Mit Ventilatoren gegen das Virus
In Oberstadion ist man begeistert von einem neuartigen Lüftungssystem
● OBERSTADION - Innovation, angeschoben durch die Coronapandemie, beschränkt sich nicht auf digitale Quantensprünge. Das bewies Reiner Stöveken aus Ummendorf am Montag in der Christoph-von-SchmidSchule, als er sein neuartiges Lüftungssystem vorstellte. Dabei wird auf Filter verzichtet sowie energieund kostensparend gedacht. Anstelle eines Fensters sorgen Ventilatoren für kompletten Luftaustausch im Klassenzimmer, ohne Temperaturabsenkung und ohne Geräuschkulisse.
Fasst man das von Stöveken aus Ummendorf vorgestellte neuartige Lüftungskonzept zusammen, müsste man fragen: „Warum hat das niemand früher entwickelt?“Bürgermeister Kevin Wiest zeigte sich beim Pressetermin begeistert vom neuen System, auf das er durch einen Presseartikel gestoßen ist: „Ich fand das Konzept einleuchtend. Da ich ohnehin keine mobilen Geräte mag, habe ich Herrn Stöveken eingeladen, das System vorzustellen. Wir haben Schulleiter Tobias Tress, Hausmeister Frank Schweikert und die Elternbeiratsvorsitzende Andrea Jörg mit ins Boot genommen, und alle waren wir überzeugt.“Wiest verwies darauf, dass alle Klassenzimmer mit CO2-Messgeräten ausgestattet sind, wobei der CO2-Wert Aufschluss über die Luftqualität im Raum gebe. Im Winter habe man alle 20 Minuten lüften müssen, was den Unterricht unterbrochen und Kälte in die Klassenzimmer gebracht hätte. „Da wir an unserer Schule in der Regel ohnehin offene Türen haben, passt das System auf unsere Schule optimal“, sagte Bürgermeister Wiest und übergab das Wort an Reiner Stöveken, im unmittelbaren Vorfeld der ersten Ausstattung einer Schule mit diesem System in Alb-Donau-Kreis.
Stöveken, Sicherheitsingenieur für Brand,- Arbeits- und Umweltschutz, erläuterte: „Mobile Geräte sind hochwertiger Maschinenbau, aber man schießt dabei mit Kanonen auf Spatzen.“Ziel sei es doch ausschließlich, die Schadstoffe der im Raum Anwesenden wegzubringen. „Daher kann man sie einfach aus dem Fenster blasen, ganz ohne Filter, und weg sind sie“, so Reiner Stöveken. Die Entwicklung, um den Gedanken umzusetzen, sei vom Ummendorfer
Bürgermeister Klaus B. Reichert angestoßen worden. In Ummendorf war die örtliche Schule sodann die erste Schule, die mit dem neu entwickelten System bestückt wurde. „Seit September 2020 haben wir schon 600 Klassenzimmer mit unserem System bestückt“, freute sich Ingenieur Stöveken und sagte: „Von Knoblauchdampf bis Virus, alles bläst das System zum Fenster hinaus.“Ochsenhausen, Dettingen/ Erms, Göppingen, Schwäbisch Gmünd, Ulm, Neu-Ulm, Tanzschulen, Büros, Kindergärten, Schulen, das System sei schon gut verbreitet, findet aber noch nicht überall Beachtung.
Gegenüber dem Stoßlüften habe das System den Vorteil, dass die Räume nicht auskühlten. Der Energieverbrauch gegenüber einem System mit einem Luftfilter betrage ein
Bruchteil, da keine Kraft dafür verwendet werden müsse, die Luft durch einen Filter zu drücken. Außerdem würden Filter rasch verkeimen und müssten teuer entsorgt werden, obendrein hätten diese inzwischen Lieferprobleme. „Zwei Mal pro Schulstunde bei stets leicht geöffneter Tür die Ventilatoren einschalten genügt, um reine Luft zu erhalten“, fasste Ingenieur Stöveken zusammen. Die geöffnete Tür sei zum Ansaugen von Luft notwendig. Die CO2-Konzentration sinke dabei deutlich ab, die Konzentrationsfähigkeit der Schüler steige dadurch deutlich an. Und die Heizkosten seien spürbar geringer als beim Stoßlüften. „Wir erhalten ein gesundes Raumklima, auch unabhängig von Corona“, sagte Stöveken und ergänzte: „Im Sommer verlässt so auch heiße Luft den Raum.“
Bei Anschaffungskosten von weniger als 6000 Euro brutto für fünf Klassenräume einschließlich Einbau, einen Leseraum sowie die Räumlichkeiten für die Bärenbande und einer Herstellergarantie für die Ventilatoren von zehn Jahren fährt die Christoph-von-Schmid-Schule wesentlich günstiger als jegliches vergleichbare Gebäude mit einer Filtertechnik.
„Vom Knoblauchdampf bis zum Virus, alles bläst das System zum Fenster raus.“Diplom-Ingenieur Reiner Stöveken