Linker Absturz
Alle Träume einer Regierungsbeteiligung geplatzt
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BERLIN - Die Enttäuschung bei den Linken über das schwache Abschneiden bei der Bundestagswahl ist riesengroß. Von der Bildung einer Linkskoalition war am Wahlabend nicht mehr die Rede.
Lange war am Wahlabend nicht klar, ob die Partei nach 9,2 Prozent vor vier Jahren es diesmal überhaupt über die Fünf-Prozent-Hürde schaffen würde. Entsprechend gedrückt war die Stimmung bei der Wahlparty im Festsaal Kreuzberg in Berlin. Als „Schlag in die Magengrube“bezeichnete die Co-Parteivorsitzende Susanne Hennig-Wellsow die Zahlen aus den Hochrechnungen. „Das ist in jeder Hinsicht beschissen. Das ist ein katastrophales Ergebnis“, sagte Jan Korte, parlamentarischer Geschäftsführer der Linken im Bundestag.
Immerhin gab es bis zuletzt die Hoffnung, dass die Linke erneut mehrere Direktmandate holen könnten. 2017 waren es fünf.
Die Linken hätten es bei dieser Wahl offenbar nicht geschafft, als wichtigste Stimme des Ostens wahrgenommen zu werden, sagte Spitzenkandidat Dietmar Bartsch. „Die Zahlen sprechen da eine deutliche Sprache.“
Weitere Gründe für das schwache Abschneiden dürfte neben dem Dauer-Streit der Linken-Führung mit dem einstigen Zugpferd der Partei, Sahra Wagenknecht, auch die Wahlkampfstrategie sein, sich beim Klimaschutz teilweise grüner als die Grünen zu geben. Die Angebote an SPD und Grüne für eine gemeinsame Koalition wurden am Wahlabend zunächst nicht erneuert. Vielmehr betonte Bartsch: „Unser Platz im nächsten Bundestag wird die Opposition sein.“
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow bezeichnete das Abschneiden seiner Partei als „nicht schön“. Ein Grund für das schlechte Abschneiden sieht der einzige Regierungschef der Linken in einem Bundesland darin, dass es der Partei nicht gelungen sei, sich als das soziale Gewissen Deutschlands zu präsentieren und zu zeigen, dass die Partei „OstThemen“in den Vordergrund stelle. Diese Themen seien der Markenkern der Linken gewesen und müssten das weiterhin sein, sagte Ramelow.