Harte Verhandlungen, veganer Mozzarella und blumige Reden
Grüne und FDP haben Gespräche mit Union und SPD abgeschlossen – Wichtige Erkenntnisse aus den Sondierungsrunden
BERLIN - Jetzt sind auch Grüne und Union durch. Die Sondierungsrunde für die neue Bundesregierung, sie ist geschafft. Es ging um Fragen wie Klima, Steuern, Schulden und den Mindestlohn. Offen ist weiter, ob Grüne und FDP nun konkreter mit der SPD über eine Ampelbündnis sprechen wollen oder mit der Union über eine Jamaika-Koaltion. Eine Momentaufnahme der Verhandlungen.
Der aktuelle Stand:
Es habe auch viel Trennendes gegeben, sagte Robert Habeck (Grüne). Gegensätze, die Armin Laschet (CDU) wiederum für überwindbar hält. Und Markus Söder (CSU) erinnerte an „spannende“Gespräche mit der FDP. Das Gespräch mit den Grünen fand er nun fast „noch spannender“, weil es allen viel „Denksport“abverlange, wie man die Zukunft weiterentwickeln könnte. Mit ernster Miene standen die Parteichefs von Grünen, CDU und CSU am Dienstag vor den Kameras und verkündeten mit sehr großen Worten sehr wenig. Die Union ist gewillt, über Jamaika zu sprechen, die Grünen tendieren nach wie vor zur Ampel mit SPD und Liberalen . Was nun wird, klären die Parteigremien. Anders als auf Twitter, wo politischer Streit gerne mit Spott und Häme ausgetragen wird, ist Instagram vor allem als Plattform für schöne, unverfängliche Bilder bekannt. Das Medium bestimmte in diesem Fall die Botschaft: Seht her, bei uns herrscht Harmonie und keiner sticht durch.
Die Tagungsorte:
Früher kamen die Sondierer in Landesvertretungen mit Säulen, Steinboden und Halleffekt zusammen. Heute treffen sie sich im „Helix Hub“und im „Euref Campus“, also in Start-up-Büros, die auf digitale Zukunft machen, oder auf einem Gelände, wo Energie lokal aus Windkraft erzeugt wird und autonome Busse herumfahren: Weg mit dem preußischen Prachtbau, hin zum Neuen, Frischen, Hippen. Auf dem Weg in die limettig-zitronige Zukunft.
Der größte Fehler:
Das dürfte rückblickend betrachtet wohl der Machtanspruch von Armin Laschet am Wahltag gewesen sein. Was gegen 19 Uhr am Sonntag – auch angesichts der zu der Zeit noch etwas unklaren Hochrechnungen – als legitime Flucht nach vorn gedacht war, erscheint im Nachhinein als geradezu bizarr. Und ausgerechnet die bürgerliche Union musste sich vorwerfen lassen, durch ihre Nicht-Gratulation an den Wahlsieger jeden bürgerlichen Anstand vermissen zu lassen. Laschet und Union stecken in der Defensive – und bislang haben sie sich aus dieser Position nicht befreien können.