Jetzt doch: Ulm will Gastgeber bei der Fußball-EM sein
Erst war den Ulmern die Bewerbung zu teuer, nun aber gibt es einen Vertrag mit dem DFB für die Europameisterschaft 2024
●
ULM - Ulm wird mit dem DFB nun doch einen Vertrag abschließen und sich als Gastgeber für ein TeamQuartier bei der Fußball-Europameisterschaft 2024 in Deutschland bewerben. Der Hauptausschuss des Gemeinderats hat das am Donnerstag auf den Weg gebracht. Vor dreieinhalb Monaten sah alles noch anders aus, damals lehnten die Ulmer die vermeintlich überteuerten Bedingungen des DFB ab.
Am 17. Juni hatte sich der Hauptausschuss in einer nicht-öffentlichen Sitzung gegen einen solchen Vertrag ausgesprochen. Damals war von nötigen Sanierungskosten in Höhe von 600 000 Euro die Rede. Die Stadt hätte den Rasen und die Umkleiden des Donaustadions sowie den Rasen eines weiteren Sportplatzes herrichten sollen. Doch einer Mehrheit der Ausschussmitglieder war das angesichts der Finanzlage und anstehender Investitionen zu teuer. Der Hauptausschuss lehnte ab – aber der DFB bat die Stadtverwaltung anschließend darum, nachzuverhandeln. „Unsere Beharrlichkeit und unser Stehvermögen haben sich gelohnt“, freute sich nun Finanzbürgermeister Martin Bendel.
Gerhard Semler, Chef der städtischen Abteilung Bildung und Soziales, berichtete von den Verhandlungen. Es habe ein Treffen in kleiner Runde gegeben. „Ich habe die Vorzüge von Ulm herausgestellt und einmal mehr betont, dass die Anlagen ja auch für den Ligabetrieb geeignet sind.“Da seien die Anforderungen ebenfalls hoch, also brauche man keine Sanierung des Rasens.
Der DFB, so Semler, habe sein großes Interesse an Ulm bekräftigt. Die Vorzüge: Die Nähe zu den Stadien Stuttgart und München, wo EMSpiele stattfinden, die Anbindung mit der Bahn, die Nähe zur den Flughäfen
und die geringe Entfernung zwischen Unterkunft und Trainingsstätte. 40 Orte will der DFB in seinen Katalog aufnehmen. Die 24 Nationalteams dürfen dann wählen, wo sie trainieren wollen. „Team Base Camp“nennen der DFB und die Uefa ein solches Quartier. „Ich gehe davon aus, dass Ulm berücksichtigt wird, so wie die Verhandlungen bisher gelaufen sind“, sagte Semler.
Saniert wird erst mal wenig. Der Rasen bleibt wie er ist. Der DFB hat Semlers Worten zufolge eigens einen Spezialisten geschickt, der das Grün begutachtete und sein Okay gab. Was wohl hergerichtet wird sind Sanitärbereich
und Umkleiden. „Die sind eine Schande, das müssen wir auf Dauer sanieren. Aber nicht wegen der EM, sondern wegen des normalen Spielbetriebs“, so Semler. Rund 250 000 Euro könnten hier anfallen. Fliesen seien gesprungen, das Warmwasser funktioniere nicht überall und bei einer Toilette müsse eine Wand versetzt werden.
Denise Niggemeier (Grüne) fand auch diese Sanierung zu teuer. Es gebe eine Prioritätenliste für Ausgaben, ein solcher Posten solle nicht vorgezogen werden. Die anderen elf Räte stimmten für die Bewerbung. Martin Ansbacher (SPD): „Es gibt kein Argument dagegen.“Lena Schwelling (Grüne): „Wir nehmen kein Geld in die Hand für ein einmaliges Event, sondern sanieren etwas, was wir eh auf dem Plan haben.“
Irritationen gab es trotzdem. Reinhold Eichhorn (FWG) erinnerte daran, dass im Juni noch von 600 000 Euro die Rede war, die von der Stadt investiert werden müssten. Sein Fraktionskollege Timo Ried wollte genau wissen, was der DFB seinerzeit verlangt habe. Eine klare Antwort gab Gerhard Semler nicht, sagte aber: „Wer weiß, wie der DFB auftritt, der weiß: Der fordert am Anfang immer das Maximale.“