Evobus beendet Kurzarbeit in Neu-Ulm
Daimler-Tochter sieht Licht am Ende des Tunnels – Doch Weg in Normalität scheint lang
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NEU-ULM - Wie Daimler auf Nachfrage mitteilt, wurde die Kurzarbeit am Standort Neu-Ulm mit Beginn des laufenden Monats beendet. Aktuell würden „bestehende Kundenaufträge“abgearbeitet, es werden also wieder Reise- und Überlandbusse in Neu-Ulm hergestellt. Es scheint aber längst nicht alles im Lot zu sein: „Für den weiteren Jahresverlauf 2021/22 gilt jedoch nach wie vor: Wir fahren auf Sicht“, drückt es die Pressestelle aus.
Daimler sehe das Instrument der Kurzarbeit auch mittelfristig als Flexibilitätsinstrument, um vorübergehende Zeiten niedrigerer Auslastung zu überbrücken, falls der Auftragseingang auf längere Zeit ausbleiben sollte. Das Unternehmen wirbt vor dem Hintergrund unbeantworteter Nachfragen um Verständnis, dass Daimler darüber hinaus aktuell keine weiteren Prognosen machen könne, wie sich der Reisebusmarkt entwickelt.
Nachdem die Evobus-Mitarbeiter Zeitkonten aufbauen können, ist somit längst noch keine echte Normalität im Werk hergestellt. Der EvobusBetriebsrat Hansjörg Müller will sich zur Situation Anfang kommender Woche äußern.
Der Daimler-Konzern teilt sich in zwei eigenständige Aktienunternehmen auf. Die Aktionäre sollen die Trennung in Mercedes-Benz und Daimler Truck auf einer außerordentlichen Hauptversammlung am 1. Oktober beschließen.
Direkte Folgen für Neu-Ulm sind nicht zu erwarten. Die 3850 Stellen der Stammbelegschaft in Neu-Ulm sind durch einen Vertrag der Zukunftssicherung bis Ende 2024 gesichert. Gespart wird im Werk dennoch.
Bereits im Dezember 2019 hatte sich Daimler mit dem Gesamtbetriebsrat auf Maßnahmen zur Kostensenkung und zur sozial verträglichen Reduzierung von Arbeitsplätzen verständigt. Vereinzelt werden Ausscheidungsvereinbarungen mit Abfindungsangeboten unterzeichnet. Ziel ist, die Personalkosten bis Ende 2022 und darüber hinaus signifikant zu senken.
Daimler nutze dazu die natürliche Fluktuation, um frei werdende Arbeitsplätze abzubauen. Bei diesem Programm gelte grundsätzlich die doppelte Freiwilligkeit. Das heißt: Arbeitgeber und Arbeitnehmer müssen ihr Okay geben.
Vor dem Hintergrund des feierlichen Starts der Fabrik von ElektroLastern im Ulmer Donautal durch das Gemeinschaftsunternehmen von Iveco und dem US-Start-up Nikola bringt sich auch der Konkurrent der Ulmer aus Stuttgart ins Gespräch. „Bei Mercedes-Benz Lkw arbeiten wir mit Hochdruck daran, den Straßengüter-Transport lokal CO2-neutral zu machen. 2030 wollen wir in Europa mehr elektrische Lkw verkaufen als nicht elektrische“, wird Karin Rådström, Vorstandsmitglied der Daimler Truck AG, verantwortlich für Mercedes-Benz Trucks, in einer Pressemitteilung zitiert. Um das zu schaffen, gebe es nicht die eine perfekte Lösung, keinen Königsweg.
Den Auftakt machte bei Daimler in Sachen Elektromobilität des Schwerlastverkehrs der E-Actros, der Ende Juni 2021 seine Weltpremiere feierte. Mit Blick auf die vielen unterschiedlichen Anwendungsfälle der Kunden folge Daimler einer Doppelstrategie. Wie Iveco-Nikola auch, entwickle Daimler batterie-elektrische und wasserstoffbetriebene Laster. Aber es gebe noch viel mehr zu tun, sowohl in Sachen Infrastruktur als auch mit Blick auf verlässliche gesetzliche Rahmenbedingungen.