Solides Menü an der schönen Donau
Es ist noch nicht lange her, dass die Stadt Sigmaringen einen Pachtvertrag auf unbestimmte Zeit mit Soufyen Charni verlängert hat. Gegenstand dieses Vertrags ist das überaus schön an der Donau gelegenen Bootshaus. Das auffällige Gebäude mit großem Gastgarten verbindet Holz, Stein und Glas in moderner Anmutung. Die Größenverhältnisse gehen dabei durchaus ins Kolossale. Wer hier Feste ausrichtet oder bei vollbesetzter Bestuhlung aufkocht, der muss schon wissen, was er tut. Abläufe in der Küche müssen effizient sein, das Angebot darf nicht zu sehr ausufern, damit es auch kleine Besetzungen – wie heute fast überall üblich – bewältigt bekommen. Das alles ist bisweilen ein Spagat: Im Bootshaus zeigt sich die
Karte einerseits von der schwäbischen Seite, wenn sie Zwiebelrostbraten oder Maultaschen & Co. auflistet. Andererseits wird’s mit zwei Gerichten thailändischer Herkunft international. Und wer so nah am fließenden Wasser gebaut hat, tut gut daran, auch ein bisschen Fisch für die Gäste vorzuhalten. Das Menü beginnt außerordentlich würzig mit einer schönen Maultaschensuppe, die mit einer tadellosen Brühe glänzt. Die Tasche selbst ist ebenfalls gelungen und zeigt üppige Füllung mit überdurchschnittlich hohem Fleischanteil. In Verbindung mit geschmälzten Zwiebeln obenauf vermittelt der Suppenteller ein ausgewogenes Geschmacksbild ohne künstliche Aromen – nur der Nudelteig ist vielleicht ein wenig dick. Etwas schwächer, weil eher nachlässig geputzt und zu lange vor dem Servieren in Dressing gelegen, ist der bunte Blattsalat. Wobei die Salatsoße an sich durchaus Klasse hat – stimmig gewürzt mit leichter Cremigkeit. Auch hier lobenswerterweise nach allem, was der Gaumen wahrnimmt, hausund selbstgemacht.
Die Fischvariation „Bootshaus“versammelt knusprig gebratene Filets von Zander, Forelle und Felchen. Offenbar stand am Tag dieser Aufzeichnungen aber nicht jede Variante fangfrisch zur Verfügung – ein Exemplar lässt aufgrund der allzu festen Textur und Trockenheit auf Tiefkühlware schließen. Vor allem aber die Forelle hat eine sehr schöne Qualität – saftiges Fleisch und sehr krosse Haut. Der dazu gereichte Spinat bringt die klassische Würze von ein wenig Muskat mit. Gebutterte Pertersilienkartoffeln dazu sind überhaupt nicht verkehrt, sondern begleiten ebenso gut wie die milde Weißweinsoße, der wie allen Speisen im Bootshaus nichts Künstliches anhaftet.
Freundlich und ungekünstelt funktioniert übrigens auch der zuvorkommende Service. Die aufmerksame Dame beweist auch bei der Weinempfehlung zum Fisch mit dem staubtrockenen Grauburgunder ein gutes Händchen.
Und zum Schluss? Ein Teller mit Dessertvariationen, die mit Apfelküchle,
Schokoladenkuchen mit flüssigem Kern sowie einer Kugel Nusseis nun keine kulinarische Sensation sind. Auch Apfel- und Orangenschnitze erweisen sich nicht gerade als kreativer Kopfstand. Bis auf die Küchle – tendenziell etwas pappig und nicht luftig-locker, wie frisch gemachter Teig das ermöglicht – eine solide Naschkatzenangelegenheit.
Im Grunde ist für das gesamte Haus der Begriff „Solidität“gut gewählt. Vor allem, weil trotz kleinerer Schwächen und der schieren Größe des Betriebs nichts nach Fertigprodukt schmeckt. Und das ist heute alles andere als selbstverständlich.
Restaurant Bootshaus
In den Burgwiesen 9 72488 Sigmaringen
Tel. 07571-6867100 www.bootshaus-sig.de Geöffnet täglich von 10-22 Uhr. Hauptgerichte 11,90-22,50 Euro.
Weitere www.schwäbische.de
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