Widerstand gegen Parkhaus an der Burg
Stadtverwaltung bringt Bau im Wald an der Wilhelmsburg ins Spiel – Zwei Fraktionen stemmen sich dagegen
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ULM - Die größte Burg Europas liegt versteckt im Wald. Nur eine steile schmale Straße am Ende eines Wohngebiets führt den Michelsberg hinauf zur Wilhelmsburg, die seit 2018 unter dem Motto „Stürmt die Burg“aus einem Dornröschenschlaf geholt werden soll.
Die Ulmer Stadtverwaltung denkt jetzt über ein Parkhaus nach, um den Koloss mit seinen 570 Zimmern auch für den Individualverkehr erreichbar zu machen. Obwohl dieser Einwurf nicht öffentlich im „Arbeitskreis Wilhelmsburg“platziert wurde, gibt es bereits öffentlich formulierten Widerstand.
In einem fraktionsübergreifenden Antrag bezeichnen die Stadträte Martin Rivoir, Martin Ansbacher (SPD), Richard Böker und und Stadträtin Lena Christin Schwelling (Grüne) ein mögliches Parkhaus als weder zeitgemäß, noch sei ein solcher Bau ein Beitrag zur dringend notwendigen Verkehrswende.
Ein Parkhaus mit mehreren Hundert Plätzen, und das auch noch mitten im Wald, widerspreche dem Grundgedanken, dass die Wilhelmsburg „etwas Besonderes“sein muss. Auch dem Ulmer Anspruch an Innovation und Erfindungsgeist widerspreche ein solches Vorhaben fundamental.
Die Erschließung der Wilhelmsburg muss stattdessen aus Sicht der Grünen und der SPD mit öffentlichen Verkehrsmitteln sichergestellt werden. Auf der Hand liegt aber, dass sich die Bus-Verbindungen ändern müssen, sofern die Burg von Besuchern als gut erreichbar eingestuft werden soll: Denn schon jetzt benötigt jeder Besucher inklusive Fußmarsch vom Ulmer Münster bis zur Wilhelmsburg mit einer Tram- und-Bus-Kombination plus Fußmarsch eine knappe halbe Stunde zum Koloss.
Zum Vergleich: In wenigen Jahren ist die Stuttgarter Innenstadt per ZugNeubaustrecke schneller erreicht als die Wilhelmsburg.
Wie die beiden Fraktionen betonen, solle die Wilhelmsburg ein zentraler Ort für die Landesgartenschau 2030 werden, an dem die Besucherinnen und Besucher viel über die Geschichte der Bundesfestung erfahren, das kulturelle Programm im Rahmen der Landesgartenschau genießen. „Und vor allem erleben können, welche Innovationskraft Ulm so besonders macht, und wie diese Stadt im Spannungsfeld von Tradition und Zeitgeist immer wieder neue und mutige Wege geht.“Ganz entscheidend für den Erfolg der Wilhelmsburg und aller Pläne, die Ulm mit diesem besonderen Ort habe, sei die Erschließung.
Die Fraktionen erinnern an eine häufige und ausgiebig geführte Diskussion, die die verschiedensten Ideen hervorbrachte. Von einer Seilbahn bis hin zu Shuttle-Elektrobussen. OB Gunter Czisch wird gebeten, das Thema Erschließung der Wilhelmsburg auf die Tagesordnung des nächsten Bauausschusses zu setzen und die Stadtverwaltung solle vortragen, wie viele PKW-Stellplätze für den Betrieb von Büros, Gewerbeflächen und Gastronomie in dem Labyrinth mit theoretisch 28 000 Quadratmetern Nutzfläche zwingend benötigt werden.
In Anbetracht hier notwendiger Arbeiten erscheint die Diskussion um ein Parkhaus wie ein Klacks: Die 570 Zimmer verteilen sich auf drei Stockwerke, die über eine Wendelrampe verbunden sind. Was renovieren, was im Originalzustand lassen? Der mächtige Innenhof hat eine Fläche von 1,3 Hektar, so groß, dass das Ulmer Münster hier locker Platz finden würde. Klar ist auch: Hier beispielsweise Konzerte im großen Stil zu veranstalten, ist ohne eine weit, weit bessere Erreichbarkeit kaum möglich.
Reinhold Eichhorn, als Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler Mitglied des Arbeitskreises Wilhelmsburg, wundert sich, dass ein paar seiner Kollegen in dieser Sache voran preschen. „Das sind ja ungelegte Eier.“Unter anderem sei die Anbindung der Wilhelmsburg auch für den Individualverkehr von der Verwaltung angeregt worden.
Grundsätzlich lehnt Eichhorn ein Parkhaus nicht ab. „Man sollte es mal untersuchen.“Genauso wie die Möglichkeiten einer Seil- und Zahnradbahn untersucht wurden. „Es fährt halt nicht jeder gerne mit dem Fahrrad oder dem Bus.“
Deswegen spricht sich Eichhorn für eine „ergebnisoffene Diskussion“aus. Ein Parkhaus an der Stuttgarter