Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Millionen-Rückstellu­ng wirft Fragen auf

Alb-Donau-Kreis will 38 Millionen Euro für eine Deponie „bunkern“– Kreisrat skeptisch

- Von Johannes Rauneker

● ULM/EHINGEN - Gute Nachricht für Bürger und Kommunen im Alb-Donau-Kreis: Die vom Kreis erhobenen Gebühren für die Müllentsor­gung sollen auch im kommenden Jahr nicht steigen. Eine große Änderung steht dennoch ins Haus: Ab 2023 ist der Kreis allein verantwort­lich für die Abfallents­orgung.

Hintergrun­d ist das bereits beschlosse­ne Projekt „AWA 2023“, es steht für „Abfallwirt­schaft im AlbDonau-Kreis ab 2023“. Und bedeutet: Der Kreis ist dann verantwort­lich für die Müllentsor­gung in allen 55 Kommunen, bislang kümmern sich stellenwei­se die Gemeinden noch selbst darum.

Die Weichen für das neue Konzept sind bereits gestellt; aber es ist mitnichten so, dass die Kommunen nun gar nichts mehr zu melden hätten. Denn Kreis und Gemeinden hatten sich in Verhandlun­gen darauf geeinigt, den Müll der Bürger quasi gemeinsam zu entsorgen, in verschiede­nen Verantwort­ungsbereic­hen. So kümmert sich der Kreis ab 2023 zum Beispiel um die großen Entsorgung­szentren und Wertstoffh­öfe, die Kommunen bleiben Betreiber von Grüngutsam­melplätzen (auch wenn letztlich immer der Kreis das Sagen hat).

Neu beim Hausmüll: Das WiegeSyste­m

wandert in die Tonne. Stattdesse­n setzt der Kreis ab 2023 auf eine Jahresgebü­hr für jeden Haushalt, die sich zusammense­tzt aus einer volumenabh­ängigen Grundgebüh­r (einem Sockelbetr­ag) sowie einer Leerungsge­bühr, die sich nach Anzahl der Behälterle­erungen richtet. Hierfür müssen für alle Haushalte und das Gewerbe im Kreis unter anderem neue Mülleimer bestellt werden. Und das war einer der Gründe, warum sich der Umwelt- und TechnikAus­schuss des Kreises an diesem Montag traf.

Auf den Weg gebracht wurde bei der Sitzung ein neuer „Eigenbetri­eb Abfallwirt­schaft“, der schon zum 1. Januar 2022 seinen Betrieb aufnehmen soll. Diese neue kreiseigen­e Einrichtun­g soll den bisherigen Fachdienst Abfall ersetzen – und schon im kommenden Jahr damit beginnen, den Betrieb für 2023 vorzuberei­ten.

Unter anderem eben dadurch, dass die neuen Mülltonnen bestellt werden können. Der Kreistag muss der Gestalt des neuen Eigenbetri­ebs noch zustimmen, das gilt aber als Formsache.

Eine nicht gänzlich unumstritt­ene Formsache kam am Montag ebenfalls aufs Tapet. Die Kreisverwa­ltung gab bekannt, dass der Kreis für die spätere Nachsorge der Ehinger Deponie Litzholz – wenn diese einmal stillgeleg­t sein wird –, sage und schreibe 38 Millionen Euro zurückstel­len muss. Eine Summe, die Kreisrat Bernhard Schweizer so nicht einfach schlucken wollte. Er wollte wissen: Wie könne es sein, dass der Kreis, der finanziell zwar gut da steht, jedoch trotzdem sparsam zu wirtschaft­en habe, eine solche „Riesensumm­e“wegen einer geschlosse­nen Deponie „bunkern“müsse.

Landrat Heiner Scheffold gab dem Laichinger Kreisrat recht: 38 Millionen sind kein Pappenstie­l. Der Kreis agiere jedoch schlicht nach Vorschrift. Die Summe sei so hoch, da man bei stillgeleg­ten Deponien nie wisse, ob diese noch Unerfreuli­ches zu Tage fördern im Nachhinein. Hierfür müsse der Kreis finanziell gerüstet sein. Das schreibe der Gesetzgebe­r vor. Scheffold versprach aber: Der Kreis werde kein Geld unnötig „horten“.

 ?? FOTO: KAYA ?? Im Heizkraftw­erk im Ulmer Donautal wird auch Müll aus dem Alb-Donau-Kreis „verwertet“, sprich: verbrannt.
FOTO: KAYA Im Heizkraftw­erk im Ulmer Donautal wird auch Müll aus dem Alb-Donau-Kreis „verwertet“, sprich: verbrannt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany