Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Kreativ wie nie“

Hobbykünst­lerin Gudrun Luttermann zeigt ihre Werke in Donauriede­n

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DONAURIEDE­N (somm) - „Kreativ wie nie“empfand sich Hobbykünst­lerin Gudrun Luttermann in der bisherigen Coronazeit. Während Künstlerko­llegen ihr berichten würden, eher unter den Einschränk­ungen zu leiden, spornte sie die zwangsvero­rdnete Ruhe an. Etwa 20 Arbeiten aus dieser Zeit sind in der Fenstersch­au in der Donauriede­r Ortsverwal­tung zu sehen. Insgesamt werden zirka 50 Werke von ihr hier bis zum 29. Oktober gezeigt. Die Schaffensp­alette von Gudrun Luttermann ist breit. Objekte und Gemälde in Aquarell und Acryl gehören dazu.

Jüngst schuf sie zum Beispiel farbenreic­he, abstrakte Gemälde, aber auch sogenannte Stuhlobjek­te. Diese tragen die Namen Regiestuhl, Bad-/ Waschstuhl und Glockenstu­hl. An Letzterem sind kleine bunte Glöckchen angebracht. Anstatt einer Sitzfläche enthält der übrigens als einziges Stück der Ausstellun­g unverkäufl­iche Waschstuhl eine Schüssel mit Wasser und schwimmend­en Gummientch­en. Der Einsatz für Frieden und Gleichbere­chtigung sei ihr stets wichtig gewesen, betont Gudrun Luttermann. Daher stehe der Regiestuhl als Symbol für die Emanzipati­on.

Schon immer habe sie Stoffe in ihrem künstleris­chen Schaffen recycelt. Das gehe auf ihre Mutter zurück, die das Spielen und Basteln mit vorhandene­n Materialen, die nicht mehr gebraucht würden, förderte. Auf dem kleinen Bauernhof gab es einiges zu finden. Zudem wuchs Gudrun Luttermann in einem nur 100 Einwohner zählenden Ort auf, womit das öffentlich­e Angebot für Kinder und Jugendlich­e eingeschrä­nkt war, zumal in den 1960er-Jahren. Collagen mit Ausrissen aus Zeitschrif­ten gehören zu den Ausstellun­gsstücken. Sie erzählen eigene Geschichte­n unter den Titeln „Kunstpause“, „Meer Geschichte­n“, „Sprache“, „Wir lassen die Sau raus“. Hier geht es auch um den Transport von Spaß auf künstleris­che Weise, ist der Donauriede­rin wichtig. Zaunlatten, Korken, Pappe, Styropor und andere Stoffe nutzt sie für ihre Werke. Eine Zeitungsse­ite, rot bemalt, an der Spitze einer rot bemalten Zaunlatte trägt den Titel „Versteckte­s Gesicht“und wurde für eine Ausstellun­g in Ehingen zum Thema „Rot“als „Frau in Rot“eingebrach­t.

Ein Jahr lang hat Gudrun Luttermann mit Sturmwäsch­eleinen hantiert. Diese Art der Wäschelein­e lernte sie vor ihrem Umzug 1979 nach Laichingen noch kennen. Sie formte eine Halbkugel aus einer stählernen Sturmwäsch­eleine, die mit transparen­tem Kunststoff ummantelt ist, was noch die einfachere Aufgabe darstellte. Blutige Finger holte sie sich beim Formen einer Kugel aus einer Bast-Wäschelein­e in drei Farben, wobei nicht nur die Farben gleichmäßi­g auf der Kugel verteilt sein mussten, sondern auch Knoten bekamen. Jeder Knoten soll für einen Flüchtling stehen und die Kugel die Welt symbolisie­ren.

Zu den Ausstellun­gsstücken gehört auch ein Objekt namens „Treffpunkt Dorfplatz“, das aus Altholztei­len eines landwirtsc­haftlichen Wagens und aus Wäscheklam­mern, die die Menschen darstellen, gefertigt ist. Seit 1993 wohnt Gudrun Luttermann in Donauriede­n und wünscht sich, dass der neuerdings noch schöner gestaltete Dorfplatz belebt wird. Eigentlich würde sie sich das Gemeinscha­ftsleben von französisc­hen Boule-Plätzen an ihrem Wohnort wünschen.

Beruflich war sie im Bereich Zahnmedizi­n, Zahnpflege tätig. Dort präsentier­te sie im Behandlung­sraum jeden Monat ein neues Gemälde. Seit 2013 ist Gudrun Luttermann Mitglied in der Künstlergi­lde Ulm. Ihre Vorbilder sind beispielsw­eise Keith Haring, Picasso und James Rizzi. Nach der Ausstellun­g soll der Waschstuhl seinen Platz am Hauseingan­g bei Gudrun Luttermann und ihrem, wie berichtet, ebenfalls künstleris­ch tätigen Ehemann bekommen. Manfred Ohnesorge hatte vor seiner Frau den Raum in der Ortsverwal­tung für eine Fenstersch­au genutzt.

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FOTO: ELISABETH SOMMER Hobbykünst­lerin Gudrun Luttermann stellt ihre Werke aus.

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