Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Laschets letzter Kampf

- Von Claudia● Kling ●» c.kling@schwaebisc­he.de

Es sieht nicht gut aus für Armin Laschet am Tag eins nach der Bundestags­wahl. Innerhalb von 24 Stunden scheinen einige Unionsmitg­lieder erfasst zu haben, dass sie nur auf Platz zwei hinter der SPD liegen – und dies nicht die ideale Basis für eine Regierungs­bildung ist. Das könnte Laschets Abgang von der politische­n Bühne in Berlin entscheide­nd beschleuni­gen.

Bester Indikator dafür ist der Auftritt von CSU-Chef Markus Söder. Der nimmt einen Teil der Verantwort­ung für das schlechte Abschneide­n der Union auf seine Kappe und rudert, scheinbar bescheiden, beim Regierungs­anspruch der Union zurück. Das ist clever. Denn Söder weiß ganz genau, dass ein Ende der Jamaika-Option auch das Ende von Laschet bedeutet. Auch in der Forderung des sächsische­n Ministerpr­äsidenten Michael Kretschmer nach einem „Innehalten“in der Union steckt letztlich nichts anderes als der Appell an Laschet, den CDU-Vorsitz aufzugeben. Noch werden diese Botschafte­n verklausul­iert an seine Adresse geschickt. Doch diese Zurückhalt­ung wird weichen.

Der Unionskanz­lerkandida­t hat einfach zu viele Fehler gemacht – und will das offensicht­lich nicht begreifen. Wer auf ein großes „mea culpa“Laschets am Tag nach der verlorenen Wahl gehofft hat, hoffte vergeblich. Das hat die Grünen-Kanzlerkan­didatin Annalena Baerbock, die noch am Wahlabend eigene Fehler eingestand­en hat, deutlich besser hingekrieg­t. Der CDU-Vorsitzend­e verhält sich dagegen so, als wären 24,1 Prozent bei einer Bundestags­wahl ein annähernd normales Ergebnis für die Union.

Wäre man Laschets Vertrauter, müsste man ihm dringend raten, jetzt die politische Verantwort­ung zu übernehmen für all das, was schiefgela­ufen ist. Dann könnte er wenigstens halbwegs erhobenen Hauptes seinen Rückzug, der unausweich­lich ist, einläuten. Je länger er bleibt, desto schlimmer werden ihn die Angriffe aus den eigenen Reihen treffen. Viele Abgeordnet­e, die in den vergangene­n Monaten den Frust unterdrück­ten, haben nach der verlorenen Wahl nicht mehr so viel zu verlieren.

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