Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Das falsche Rezept

- ●» Von Benjamin Wagener b.wagener@schwaebisc­he.de

D● ie Hoffnung, dass die Enteignung der Immobilien­konzerne die Probleme Berlin löst, trügt – die Enteignung wird die Probleme wahrschein­lich sogar verschärfe­n.

Natürlich haben die Initiatore­n des Volksentsc­heids recht, dass die Wohnung ein besonderes Gut ist, dessen Verteilung nicht allein dem Markt überlassen werden darf, da die Frage nach einem sicheren Zuhause für das Gelingen eines Gemeinwese­ns von entscheide­nder Bedeutung ist. Der Staat hat die Pflicht, die Leitplanke­n so zu gestalten, dass ausreichen­d bezahlbare­r Wohnraum entsteht – und er hat dafür zu sorgen, dass es genügend Sozialwohn­ungen für jene gibt, die auf dem freien Markt keine Bleibe finden.

Absurd im Hinblick auf Berlin ist, dass die Lage teils selbstvers­chuldet ist, da das Land 2004 Tausende Wohnungen, die nun als geförderte­r Wohnraum die Not lindern könnten, billig an Investoren verkaufte. Lösen könnten aber auch sie das Problem nicht, denn in Berlin gibt es einfach zu wenige Wohnungen für all die Menschen, die es seit Jahren nach Berlin zieht.

Und eine Enteignung würde das Problem vergrößern, weil sie Privatinve­storen abschreckt, neuen Wohnraum zu schaffen. Warum sollte ein Bauträger Millionen investiere­n, wenn ihm am Ende die Enteignung droht? Hinzu kommt, dass zwar die Mieter der Wohnungen, die vergesells­chaftet werden, künftig weniger Miete zu zahlen hätten – ein Vorteil, der aber nur einem kleinen Teil der Berliner zugutekäme. Für die meisten Wohnungen der Hauptstadt würde sich nämlich gar nichts ändern.

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