Aussiedlerhof hilft bei Notwasserversorgung
Gemeinde Rottenacker fixiert die Lösung für eine seit Langem bestehende Lücke
ROTTENACKER (reis) - Seit vielen Jahren bemüht sich die Gemeinde Rottenacker – auch auf Druck des Landratsamts – um eine sinnvolle Notwasserversorgung. Mit der Ansiedlung eines Aussiedlerhofs zwischen Neudorf und Deppenhausen ergab sich nun eine kostengünstige Chance, die Lücke zu stopfen. Der Gemeinderat machte in seiner Sitzung am Dienstag einen Knopf an das Projekt, das die Gemeindekasse um rund 300 000 Euro erleichtern wird.
„Rottenacker hat schon eine moderne Wasserversorgung“, sagte Stephan Schranz vom gleichnamigen Ingenieurbüro, das mit der Projektplanung beauftragt ist, einleitend. Allerdings sei es nachvollziehbar, wenn das Gesundheitsamt für den nicht völlig unwahrscheinlichen Fall einer Betriebsstörung – sei es durch Stromausfall, einen chemischen Unfall oder einen technischen Fehler – mehr als nur eine fliegende Ersatzversorgung (also frei verlegte Leitungen) oder die Wasserlieferung durch Tanklastzüge verlangt. Man spricht bei so etwas von einem Katastrophenfall, für den man dauerhafte technische Vorkehrungen treffen müsse. Die Notwendigkeit habe sich zuletzt an Silvester 2014 gezeigt, als eine Förderpumpe ausgefallen war.
Nachdem sich mehrere Varianten, darunter der Anschluss an die Bussenwasserversorgungsgruppe, als nicht realisierbar oder nicht wirtschaftlich erwiesen hatten, kam die Ansiedlung eines Aussiedlerhofs zwischen Deppenhausen und dem Rottenackener Ortsteil Neudorf wie gerufen. Mit der Stadt Ehingen und dem Betreiber des Hofs einigte sich die Gemeinde Rottenacker über die Mitnutzung des Wasseranschlusses für den landwirtschaftlichen Betrieb.
„Auch der Landwirt hatte größtes Interesse daran, sich die Kosten für die Leitung vom Hydrantenschacht Deppenhausen bis zu seinem Hof mit einem Partner zu teilen“, erklärte Schranz. Wobei die Teilung so aussieht, dass die Gemeinde Rottenacker zum einen die Mehrkosten für besagten Abschnitt übernimmt, die dadurch entstehen, dass die Gemeinde einen höheren Wasserdruck benötigt als der Hof, und zum anderen die Kosten für den zweiten Abschnitt vom Aussiedlerhof bis zum Hochbehälter Neudorf. Die Betriebskosten bemessen sich am tatsächlichen Verbrauch der jeweiligen Parteien. Die Stadt Ehingen verlange keine Anschlusskosten, dafür die Einrichtung einer Fernüberwachung des Einlaufs in den Hochbehälter, um bei einem größerem Wasserabfluss die Ursache schnell erkennen zu können.
Dass der Hof eine Rund-um-die Uhr-Wasserversorgung benötige, sei „die Absicherung für uns, dass die Leitung für die Notversorgung auch funktioniert“, erklärte der Ingenieur.
Allerdings müsse die Gemeinde immer wieder auch Wasser durch den zweiten Abschnitt zwischen dem Hof und Neudorf in den Hochbehälter schicken, um eine Verkeimung der Leitung zu verhindern. „Wir haben für rund 350 000 Euro ein zweites Standbein, eigentlich eine Vollversorgung. Das ist ein super Angebot“, so das Fazit von Stephan Schranz.
Dem pflichtete Bürgermeister Karl Hauler bei. Zwar hätte man bei Verbrauchs-Spitzenzeiten in der Notversorgung ein kleines Defizit im lieferbaren Volumen, das man nur vorübergehend mit der Reserve aus dem Hochbehälter auffangen könnte. Doch sollte der Fall eintreten, läge es auch an den Bürgern, etwas sparsamer mit dem Wasser zu sein. Und die Kosten für die Gemeinde würden dank eines Landeszuschusses in Höhe von rund 45 000 Euro – gerechnet hatte man allerdings mit 68 000 Euro – auf rund 300 000 Euro sinken. Ein Betrag, der auch im Haushalt eingestellt ist.