Sieg nach Drehbuch
Gegen Gladbach bejubelt der FC Augsburg den ersten Saisonsieg und eine „unfassbare Geschichte“
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AUGSBURG (dpa) - Der Schlusspfiff war das Startsignal für Markus Weinzierl. Der Augsburger Trainer legte einen fulminanten Sprint auf den Platz hin. Sein Ziel war Florian Niederlechner. Weinzierl fiel seinem Tor-Joker strahlend um den Hals. Gemeinsam bejubelten sie nach dem 1:0 (0:0) gegen Borussia Mönchengladbach den erlösenden ersten Saisonsieg, der ein erstaunliches und besonderes Drehbuch hatte.
Weinzierls Matchplan war mit Niederlechners Kontertor in der
80. Minute nach einem langen Ball von Kapitän Jeffrey Gouweleeuw und einer Vorlage des starken Ruben Vargas ideal aufgegangen. Und dass ausgerechnet der von der Bank gekommene Torjäger traf, war irgendwie vorbestimmt. Jedenfalls schilderte es der Matchwinner so.
In der Lobby des Teamhotels hatten Weinzierl und Niederlechner am Abend vor dem Spiel in einem VierAugen-Gespräch diskutiert, ob der schon länger von Problemen an Adduktoren und Bauchmuskeln geplagte Torjäger von Beginn an spielen sollte – oder nicht. „Dann hat der Trainer gesagt: ,Wir machen es so: Ich lasse den Andi (Zeqiri) von Anfang an spielen und du kommst rein und entscheidest das Spiel.’“
So kam es. Und der Joker-Plan war dann natürlich auch nochmal Thema bei Weinzierl und Niederlechner bei ihrem Plausch auf dem Rasen der Augsburger Arena. „Unglaublich, manchmal schreibt der Fußball einfach unfassbare Geschichten“, sagte Matchwinner Niederlechner: „Es ist Wahnsinn. Der Trainer hat das Drehbuch gestern schon geschrieben, und wir haben es genauso gespielt.“Das freute natürlich auch Weinzierl, obwohl er einschränkte: „Ja, wir haben es so besprochen, aber dass es so glücklich läuft, ist nicht planbar.“Weinzierl sagte, dass er den Torjäger mit der Joker-Rolle vielleicht auch „gekitzelt“habe.
Absolut geplant war aber, wie der FCA den ersten Dreier der Saison eroberte. Die Augsburger überließen den Gladbachern bewusst den Ball, verteidigten als komplette Mannschaft leidenschaftlich, um den Gegner
dann auszukontern. „Wir spielen und spielen, kommen aber nicht in den Sechzehner und werden nicht gefährlich“, haderte Gladbachs Kapitän Lars Stindl nach 71 Prozent Ballbesitz – aber null Toren.
„Wir haben taktisch clever gespielt. Wir haben in den ersten beiden Heimspielen acht Gegentore bekommen, weil wir mitgespielt haben, weil wir naiv gespielt haben“, begründete Weinzierl die Änderung der eigenen Spielweise. „Wenn wir jedes Spiel so 1:0 gewinnen, brauchen wir nichts zu verändern“, sagte Weinzierl bestens gelaunt.
Mit fünf Punkten zogen die Augsburger an den Gladbachern vorbei. Vor den schweren Auswärtsspielen in Freiburg und Dortmund war der Sieg vor den 12 500 Fans eine Befreiung. „Ich bin sehr erleichtert, dass sich die Mannschaft für eine enorme kämpferische Leistung belohnt hat“, sagte Manager Stefan Reuter. Als „Schlüssel für den Erfolg“bezeichnete er die sehr gute Verteidigungsleistung. Auch sie gehörte übrigens zum Drehbuch des Trainers.