Chefkontrolleure bekommen mehr Geld
Vergütung für Aufsichtsratsmandate steigt auf 83,1 Millionen Euro – Der Frauenanteil stagniert
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BERLIN - Sie kontrollieren Deutschlands mächtigste Unternehmenschefs und stehen selten in der Öffentlichkeit: Aufsichtsräte. Jedes Jahr durchleutet die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) die Kontrollgremien der größten börsennotierten Unternehmen, um zu zeigen, wer den meisten Einfluss hat, wer wie viel Geld verdient und auch, wie sehr die Männer unter sich bleiben.
Am einflussreichsten ist danach Michael Diekmann, Aufsichtsratschef des Versicherungskonzerns Allianz, den er früher einmal leitete. Diekmann sitzt auch in den Aufsichtsräten von Siemens und dem Medizinkonzern Fresenius. Im vergangenen Jahr hatte er Rang zwei inne. Den Platz hat jetzt Vorjahresnummer eins Nikolaus von Bomhard übernommen, Chefkontrolleur von Deutscher Post und des Versicherers Münchener Rück, wo er lange Jahre Chef war. Auf Platz drei: Norbert Winkeljohann, Aufsichtsratschef des Agrarchemie- und Pharmakonzerns Bayer und Mitglied im Kontrollgremium der Deutschen Bank. Winkeljohann war Chef der Wirtschaftsprüfer von PwC Europe. Größter Aufsteiger in der Liste ist der ehemalige Siemens-Chef Joe Kaeser, der mit seinen Kontrollmandaten bei Siemens Energy und Daimler von Rang 115 auf Rang elf kletterte. Siemens-Finanzvorstand Ralf Thomas stieg mit Aufsichtsratsposten bei Siemens Energy und Siemens Healthineers vor seinem ehemaligen Chef auf Rang neun ein.
Diejenigen, die den meisten Einfluss haben oder haben könnten, sind nicht diejenigen, die auch am meisten Geld dafür bekommen, wie die
DSW errechnet hat. Topverdiener war wie die Jahre zuvor Paul Achleitner, Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, der im vergangenen Jahr 802 083 Euro bekam, 10,9 Prozent weniger als ein Jahr zuvor, weil er wegen der Corona-Krise auf Teile seiner Bezüge verzichtete.
Siemens-Aufsichtsratschef Jim Hagemann Snabe, früher Vorstandschef beim Softwarekonzern SAP, bekam 632 000 Euro (plus 3,2 Prozent), BMW-Chefkontrolleur Norbert Reithofer, ehemaliger Vorstandsvorsitzender des Autobauers, erhielt 610 000 Euro (minus 4,7 Prozent). Zu den festen Bezügen kommen bei einigen Konzernen noch Vergütungen für Ausschüsse und möglicherweise Sitzungsgeld. Einschließlich dieser Zahlungen führt VW-Chefkontrolleur Hans-Dieter Pötsch die Liste der am besten bezahlten Aufsichtsratsmitglieder mit rund 900 000 Euro an.
Insgesamt kam die DSW auf 83,1 Millionen Euro, die die Konzerne im Deutschen Aktienindex Dax für die Aufsichtsratsmitglieder ausgaben, ein Plus von 1,6 Prozent. Im MDax der mittelgroßen Börsenwerte waren es insgesamt 57,8 Millionen Euro, ein Plus von 1,9 Prozent.
Jahrzehntelang bestanden Aufsichtsräte der Dax-Konzerne vor allem aus Männern, in den vergangenen Jahren zogen immer mehr Frauen ein. Der Trend ist gebremst. Der Frauenanteil stagnierte 2021 bei 36,5 Prozent, nach 36,6 Prozent ein Jahr zuvor. Immerhin: Frauen werden wichtiger. In den wesentlichen Ausschüssen innerhalb eines Aufsichtsrats, etwa dem, der die Rechnungslegung überwacht, oder dem, der das