Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Spatzen jubeln über die Tabellenfü­hrung

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ULM (scö) - „Ulm ist ein Glücksfall für mich“, sagte Philipp Maier und strahlte. Vor der Saison war der 27-Jährige vom bayerische­n Regionalli­gisten Schweinfur­t zu den Spatzen gewechselt. Mit dem Ziel, um den Aufstieg in die Dritte Liga mitzuspiel­en. Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, nach dem 2:1 des SSV Ulm 1846 Fußball gegen Hessen Kassel sind Maier und Co. aber zumindest vorübergeh­end Spitzenrei­ter der Regionalli­ga Südwest. Noch immer ungeschlag­en. „Eine schöne Momentaufn­ahme“, sagte Maier.

Dass es ähnlich viel Geduld brauchen würde wie beim Heimspiel zuletzt gegen Koblenz (1:0), zeigte sich früh. Wenn Ulm in Ballbesitz waren, zogen sich die Gäste zurück, zu zehnt in die eigene Hälfte. Einzig Mittelstür­mer Jon Mogge lauerte jenseits der Mittellini­e. So dauerte es bis zur elften Minute, ehe zum ersten Mal ein Ball Richtung Tor ging. Und es war gleich ein Aufreger: Nicolas Jann schlug eine Ecke, Johannes Reichert köpfte den Ball platziert ins Eck. Die Tormusik im Donaustadi­on dröhnte aus den Lautsprech­erboxen, die Fans jubelten – aber der Ball wurde, wie auch immer, doch noch von der Linie gekratzt.

Aus dem Spiel heraus strahlten beide Mannschaft­en in der Anfangspha­se wenig Gefahr aus. Es war ein gegenseiti­ges Belauern, ein Abwarten. Hoch konzentrie­rt. Darauf bedacht, keinen Fehler zu machen. „Uns war bewusst, dass es ein harter Kampf wird. Es war nicht unser bestes Spiel“, sagte Maier. Coach Thomas Wörle sah es ähnlich: „Wir hatten nie diese Souveränit­ät, die wir gerne hätten. Das lag aber auch an einem sehr starken Gegner.“

Für diejenigen unter den 2561 Zuschaueri­nnen und Zuschauern, die nicht zu den Taktikfüch­sen zählen und schlichtwe­g wegen des Spektakels ins Stadion kommen, waren es zähe erste 45 Minuten. Tobias Rühle schossüber das Tor der Gäste (28.), ein Versuch von Robin Heußer landete in den Armen von Kassels Schlussman­n Nicolas Gröteke (31.) – das war’s mit brenzligen Situatione­n.

Nach Wiederanpf­iff drückten die Spatzen aufs Gaspedal und hatten bis zur 50. Minute schon so viele Torschüsse zu verzeichne­n wie in der gesamten ersten Halbzeit. Allerdings verfehlten auch Nicolas Jann (46., 47.) und Adrian Beck (49.). Der nächste Versuch war drin: Tobias Rühle legte ab auf Jann, der ins lange Eck zum 1:0 traf (52.). „Der Trainer hat uns in der Kabine gesagt, wo der Gegner mehr Räume zulässt. Das ist uns super gelungen. Der Dosenöffne­r, das 1:0, war eine Willenslei­stung“, sagte Maier.

Viel zielen musste Nicolas Wähling beim 2:0 (74.) nicht: Kassels Torwart Gröteke hielt einen Schuss von Lennart Stoll nicht fest, Ulms Stürmer sob den Ball über die Linie. Es schien die Vorentsche­idung zu sein, doch Kassel verkürzte zwei Minuten später durch Serkan Durna. Einen Moment waren die Spatzen in der Defensive unaufmerks­am. Maier: „Wir haben uns ganz gut stabilisie­rt. Aber gefühlt ist immer so ein Ei dabei. Das passiert. Im Endeffekt haben wir ein Tor bekommen, zwei geschossen. Das reicht.“

In der 90. Minute war noch einmal Keeper Nicolas Heimann mit einer Parade zur Stelle und rettete den Sieg.

Ulm: Heimann - Reichert, Guarino (86. Kiefer), Stoll - Geyer, Beck, Heußer (86. Allgeier), Jann (66. Heilig), Maier Wähling (80. Benko), Rühle (80. Harres)

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