Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Harte Verhandlun­gen, veganer Mozzarella und blumige Reden

Grüne und FDP haben Gespräche mit Union und SPD abgeschlos­sen – Wichtige Erkenntnis­se aus den Sondierung­srunden

- Von Ellen Hasenkamp, Igor Steinle und Dorothee Torebko

BERLIN - Jetzt sind auch Grüne und Union durch. Die Sondierung­srunde für die neue Bundesregi­erung, sie ist geschafft. Es ging um Fragen wie Klima, Steuern, Schulden und den Mindestloh­n. Offen ist weiter, ob Grüne und FDP nun konkreter mit der SPD über eine Ampelbündn­is sprechen wollen oder mit der Union über eine Jamaika-Koaltion. Eine Momentaufn­ahme der Verhandlun­gen.

Der aktuelle Stand:

Es habe auch viel Trennendes gegeben, sagte Robert Habeck (Grüne). Gegensätze, die Armin Laschet (CDU) wiederum für überwindba­r hält. Und Markus Söder (CSU) erinnerte an „spannende“Gespräche mit der FDP. Das Gespräch mit den Grünen fand er nun fast „noch spannender“, weil es allen viel „Denksport“abverlange, wie man die Zukunft weiterentw­ickeln könnte. Mit ernster Miene standen die Parteichef­s von Grünen, CDU und CSU am Dienstag vor den Kameras und verkündete­n mit sehr großen Worten sehr wenig. Die Union ist gewillt, über Jamaika zu sprechen, die Grünen tendieren nach wie vor zur Ampel mit SPD und Liberalen . Was nun wird, klären die Parteigrem­ien. Anders als auf Twitter, wo politische­r Streit gerne mit Spott und Häme ausgetrage­n wird, ist Instagram vor allem als Plattform für schöne, unverfängl­iche Bilder bekannt. Das Medium bestimmte in diesem Fall die Botschaft: Seht her, bei uns herrscht Harmonie und keiner sticht durch.

Die Tagungsort­e:

Früher kamen die Sondierer in Landesvert­retungen mit Säulen, Steinboden und Halleffekt zusammen. Heute treffen sie sich im „Helix Hub“und im „Euref Campus“, also in Start-up-Büros, die auf digitale Zukunft machen, oder auf einem Gelände, wo Energie lokal aus Windkraft erzeugt wird und autonome Busse herumfahre­n: Weg mit dem preußische­n Prachtbau, hin zum Neuen, Frischen, Hippen. Auf dem Weg in die limettig-zitronige Zukunft.

Der größte Fehler:

Das dürfte rückblicke­nd betrachtet wohl der Machtanspr­uch von Armin Laschet am Wahltag gewesen sein. Was gegen 19 Uhr am Sonntag – auch angesichts der zu der Zeit noch etwas unklaren Hochrechnu­ngen – als legitime Flucht nach vorn gedacht war, erscheint im Nachhinein als geradezu bizarr. Und ausgerechn­et die bürgerlich­e Union musste sich vorwerfen lassen, durch ihre Nicht-Gratulatio­n an den Wahlsieger jeden bürgerlich­en Anstand vermissen zu lassen. Laschet und Union stecken in der Defensive – und bislang haben sie sich aus dieser Position nicht befreien können.

 ?? FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA ?? Letzte Runde der Vorgespräc­he: Armin Laschet, CDU-Bundesvors­itzender (spricht), Annalena Baerbock und Robert Habeck (links), Bundesvors­itzende der Grünen und Markus Söder (rechts), CSU-Chef, nach dem Treffen ihrer Verhandlun­gsgruppen.
FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Letzte Runde der Vorgespräc­he: Armin Laschet, CDU-Bundesvors­itzender (spricht), Annalena Baerbock und Robert Habeck (links), Bundesvors­itzende der Grünen und Markus Söder (rechts), CSU-Chef, nach dem Treffen ihrer Verhandlun­gsgruppen.

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