Weggefährten und Künstler gratulieren
Erinnerungen an 50 Jahren Galerie und 80 Jahren im Leben von Ewald Schrade
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MOCHENTAL - So einen Großandrang wie am Samstag zur Feier von 50 Jahren Galerie und dem 80. Geburtstag von Ewald Schrade hat Schloss Mochental sicher noch nie erlebt. Weit über 300 geladene Gäste – Weggefährten und zu Freunden gewordene Künstler – waren neben Politikern ins Schloss gekommen um dem doppelten Jubilar zu gratulieren. Er bedankte sich mit einer Ausstellung mit den für ihn wichtigsten Werken von 100 Künstlern, die er im Laufe von 50 Jahren kuratiert hat.
Hagen Kluck war ein Weggefährte aus Reutlinger Tagen von Beginn an. Humorvoll erzählte Kluck von einem Kunstmarkt unter den Arkaden im Rathaus, der Galerie „Zelle“, dem „Kunstregal“in der Bank, die Schrade leitete. „Geld allein macht nicht glücklich“das Motto der ersten Ausstellung dort. „Ewald Schrade hatte es mit allen möglichen Künstlern, aber nicht mit alten Meistern“, erinnerte sich Kluck. Doch das Kunstregal wurde zu eng, Schrade suchte das Weite und kam 1973 nach Kißlegg ins Schloss, erregte dort in der oberschwäbischen Provinz mit seinem schwarzen Borsalino und wehendem schwarzen Mantel nicht wenig Aufsehen. Die Galerie fand guten Anklang, berichtete aus dieser Zeit Freund Lothar Müller. Aber nicht bei der örtlichen Presse, lediglich 34 Zeilen widmete sie einer Ausstellung mit Erich Mansen und Josef Ackermann – genauso viel wie den neuen Produkten eines örtlichen Käsewerks. Werke von Shmuel Shapiro und Georg Meistermann gehörten schon damals zu den Glanzlichtern. Eine Ausstellung von ganz großen Meistern wie Picasso, Braque und Chagall erforderte es, dass man deren Werke
abends unter den Arm nahm und in den Tresor der Kreissparkasse trug, denn eine Alarmanlage gab es noch nicht, erinnerte sich Müller. „Die Galerie war ein Glücksfall für Kißlegg, gute Fahrt, Ewald weiterhin,“wünschte Müller. Der Bildhauer Willi Siber ist mit seinen Skulpturen im Hubertussaal des Schlosses vertreten und hat Schrade schon 1983 gefragt, ob er mit ihm eine Ausstellung machen könne. „Wir sind dir alle dankbar, für den Weg, den du eingeschlagen bist und was du für uns getan hast“, sagte Siber und beschrieb den weiten Weg von Schrades Geburtsort, dem pietistischen Gomaringen, ins barocke Mochental. „Du hast dem Schloss wieder Glanz und Gloria eingehaucht. Kein Künstler hat nein gesagt, wenn du angefragt hast, du warst der Macher in der Galerieszene.
Kißlegg war dir zu klein geworden. Das Schloss war immer eine Herausforderung für uns Künstler und eine Verkörperung des barocken Lebensgefühls.“Siber erinnerte an ein fulminantes Fest mit einem gebratenen Ochsen, als in einer Nacht fast alle ausgestellten Bilder verkauft wurden.
Doch Mochental allein genügte Schrade nicht mehr. „Zum Landvogt war ich nicht geboren, ich musste etwas auswärts haben“, erinnerte sich Schrade selbst, Karlsruhe wurde ein Thema. Aus dieser Zeit berichtete die ehemalige Regierungspräsidentin Gerlinde Hämmerle mit dem wohl brillantesten Beitrag. Sie begegnete Schrade an einem Mittagsstammtisch an dem auch August Friedrich Müller-Wirth teilnahm. Vor dessen Augen zu bestehen war kein leichtes Unterfangen, erzählte