Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Schlagerst­ar Reim sorgt sich um die jungen Kollegen

Der „Verdammt, ich lieb’ dich“-Sänger befürchtet eine Veränderun­g der Musikszene durch die Corona-Pandemie

- Von Jörg Schurig

DRESDEN (dpa) - Sänger Matthias Reim („Verdammt, ich lieb’ dich“) befürchtet langfristi­ge Auswirkung­en der Corona-Pandemie auf die Musikbranc­he – vor allem für den Nachwuchs. „Auch das Verhalten, das Ausgehverh­alten der Menschen dürfte sich nach dieser Pandemie ändern. Sie werden sich bewusster entscheide­n und vielleicht nur zu den Dingen zurückkehr­en, die sie kennen. Das macht es für Newcomer sehr schwer“, sagte der 63 Jahre alte Sänger nach zwei Konzerten in Dresden. Chancen auf eine relativ schnelle Karriere hätten sich wohl erledigt. „Das wird ein langer Weg.“

Grundsätzl­ich sei er, so Matthias Reim, ein Mensch, der in Krisen auch immer eine Chance sehe. Er habe sich vor der Pandemie ein Gebäude für ein Studio mit Proberäume­n herrichten lassen. Es sei gerade fertig geworden, als die Pandemie begann: „Ich konnte das nutzen, um all die Sachen zu hören, die ich in den vergangene­n Jahren gemacht hatte. Ich habe mir Zeit für mich selbst genommen und wusste: Du brauchst einen Umbruch. Beim nächsten Album, das im Januar erscheint, wird man das hören. Ich hatte noch nie so viel Zeit für Songs wie während der Pandemie.“

„Bis auf zwei Leute habe ich eine komplett neue Band. Wir haben drei Monate lang geprobt. Uns war klar:

Wenn diese Zeit vorübergeh­t, werden sich die Menschen nach einem ,Zurück in die Zukunft‘ sehnen. Das heißt, dass sie sich nach Künstlern und Musik sehnen, mit denen sie Erinnerung­en an eine bessere Zeit verbinden“, sagt Reim.

„Die Musiker waren ausgehunge­rt. Sie hatten auch keine Einnahmen mehr, obwohl sie am Ende des Monats die Wohnung bezahlen und ihre Familien ernähren mussten. Einige waren auf Hartz IV angewiesen. Es war eine Katastroph­e“, weiß der Künstler.

Zwei von Reims Kindern haben unterdesse­n selbst Schlagerka­rrieren begonnen. „Ich rate meinen Kindern ab, ungeduldig zu werden. Der Weg ist das Ziel. Jeder Schritt zählt. Ob es nun ein Videodreh ist oder ob es die ersten Auftritte sind.“Junge Künstler würden in der Regel nicht nach einem Jahr in vollen Stadien singen und dann schon Millionäre sein.

„Man braucht jahrelang gute Songs, muss sich entwickeln und dabei hübsch auf dem Boden bleiben. Erfolg kommt nicht über Nacht, man muss sich das erarbeiten“, sagt der Sänger. Er habe mit „Verdammt, ich lieb’ dich“gleich am Anfang einen großen Hit gehabt, sei aber danach erst einmal wieder in der Versenkung verschwund­en: „Kein Hype dauert ewig. Ein Künstler muss Vertrauen in sich selbst haben. Ich sage immer: ,Nase runter, keine Starallüre­n, benehmt euch.‘“

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FOTO: MARCO STEINBRENN­ER/IMAGO IMAGES Genießt die Rückkehr auf die Bühne nach der Pause aufgrund der Corona-Pandemie: Schlagersä­nger Matthias Reim.

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