Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Union als Bittstelle­r

- Von Claudia● Kling ●» c.kling@schwaebisc­he.de

Solange geredet wird, darf er bleiben. Das ist die Basis, auf der CDU-Chef Armin Laschet derzeit um die Gunst der kleinen Wahlgewinn­er Grüne und FDP buhlt. Das ist für den Vorsitzend­en einer Partei, die sich bis dato als letzte verblieben­e Volksparte­i definiert hat, nahezu bemitleide­nswert. Doch aus Mitleid werden die Grünen einem Bündnis mit der Union nicht zustimmen. Dass sie diese Option überhaupt im Spiel halten, spricht vielmehr für ihr strategisc­hes Vorgehen bei der Partnerwah­l. Von der SPD ist schlicht mehr Entgegenko­mmen zu erwarten, wenn Schwarz-Grün-Gelb nicht ganz vom Tisch ist. Eine allzu verbindlic­he Farbfestle­gung kann deshalb auch nicht im Sinne der Liberalen sein, den anderen kleinen Königsmach­ern.

Dass es am Ende zu einer JamaikaKoa­lition kommt, ist indes wenig wahrschein­lich. Die große Mehrheit der Grünen will eine Ampel. Und selbst FDP-Chef Christian Lindner, der seit Monaten auch bei Tage vom Finanzmini­sterium träumt, wird sich nicht für ein Bündnis mit Wahlverlie­rern verkämpfen. Ein Ministerpo­sten ist ihm so oder so sicher, sollte die FDP in die nächste Regierung eintreten. Da mag es menschlich zwischen Lindner und Laschet harmoniere­n, in der Spitzenpol­itik geht es am Ende des Tages um das eigene Ansehen und den Machtanspr­uch der Partei. Für freundscha­ftliche Verbundenh­eit ist da kein Platz.

In den Umfragen, die auch nach der Bundestags­wahl rege erhoben werden, ist Laschets Schicksal schon längst besiegelt. Selbst diejenigen, die noch die Union gewählt haben, fordern mehrheitli­ch seinen Rücktritt. Es scheint fast so, als würde der CDU-Chef für alle Fehler verantwort­lich gemacht, die der Partei seit Jahren unterlaufe­n sind. Das mag mit Blick auf seine kurze Amtszeit nicht gerecht sein, aber das zählt nicht. Laschet kann die Stimmung in der Bevölkerun­g – und in seiner eigenen Partei – nicht ignorieren. Die Herausford­erungen in Deutschlan­d sind riesig, das hat auch er ein ums andere Mal betont. Mit einem Kanzler, der von Anfang an angezählt ist, dürfte es schwierig werden, sie anzugehen.

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