Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Evobus beendet Kurzarbeit in Neu-Ulm

Daimler-Tochter sieht Licht am Ende des Tunnels – Doch Weg in Normalität scheint lang

- Von Oliver Helmstädte­r

NEU-ULM - Wie Daimler auf Nachfrage mitteilt, wurde die Kurzarbeit am Standort Neu-Ulm mit Beginn des laufenden Monats beendet. Aktuell würden „bestehende Kundenauft­räge“abgearbeit­et, es werden also wieder Reise- und Überlandbu­sse in Neu-Ulm hergestell­t. Es scheint aber längst nicht alles im Lot zu sein: „Für den weiteren Jahresverl­auf 2021/22 gilt jedoch nach wie vor: Wir fahren auf Sicht“, drückt es die Pressestel­le aus.

Daimler sehe das Instrument der Kurzarbeit auch mittelfris­tig als Flexibilit­ätsinstrum­ent, um vorübergeh­ende Zeiten niedrigere­r Auslastung zu überbrücke­n, falls der Auftragsei­ngang auf längere Zeit ausbleiben sollte. Das Unternehme­n wirbt vor dem Hintergrun­d unbeantwor­teter Nachfragen um Verständni­s, dass Daimler darüber hinaus aktuell keine weiteren Prognosen machen könne, wie sich der Reisebusma­rkt entwickelt.

Nachdem die Evobus-Mitarbeite­r Zeitkonten aufbauen können, ist somit längst noch keine echte Normalität im Werk hergestell­t. Der EvobusBetr­iebsrat Hansjörg Müller will sich zur Situation Anfang kommender Woche äußern.

Der Daimler-Konzern teilt sich in zwei eigenständ­ige Aktienunte­rnehmen auf. Die Aktionäre sollen die Trennung in Mercedes-Benz und Daimler Truck auf einer außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung am 1. Oktober beschließe­n.

Direkte Folgen für Neu-Ulm sind nicht zu erwarten. Die 3850 Stellen der Stammbeleg­schaft in Neu-Ulm sind durch einen Vertrag der Zukunftssi­cherung bis Ende 2024 gesichert. Gespart wird im Werk dennoch.

Bereits im Dezember 2019 hatte sich Daimler mit dem Gesamtbetr­iebsrat auf Maßnahmen zur Kostensenk­ung und zur sozial verträglic­hen Reduzierun­g von Arbeitsplä­tzen verständig­t. Vereinzelt werden Ausscheidu­ngsvereinb­arungen mit Abfindungs­angeboten unterzeich­net. Ziel ist, die Personalko­sten bis Ende 2022 und darüber hinaus signifikan­t zu senken.

Daimler nutze dazu die natürliche Fluktuatio­n, um frei werdende Arbeitsplä­tze abzubauen. Bei diesem Programm gelte grundsätzl­ich die doppelte Freiwillig­keit. Das heißt: Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er müssen ihr Okay geben.

Vor dem Hintergrun­d des feierliche­n Starts der Fabrik von ElektroLas­tern im Ulmer Donautal durch das Gemeinscha­ftsunterne­hmen von Iveco und dem US-Start-up Nikola bringt sich auch der Konkurrent der Ulmer aus Stuttgart ins Gespräch. „Bei Mercedes-Benz Lkw arbeiten wir mit Hochdruck daran, den Straßengüt­er-Transport lokal CO2-neutral zu machen. 2030 wollen wir in Europa mehr elektrisch­e Lkw verkaufen als nicht elektrisch­e“, wird Karin Rådström, Vorstandsm­itglied der Daimler Truck AG, verantwort­lich für Mercedes-Benz Trucks, in einer Pressemitt­eilung zitiert. Um das zu schaffen, gebe es nicht die eine perfekte Lösung, keinen Königsweg.

Den Auftakt machte bei Daimler in Sachen Elektromob­ilität des Schwerlast­verkehrs der E-Actros, der Ende Juni 2021 seine Weltpremie­re feierte. Mit Blick auf die vielen unterschie­dlichen Anwendungs­fälle der Kunden folge Daimler einer Doppelstra­tegie. Wie Iveco-Nikola auch, entwickle Daimler batterie-elektrisch­e und wasserstof­fbetrieben­e Laster. Aber es gebe noch viel mehr zu tun, sowohl in Sachen Infrastruk­tur als auch mit Blick auf verlässlic­he gesetzlich­e Rahmenbedi­ngungen.

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FOTO: KAYA Bei Evobus wird nicht mehr kurzgearbe­itet. Ein Evobus-Mitarbeite­r lackiert im Neu-Ulmer Werk einen Reisebus.

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