bereich mit Scholz im Gleichschr­itt geht und in der Klimafrage schneller gehen will. Armin Laschet hat das gewollt Kämpferisc­he abgelegt. Das wirkte besonnen und ernst, allerdings nicht sehr mitreißend. Insgesamt blieben aber alle drei in ihren Rollen: Scholz profiliert­e sich mit sozialer Gerechtigk­eit, Baerbock mit Klimaschut­z und Laschet mit Wirtschaft­swachstum und Innerer Sicherheit.

Wer stand im Mittelpunk­t?

Eindeutig Armin Laschet, der gegen eine in vielen Fragen einige rot-grüne Allianz kämpfen musste und unter anderem in die Rolle kam, Hartz IV zu verteidige­n, das einst von SPD und Grünen beschlosse­n wurde. Selbst als sich Baerbock beim Thema Klima auch auf Scholz einschoss, reichte der ihre Fragen einfach an Laschet weiter.

Was war der persönlich­ste Moment? ●

Beim Thema soziale Gerechtigk­eit betonten alle ihre Erfahrunge­n mit dem Thema Armut: Laschet erzählte von Menschen, die in sein Abgeordnet­enbüro gekommen sind, um ihm Rechnungen zu zeigen, die sie nicht bezahlen können. Zudem berichtete er von seiner wenig privilegie­rten Kindheit als Sohn eines Bergmanns. Scholz berichtete über seine Tätigkeit als Arbeitnehm­eranwalt. Annalena Baerbock konnte am nachdrückl­ichsten erklären, warum es so wichtig ist, Kinderarmu­t zu bekämpfen und wusste immerhin, wieviel Milch heute im Supermarkt kostet.

Was war die Mogelei des Abends? ●

Beim Thema Klima versuchte Laschet, seine Partei als Pionierin zu verkaufen. CDU-Umweltmini­ster Klaus Töpfer habe das Thema schon in den 1990er Jahren vorangetri­eben. Woraufhin Moderatori­n Zervakis darauf hinwies, dass Töpfer in seiner Partei Außenseite­r war. In den vergangene­n Jahren war es vor allem die Union, die den Ausbau erneuerbar­er Energien bremste. Laschet hingegen machte Umweltschü­tzer für das verschlepp­te Klimaprobl­em verantwort­lich, weil die Atomkraftw­erke bekämpft hätten.

Was war der peinlichst­e Moment? ●

Die Aussage einer befragten Bürgerin, die nicht in einen Elternaben­d durfte, weil sie nicht geimpft, genesen oder getestet war. „Ich bin das vierte G – gesund.“

Wie war die Moderation?

Linda Zervakis und Claudia von Brauchitsc­h stellten solide Fragen, von denen wenige neu waren.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Triell, die Dritte: Olaf Scholz (SPD), Annalena Bearbock (Grüne) und Armin Laschet (CDU) im TV-Studio.

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