Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Was Kent Nagano von Frank Zappa lernte

In seinem neuen Buch „10 Lessons of my Life“erzählt Stardirige­nt Nagano von prägenden Begegnunge­n

- Von Carola Große-Wilde

Was haben die isländisch­e Popkünstle­rin Björk, Musiker Frank Zappa, Dirigent Leonard Bernstein und Komponist Pierre Boulez gemeinsam? Sie alle gehören zu den Persönlich­keiten, die den amerikanis­chen Dirigenten Kent Nagano geprägt haben. In seinem neuen Buch „10 Lessons of my Life“erinnert sich Nagano an diese Menschen, „die mich in Verblüffun­g und Staunen versetzten, die mir Bewunderun­g abverlangt­en und es noch immer tun, die mir allerdings auch etwas beigebrach­t haben, auf das ich mich bis heute beziehe – nicht nur in meiner Arbeit als Musiker, sondern weit darüber hinaus“.

„10 Lessons of my Life“, geschriebe­n mit der Journalist­in Inge Kloepfer, gibt einen Einblick in die Persönlich­keit des Dirigenten Nagano und die Menschen, die ihn auf seinem Weg zu einem der wichtigste­n Dirigenten unserer Zeit begleitete­n. In seiner ersten Lektion berichtet Nagano, seit 2015 Generalmus­ikdirektor und Chefdirige­nt der Hamburgisc­hen Staatsoper, von seiner Begegnung mit der amerikanis­chen OpernDirig­entin Sarah Caldwell (19242006).

Nagano, 1951 im kalifornis­chen Berkeley geboren, war gerade dabei, sich seine „ersten Meriten in der Musikwelt zu verdienen“. Für 59 Dollar in der Woche arbeitete er mit 25 Jahren als Assistent von Caldwell und lernte dort schon sehr früh, was es bedeutet, sein Leben der Kunst zu widmen: „Das Leben als Künstler verlangte eine niemals versiegend­e Energie – das war das Erste, was ich von Sarah lernte und an das ich mich bis heute mehr als lebhaft erinnere.“

Einer seiner wichtigste­n Lehrer wurde der Dirigent und Komponist Leonard Bernstein (1918-1990). Mit 34 Jahren begegnete Nagano ihm zum ersten Mal und der erste Unterricht „wurde zu einer der aufregends­ten und ungewöhnli­chsten Unterricht­seinheiten, die ich je in meinem Leben bekommen habe“. Von ihm habe er gelernt, „die richtigen Fragen zur richtigen Zeit zu stellen“.

Auch von anderen berühmten Persönlich­keiten der Musikgesch­ichte ließ Nagano sich beeinfluss­en, etwa vom französisc­hen Komponiste­n und Dirigenten Pierre Boulez (1925-2016). „Seine Suche nach dem Neuen in der Kunst, nach Komponiste­n, die in der Lage waren, die musikalisc­he Sprache weiterzuen­twickeln oder gar zu revolution­ieren, und natürlich seine eigenen Werke – all das hat maßgeblich dazu beigetrage­n, dass ich mich bis heute mit Faszinatio­n auf zeitgenöss­ische Musik einlasse und unaufhörli­ch Werke in Auftrag gebe“, schreibt Nagano.

Weitere Inspiratio­nen erhielt der Dirigent, der am 22. November seinen 70. Geburtstag feiert, unter anderem von Avantgarde-Musiker Frank Zappa (1940-1993), der eigentlich nicht Rockmusike­r, sondern Komponist werden wollte. Ihm zu Liebe besuchte Nagano „sein erstes und vorerst auch sein letztes Rockkonzer­t“und spielte 1982 mit dem London Symphony Orchestra zwei Alben mit seiner Musik ein. Von ihm lernte er, „dass wahre Künstler kompromiss­los sind und nicht taktieren“.

Zu einer bemerkensw­erten Zusammenar­beit kam es auch mit der isländisch­en Pop-Künstlerin Björk, deren außergewöh­nliche Stimme Dirigent Nagano zufällig in einem MTV-Videoclip im Flugzeug gehört hatte. (dpa)

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FOTO: CHRISTIAN CHARISIUS/DPA Der US-Amerikaner Kent Nagano gehört zu den wichtigste­n Dirigenten unserer Zeit. Seit 2015 ist er Generalmus­ikdirektor und Chefdirige­nt der Hamburgisc­hen Staatsoper.
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