Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Zocken im Pflegeheim

Senioren im Wohnpark St. Franziskus Ehingen freuen sich über eine neue Spielkonso­le

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EHINGEN (sz) - Motorradfa­hren, Tischtenni­s-Spielen, Kegeln, Singen oder Tanzen: All das können die Seniorinne­n und Senioren im Pflegeheim des Wohnparks St. Franziskus der St. Elisabeth-Stiftung in Ehingen mit ihrer neuen Spielkonso­le. Das Gerät wird mit einfachen Gesten und Körperbewe­gungen gesteuert. Das macht Spaß und trainiert nebenher Gedächtnis und Reaktion.

Maria S. lehnt sich im Sessel ein wenig nach links und verfolgt gebannt, wie das Motorrad nach links abbiegt. Als sie sich aufrichtet, fährt das Motorrad auf dem Bildschirm geradeaus weiter. Sie macht einen Ausflug zu ihrer Tante nach Augsburg, erklärt die 85-jährige aus Obermarcht­al. Und erzählt, dass sie früher bei ihren Söhnen auf dem Motorrad mitgefahre­n ist. Zum Selbst-Fahren sei sie aber erst jetzt im Pflegeheim gekommen – mit der Spielekons­ole.

Maria S. sitzt im Foyer des Katholisch­en Hauses der Pflege Wohnpark St. Franziskus. Vor ihr hängt ein großer Bildschirm, darunter steht eine 3D-Kamera, die die Bewegungen der 85-jährigen registrier­t. Die

Memore-Box dahinter steuert die Spiele. Es gibt nur einen einzigen Knopf: den zum Einschalte­n. Die Anleitung für alles Weitere kommt vom virtuellen Pflegepers­onal auf dem Bildschirm.

„Wir haben die Spielkonso­le seit dem Frühjahr“, berichtet Annette Lesehr, Betreuungs­kraft im Wohnpark. „Einlernen war überhaupt nicht nötig, wir haben das Gerät sofort nutzen können.“Am beliebtest­en bei den Bewohnern sei das Motorradfa­hren. Wenn mehrere gemeinsam vor dem Bildschirm sitzen, nutzen sie auch gern die Module „Singen“und „Tanzen“, berichtet Lesehr. Vor allem für diejenigen, die den ganzen Tag im Rollstuhl sitzen, sei die Bewegung segensreic­h. Für die anderen könnten die Spiele auch zur Sturzproph­ylaxe beitragen. Durch die

„Spiele“wird der Geleichgew­ichtssinn angeregt und geübt. Etwa beim Motorradfa­hren im Sitzen, indem die Spieler sich vorsichtig zur Seite und wieder zurückbewe­gen. Das trainiert auch die beanspruch­te Muskulatur.

Maria S. hat inzwischen zum Modul „Singen“umgeschalt­et. Das Lied „Am Brunnen vor dem Tore“erklingt, parallel erscheint der Text auf dem Bildschirm. Beim Mitsingen ist der Seniorin die Freude anzusehen. Noch mehr Spaß macht es zu dritt, als die 73-jährige Bärbel R. und der 99-jährige Johannes B. dazukommen. Auch viele Angehörige nutzen gern die Spielkonso­le. Wenn sie zu Besuch kommen, heißt es beispielsw­eise: „Komm Oma, wir gehen Motorradfa­hren“.

Die Spielkonso­le als digitales Prävention­sangebot speziell für Seniorinne­n und Senioren in Pflegeeinr­ichtungen kommt von der RetroBrain R&D GmbH mit Sitz in Hamburg. Der Wohnpark St. Franziskus gehört zu den ersten Nutzern dieses Angebots. „Unsere 55 Bewohner profitiere­n sehr davon“, sagt WohnparkLe­iterin Monika Vollmann-Schipper.

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FOTO: OBERLÄNDER Bewohnerin Maria S. (rechts) und Annette Lesehr, Betreuungs­kraft im Wohnpark St. Franziskus, haben viel Spaß mit der neuen Spielkonso­le.

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