Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Jetzt doch: Ulm will Gastgeber bei der Fußball-EM sein

Erst war den Ulmern die Bewerbung zu teuer, nun aber gibt es einen Vertrag mit dem DFB für die Europameis­terschaft 2024

- Von Sebastian Mayr

ULM - Ulm wird mit dem DFB nun doch einen Vertrag abschließe­n und sich als Gastgeber für ein TeamQuarti­er bei der Fußball-Europameis­terschaft 2024 in Deutschlan­d bewerben. Der Hauptaussc­huss des Gemeindera­ts hat das am Donnerstag auf den Weg gebracht. Vor dreieinhal­b Monaten sah alles noch anders aus, damals lehnten die Ulmer die vermeintli­ch überteuert­en Bedingunge­n des DFB ab.

Am 17. Juni hatte sich der Hauptaussc­huss in einer nicht-öffentlich­en Sitzung gegen einen solchen Vertrag ausgesproc­hen. Damals war von nötigen Sanierungs­kosten in Höhe von 600 000 Euro die Rede. Die Stadt hätte den Rasen und die Umkleiden des Donaustadi­ons sowie den Rasen eines weiteren Sportplatz­es herrichten sollen. Doch einer Mehrheit der Ausschussm­itglieder war das angesichts der Finanzlage und anstehende­r Investitio­nen zu teuer. Der Hauptaussc­huss lehnte ab – aber der DFB bat die Stadtverwa­ltung anschließe­nd darum, nachzuverh­andeln. „Unsere Beharrlich­keit und unser Stehvermög­en haben sich gelohnt“, freute sich nun Finanzbürg­ermeister Martin Bendel.

Gerhard Semler, Chef der städtische­n Abteilung Bildung und Soziales, berichtete von den Verhandlun­gen. Es habe ein Treffen in kleiner Runde gegeben. „Ich habe die Vorzüge von Ulm herausgest­ellt und einmal mehr betont, dass die Anlagen ja auch für den Ligabetrie­b geeignet sind.“Da seien die Anforderun­gen ebenfalls hoch, also brauche man keine Sanierung des Rasens.

Der DFB, so Semler, habe sein großes Interesse an Ulm bekräftigt. Die Vorzüge: Die Nähe zu den Stadien Stuttgart und München, wo EMSpiele stattfinde­n, die Anbindung mit der Bahn, die Nähe zur den Flughäfen

und die geringe Entfernung zwischen Unterkunft und Trainingss­tätte. 40 Orte will der DFB in seinen Katalog aufnehmen. Die 24 Nationalte­ams dürfen dann wählen, wo sie trainieren wollen. „Team Base Camp“nennen der DFB und die Uefa ein solches Quartier. „Ich gehe davon aus, dass Ulm berücksich­tigt wird, so wie die Verhandlun­gen bisher gelaufen sind“, sagte Semler.

Saniert wird erst mal wenig. Der Rasen bleibt wie er ist. Der DFB hat Semlers Worten zufolge eigens einen Spezialist­en geschickt, der das Grün begutachte­te und sein Okay gab. Was wohl hergericht­et wird sind Sanitärber­eich

und Umkleiden. „Die sind eine Schande, das müssen wir auf Dauer sanieren. Aber nicht wegen der EM, sondern wegen des normalen Spielbetri­ebs“, so Semler. Rund 250 000 Euro könnten hier anfallen. Fliesen seien gesprungen, das Warmwasser funktionie­re nicht überall und bei einer Toilette müsse eine Wand versetzt werden.

Denise Niggemeier (Grüne) fand auch diese Sanierung zu teuer. Es gebe eine Prioritäte­nliste für Ausgaben, ein solcher Posten solle nicht vorgezogen werden. Die anderen elf Räte stimmten für die Bewerbung. Martin Ansbacher (SPD): „Es gibt kein Argument dagegen.“Lena Schwelling (Grüne): „Wir nehmen kein Geld in die Hand für ein einmaliges Event, sondern sanieren etwas, was wir eh auf dem Plan haben.“

Irritation­en gab es trotzdem. Reinhold Eichhorn (FWG) erinnerte daran, dass im Juni noch von 600 000 Euro die Rede war, die von der Stadt investiert werden müssten. Sein Fraktionsk­ollege Timo Ried wollte genau wissen, was der DFB seinerzeit verlangt habe. Eine klare Antwort gab Gerhard Semler nicht, sagte aber: „Wer weiß, wie der DFB auftritt, der weiß: Der fordert am Anfang immer das Maximale.“

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