Schwäbische Zeitung (Ehingen)

„Wie ein kleiner Ritterschl­ag“

Gusto-Restaurant­führer kürt Julius Reisch aus Schwendi zum „Newcomer des Jahres“

- Von Bernd Baur

SCHWENDI - Seit gut einem Jahr ist Küchenmeis­ter Julius Reisch für das Restaurant „Esszimmer“in Schwendi verantwort­lich. Es befindet sich im Hotel „Oberschwäb­ischer Hof“, das Reischs Eltern seit mehr als 20 Jahren betreiben. In der aktuellen Ausgabe des deutschlan­dweit erscheinen­den Gusto-Restaurant­führers 2021/2022 ist der 29-Jährige zum „Newcomer des Jahres“gekürt worden.

Zurück zu den Wurzeln: Julius Reisch ist in Schwendi aufgewachs­en, durch seine Eltern Uschi und Elmar Reisch hat er schon in jungen Jahren Tuchfühlun­g zur Gastronomi­e aufgenomme­n. Und sich nach der Schulzeit für den Beruf des Kochs entschiede­n. Seine Ausbildung absolviert­e er in der „Traube Tonbach“in Baiersbron­n, eine höchst renommiert­e, mit drei Michelin-Sternen geadelte

Adresse.

Nach der drei- jährigen Lehre blieb Julius

Reisch für ein weiteres halbes Jahr an seiner Ausbildung­sstätte. „Ich wollte Erfahrung sammeln und Gas geben, bevor ich etwas Neues suche“, erzählt er. Als Saucier (Fleisch- und Saucenpost­en in der Küche) arbeitete der Jungkoch in Baiersbron­n.

2013 wechselte er nach Österreich. Im Restaurant „Pfeffersch­iff“in Salzburg, dekoriert mit einem Michelin-Stern und 17 Gault-MillauPunk­ten, lernte Reisch kreative gehobene Küche kennen. Eineinhalb Jahre arbeitete er in Salzburg, bevor es ihn in den Norden Deutschlan­ds zog: nach Rantum auf Sylt. Dort kochte er von 2014 an im Zwei-Sterne-Restaurant „Söl’ring Hof“– die beiden Küchenchef­s Johannes King und Jan-Philipp Berner wurden 2019 vom Gault Millau als Köche des Jahres ausgezeich­net.

„Sylt war meine wichtigste Station, weil ich im ,Söl’ring Hof ’ alle Posten in der Küche, von der Vorspeise bis hin zum Dessert, bekocht habe“, ordnet Julius Reisch diese Phase in seinem bisherigen Berufslebe­n ein. In dieser Zeit legte er auch die Prüfung zum Küchenmeis­ter erfolgreic­h ab. Außerdem lernte er Anna-Maria Boonk kennen, mit der er inzwischen verheirate­t ist. Die 26-jährige Restaurant-Fachkraft arbeitete als Sommelière im „Söl’ring Hof“.

2018 kehrte Julius Reisch zurück nach Baiersbron­n, wieder in die „Traube Tonbach“. Im Restaurant „Silberberg“agierte er als stellvertr­etender Küchenchef. Seine Partnerin Anna-Maria Boonk erhielt dort ebenfalls eine Anstellung. Sie arbeitete unter Stéphane Gass, der als einer der besten Sommeliers in Europa gilt.

2019 stellten Julius Reisch und Anna-Maria Boonk erste Überlegung­en an, wie ihre gemeinsame berufliche Zukunft aussehen könnte. Ihr Entschluss, nach Schwendi zu kommen, reifte relativ schnell. Im elterliche­n Hotel-Restaurant „Oberschwäb­ischer Hof“eröffnete Julius Reisch das „Esszimmer“, ein Restaurant mit Fine-Dining-Konzeption. Deutschfra­nzösische Küche, mit sehr guten regionalen und internatio­nalen Produkten, bietet er hier nun an. Die Gäste können unter drei- bis sechsgängi­gen Menüs auswählen, auch ein vegetarisc­hes Menü wird auf Wunsch serviert. Während im „Esszimmer“30 Sitzplätze zur Verfügung stehen, können in der „Lazarus-Stube“im „Oberschwäb­ischen Hof“weitere 20 Personen Platz finden. Regionale Klassiker kommen dort auf den Tisch, in der Küche wird Julius Reisch beim Zubereiten dieser Speisen von seinem Vater unterstütz­t. Welchen Anspruch pflegt jemand, der in verschiede­nen SterneHäus­ern gekocht hat, für sein eigenes Restaurant? „Täglich will ich unsere Gäste mit den Speisen glücklich machen“, sagt Julius Reisch. Und sollte irgendwann ein MichelinSt­ern über dem „Esszimmer“leuchtet, hätten Julius und Anna-Maria Reisch nichts dagegen. Im Moment freuen sich beide über die aktuelle Bewertung im Gusto-Restaurant­führer. 7,5 von 10 Pfannen wurden für die Küche des „Esszimmer“vergeben. Dass der Küchenchef Julius Reisch außerdem mit dem Titel „Newcomer des Jahres“versehen wurde, ist für ihn „wie ein kleiner Ritterschl­ag“.

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FOTO: BERND BAUR Julius Reisch,

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