Die Union als Bittsteller
Solange geredet wird, darf er bleiben. Das ist die Basis, auf der CDU-Chef Armin Laschet derzeit um die Gunst der kleinen Wahlgewinner Grüne und FDP buhlt. Das ist für den Vorsitzenden einer Partei, die sich bis dato als letzte verbliebene Volkspartei definiert hat, nahezu bemitleidenswert. Doch aus Mitleid werden die Grünen einem Bündnis mit der Union nicht zustimmen. Dass sie diese Option überhaupt im Spiel halten, spricht vielmehr für ihr strategisches Vorgehen bei der Partnerwahl. Von der SPD ist schlicht mehr Entgegenkommen zu erwarten, wenn Schwarz-Grün-Gelb nicht ganz vom Tisch ist. Eine allzu verbindliche Farbfestlegung kann deshalb auch nicht im Sinne der Liberalen sein, den anderen kleinen Königsmachern.
Dass es am Ende zu einer JamaikaKoalition kommt, ist indes wenig wahrscheinlich. Die große Mehrheit der Grünen will eine Ampel. Und selbst FDP-Chef Christian Lindner, der seit Monaten auch bei Tage vom Finanzministerium träumt, wird sich nicht für ein Bündnis mit Wahlverlierern verkämpfen. Ein Ministerposten ist ihm so oder so sicher, sollte die FDP in die nächste Regierung eintreten. Da mag es menschlich zwischen Lindner und Laschet harmonieren, in der Spitzenpolitik geht es am Ende des Tages um das eigene Ansehen und den Machtanspruch der Partei. Für freundschaftliche Verbundenheit ist da kein Platz.
In den Umfragen, die auch nach der Bundestagswahl rege erhoben werden, ist Laschets Schicksal schon längst besiegelt. Selbst diejenigen, die noch die Union gewählt haben, fordern mehrheitlich seinen Rücktritt. Es scheint fast so, als würde der CDU-Chef für alle Fehler verantwortlich gemacht, die der Partei seit Jahren unterlaufen sind. Das mag mit Blick auf seine kurze Amtszeit nicht gerecht sein, aber das zählt nicht. Laschet kann die Stimmung in der Bevölkerung – und in seiner eigenen Partei – nicht ignorieren. Die Herausforderungen in Deutschland sind riesig, das hat auch er ein ums andere Mal betont. Mit einem Kanzler, der von Anfang an angezählt ist, dürfte es schwierig werden, sie anzugehen.