Laschets letzter Kampf
Es sieht nicht gut aus für Armin Laschet am Tag eins nach der Bundestagswahl. Innerhalb von 24 Stunden scheinen einige Unionsmitglieder erfasst zu haben, dass sie nur auf Platz zwei hinter der SPD liegen – und dies nicht die ideale Basis für eine Regierungsbildung ist. Das könnte Laschets Abgang von der politischen Bühne in Berlin entscheidend beschleunigen.
Bester Indikator dafür ist der Auftritt von CSU-Chef Markus Söder. Der nimmt einen Teil der Verantwortung für das schlechte Abschneiden der Union auf seine Kappe und rudert, scheinbar bescheiden, beim Regierungsanspruch der Union zurück. Das ist clever. Denn Söder weiß ganz genau, dass ein Ende der Jamaika-Option auch das Ende von Laschet bedeutet. Auch in der Forderung des sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer nach einem „Innehalten“in der Union steckt letztlich nichts anderes als der Appell an Laschet, den CDU-Vorsitz aufzugeben. Noch werden diese Botschaften verklausuliert an seine Adresse geschickt. Doch diese Zurückhaltung wird weichen.
Der Unionskanzlerkandidat hat einfach zu viele Fehler gemacht – und will das offensichtlich nicht begreifen. Wer auf ein großes „mea culpa“Laschets am Tag nach der verlorenen Wahl gehofft hat, hoffte vergeblich. Das hat die Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock, die noch am Wahlabend eigene Fehler eingestanden hat, deutlich besser hingekriegt. Der CDU-Vorsitzende verhält sich dagegen so, als wären 24,1 Prozent bei einer Bundestagswahl ein annähernd normales Ergebnis für die Union.
Wäre man Laschets Vertrauter, müsste man ihm dringend raten, jetzt die politische Verantwortung zu übernehmen für all das, was schiefgelaufen ist. Dann könnte er wenigstens halbwegs erhobenen Hauptes seinen Rückzug, der unausweichlich ist, einläuten. Je länger er bleibt, desto schlimmer werden ihn die Angriffe aus den eigenen Reihen treffen. Viele Abgeordnete, die in den vergangenen Monaten den Frust unterdrückten, haben nach der verlorenen Wahl nicht mehr so viel zu verlieren.