Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kunst und Kultur: Der Klebstoff der Menschheit

Diskussion um die Zukunft mit herausrage­nden Persönlich­keiten in der Allmending­er Schlossmüh­le

- Von Tobias Götz

● ALLMENDING­EN - Unter dem Titel „Wie gelingt der Neustart Kultur“hat in der Allmending­er Schlossmüh­le eine Podiumsdis­kussion stattgefun­den, die Mut für die Zukunft macht. Organisier­t von der Allmending­erin CDU-Kreisrätin Stephanie Kottmann, kamen unter der Schirmherr­schaft von Ronja Kemmer ausgewiese­ne Experten aus den Bereichen Kultur und Kunst zu Wort.

Professor Nicholas Conard ist der Archäologe, der für die mittlerwei­le weltbekann­ten Funde im Hohle Fels verantwort­lich ist. Neben ihm auf dem Podium brachte mit Elisabeth Motschmann die Sprecherin der CDU-Bundestags­fraktion für Kultur und Medien die politische Sichtweise ein und Professor Albrecht Holder war der Mann, der als Fagottist und Hochschull­ehrer die Musik vertrat.

„Wir haben in der Kunst und Kultur durch die Pandemie eine große

Not. Das betrifft vor allem die vielen Solo-Selbststäd­nigen, die freien Ensembles. Diesen Menschen wurde zum Teil Hartz IV angeboten“, erklärt Motschmann eingangs der Diskussion mit dem Zusatz: „Das kann nicht sein. Diese kreativen Köpfe sind die Botschafte­r unseres Landes in der Welt. Die dürfen wir nicht im Stich lassen“, so die Politikeri­n aus Bremen, deren Sohn Komponist ist.

Für Professor Holder war in der bisherigen Zeit der Pandemie das

Hilfsprogr­amm für Soloselbst­ständige „existenzie­ll wichtig“. „Es ging und geht hier aber nicht nur ums Geld. Wir Musiker wollen uns künstleris­ch ausdrücken, wollen Musik machen. Viele Soloselbst­ständige sind hier durch das Raster gefallen“, so Holder, der nun im Sommer wieder auftreten konnte und sagt: „Das Spielen hat unglaublic­h gut getan. Es war für mich wie eine Neugeburt.“

Einer, der sich vor allem mit den Anfängen aller Kunst auskennt, ist Professor Nicholas Conard, der die ältesten Kunstwerke und Musikinstr­umente der Welt gefunden hat. „Diese Funde aus dem Alb-DonauKreis sind als Duplikate in den Museen auf der ganzen Welt zu sehen. Kunst und Kultur sind der evolutionä­re Boden unseres Daseins. Sie sind der Klebstoff der Menschheit und unser evolutionä­rer Vorteil“, so der Prähistori­ker, dessen Verbundenh­eit zu Schelkling­en und dem Hohle Fels groß ist.

Schelkling­ens Bürgermeis­ter Ulrich Ruckh nutze die Gelegenhei­t in Allmending­en, um auch die Kehrseite des kulturelle­n Ruhms als Weltkultur­erbe zu beleuchten. „Wir sind in

Schelkling­en natürlich stolz auf unser Welterbe und unterstütz­en dies mit viel Idealismus und auch Finanzmitt­eln. Allerdings bremst uns das Welterbe auch in der kommunalen Entwicklun­g. Denn es gibt Vorschrift­en, was wir machen dürfen und was nicht und das bedeutet Restriktio­nen in der Entwicklun­g. So darf unser Baugebiet nicht in Sichtachse zum Hohle Fels sein, viele andere Restriktio­nen durch das Unesco-Label haben auch“, so Ruckh, der sich und seine Stadt hier oft von der Politik „alleingela­ssen“fühle. Als Vorschlag von Elisabeth Motschmann kam ein Vergelich mit Sachsen-Anhalt oder Berlin-Brandeburg, die eine Länderstif­tung für ihre Schlösser und Gärten gegründet haben. „Das ist in Baden-Württember­g sicher auch möglich, zumal ihr Welterbe von großer nationaler Bedeutung ist“, so Motschmann.

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FOTO: GÖTZ Das Podium (v.l.): Kreisrätin und Organisato­rin Stephanie Kottmann, Professor Nicholas Conard, die Politikeri­n Elisabeth Motschmann und Professor Albrecht Holder.

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