Wenn der Heli vor dem Münster landet
Ulmer Luftretter feiern: zweitälteste Luftrettungsstation Deutschlands
ULM (thhe) - Kurz nach 7 Uhr hat am Freitag der Rettungshubschrauber „Christoph 22“zur Landung auf dem Ulmer Münsterplatz angesetzt. Ausnahmsweise war der Anlass kein Notfall, sondern ein freudiger. Die Ulmer Luftretter feiern im November ihr 50-jähriges Bestehen. Ulm ist damit die zweitälteste Luftrettungsstation in Deutschland.
1993 übernahm die ADAC-Luftrettung den Betrieb des Hubschraubers, das medizinische Personal stellt seit 50 Jahren die Bundeswehr. Am Ulmer Bundeswehrkrankenhaus liegt auch der Stützpunkt. Über die Jahrzehnte wurde in Ulm immer wieder an Innovationen in der Notfallmedizin gearbeitet, einer ihrer Motoren, Professor Matthias Helm, wurde am Donnerstagabend in den Ruhestand verabschiedet.
Am Freitag wurde der Hubschrauber der Öffentlichkeit zur ausgiebigen Besichtigung auf dem Münsterplatz freigegeben, außerdem zeigte das BwK seinen Intensivtransportwagen, in dem Schwerverletzte auch während der Fahrt wie in einer Intensivstation versorgt werden können. Hunderte Interessierte nutzten die Chance, vor dem Hubschrauber bildeten sich immer wieder Warteschlangen.
Im Stadthaus wurde parallel dazu das 6. Mitteleuropäische Luftrettungssymposium mit knapp 200 Teilnehmern von Norwegen bis Italien veranstaltet. In zahlreichen Vorträgen und Diskussionen ging es darum, wie die Luftrettung verbessert werden kann. Großes Thema: die
Ausweitung der Flugzeiten in den Abend hinein. Benjamin Hesse (ADAC-Luftrettung) erklärte die Not der Retter: „Warum darf ich Oma Erna im Winter um 21 Uhr nicht retten, aber im Sommer schon?“
Technisch hat der ADAC aufgerüstet mit starken Scheinwerfern am Hubschrauber und Nachtsichtgeräten an den Pilotenhelmen. In jedem Bundesland müssen nun Verhandlungen mit den Innenministerien geführt werden, um die Genehmigungen zu bekommen.
Einen der eindrucksvollsten Beiträge lieferte Hubschrauberpilot Achim Keck. Vier Tage lang rettete er Menschen im Ahrtal unter besonderen Bedingungen. Fotos und Videos des zerstörten Gebiets von oben ließen es im Saal des Stadthauses still werden, auch wenn die SymposiumsTeilnehmer selbst erfahrene Retter sind. In den ersten Stunden der Flutkatastrophe
holten die Luftretter des ADAC 36 Menschen von ihren Dächern.
Abgerundet wurde der Festtag der Ulmer Luftretter durch eine Spende des Ulmer Möbelhauses Prinz über 7500 Euro für den Förderverein „Traumateam“, der die Fortbildung in der Notfallmedizin unterstützt. Am 6. November wird zum 50jährigen Jubiläum ein virtueller Tag der offenen Türe stattfinden.