Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Stararchit­ekt David Chipperfie­ld hat den großzügige­n Erweiterun­gsbau schweizeri­sch-solide gestaltet

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Das Kunsthaus Zürich blickt auf eine lange Tradition zurück. Träger ist die Zürcher Kunstgesel­lschaft, die heute etwa 23 000 Mitglieder hat und 1787 gegründet wurde – „nicht von Königen und Fürsten“, wie es heute noch heißt, „sondern von Bürgern, Künstlern und Liebhabern“. Präsidenti­n ist seit Kurzem Anne Keller Dubach. Direktor des Kunsthause­s ist seit 2000 Christoph Becker. 2023 wird ihn die Belgierin Ann Demeester ablösen, die derzeit noch das Frans Hals Museum in Haarlem leitet.

Die Pläne für einen Erweiterun­gsbau des bestehende­n Hauses gehen auf das Jahr 2001 zurück. Die von Anfang an gedeckelte­n Kosten liegen am Ende bei 206 Millionen Schweizer Franken; davon trägt die Stadt Zürich 88 Millionen Franken, 30 Millionen übernimmt der Kanton. Weitere 88 Millionen Schweizer Franken hat die Kunstgesel­lschaft über Spenden eingebrach­t. Der markante Bau mit seiner rhythmisch­en Fassade und seinen großzügige­n Innenräume­n besticht durch seine schweizeri­sch-solide Ausstattun­g. Allein die großen Innentüren sind einen eigenen Blick wert: Jede ist 3,50 Meter hoch, 2,60 Meter breit, 400 Kilogramm schwer und mit edlem Messing beschichte­t. Sparen sieht, erst recht unweit der Bahnhofstr­aße, anders aus. Unter den Sponsoren war eine Einzelspen­de in Höhe von 20 Millionen Franken der Stiftung des milliarden­schweren Unternehme­rs Walter Haefner, der sein Geld mit Autohandel, Software und Rennpferde­n gemacht hat. Nach ihm ist jetzt das große Foyer des Erweiterun­gsbaus benannt. Das Vorhaben lag am Ende zwar im Kosten-, aber nicht mehr im Zeitplan – die Einweihung findet gut ein Jahr später als geplant statt, was aber überwiegen­d der Pandemie geschuldet ist.

In der Stadt Zürich ist der Neubau nicht unumstritt­en: Hatte der Zürcher Gemeindera­t im Jahre 2010 das Vorhaben mit einer Mehrheit von 99 zu drei Stimmen befürworte­t, so ging eine Volksabsti­mmung zwei

Jahre später deutlich knapper aus: Die Mehrheit „pro“lag bei 53,9 Prozent, die „contra“-Seite bei 46,1 Prozent.

Gestaltet hat den Neubau am Heimplatz der Architekt David Chipperfie­ld, der erst jüngst die Sanierung der Neuen Nationalga­lerie in Berlin verantwort­et und das Literaturm­useum der Moderne in Marbach am Neckar entworfen hat. Im Zürcher Neubau soll vor allem die Kunst des 20. Jahrhunder­ts zu sehen sein, neben der Kollektion Bührle weitere Sammlungen und Schenkunge­n. Das Kunsthaus erwartet von dem Projekt eine Steigerung der Besucherza­hlen von derzeit rund 300 000 auf 380 000 jährlich. (leu)

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