Die lustigen Leiden eines Lehrerkindes
Humor ohne Häme und Hass – damit überzeugt der Comedian Bastian Bielendorfer im Ulmer Roxy
ULM - Als Sohn eines Lehrer-Ehepaars hatte Sebastian Bielendorfer keine einfache Kindheit in Bielefeld. Der heute 37-Jährige hat jedoch das Beste daraus gemacht: Als äußerst erfolgreicher Comedian, TV-Gast und Buchautor tourt er seit etwa zehn Jahren durch das Land. Mit Titeln wie „Lehrerkind – Lebenslänglich Pausenhof“oder „Das Leben ist kein Pausenhof“hat sich Bielendorfer dauerhaft in den Bestsellerlisten festgesetzt. 2019 erhielt der Komiker den Deutschen Comedypreis für das beste TV-Soloprogramm. Mit seinem aktuellen Programm „Lustig aber wahr“, das er jüngst im Ulmer Roxy vor rund 200 Besuchern präsentierte, braucht er jedoch keine Pointenschreiber.
Vielmehr erzählt der Lehrersohn aus seinem eigenen Leben, das von peinlichen Momenten nur so strotzt - als er etwa als Kandidat der TVQuizshow „Wer wird Millionär“für die 8000-Euro-Frage seinen Vater anrief: „Was, jetzt braucht der Junge schon den Telefonjoker?“, soll dessen erster Kommentar gewesen sein. Auch die Geschichte des wenig entspannten Familienausflugs mit Bielendorfers Ehefrau und seiner Großmutter im Dreibettzimmer sorgte dementsprechend für Lachsalven im Publikum.
Nicht weniger komisch auch die Anekdote, als Bielendorfer seinem Großvater als begeisterten Chemiker und Bastler an dessen Beerdigung die letzte Ehre in Form eines gigantischen Böllers erweisen wollte. „Das Ding hat einen Krater von einem Meter in den Friedhof gerissen.“Sein differenziertes Verhältnis zu den
Kindern in seiner Verwandtschaft bekundet Bielendorfer nicht nur subtil zwischen den Zeilen: „Lotta ist etwa so groß wie ein Badezimmer Mülleimer“. Auch Gunar, den Waldorfschüler, beschreibt der Comedian wenig schmeichelhaft als „Cordhose mit Brille“.
Seine eigene Kindheit sei jedoch recht einsam gewesen: „Meine Eltern haben mir eine Wurstkette um den Hals gebunden, damit wenigstens die Hunde mit mir spielen.“Natürlich werden auch die Zuschauer dementsprechend mit eingebunden. So auch Franziska und Manuel, ein verlobtes Paar in der ersten Reihe. Seit fünf Jahren seien sie schon zusammen, erzählen sie stolz, und Bielendorfer fordert die beiden zum ultimativen Beziehungstest heraus: „Wenn ihr es schafft, gemeinsam einen Pax-Kleiderschrank von Ikea aufzubauen, ohne dem Partner dabei aus Frust den Imbusschlüssel in den Kopf zu rammen, habt ihr gute Chancen, miteinander glücklich zu werden“, erklärt der Comedian.
Rund zweieinhalb Stunden dauert der reichlich komische Einblick in das Leben eines Lehrerkindes. Humor ohne Häme und Hass, sondern mit liebenswert gezeichneten Charakteren aus dem Ruhrpott, das erleben die Besucher an diesem Abend, der dann umso nachdenklicher mit einem unerwartet klaren Statement zu Ende geht: „Lieben und Lachen ist das, was uns vereint“, erklärt Bielendorfer und ergänzt: „Bei der Geschichte unseres Landes wählen nur Menschen ohne Humor und Herz eine Nazipartei.“Im kommenden Jahr will Bielendorfer mit einem neuen Programm nach Ulm zurückkommen, wie er verspricht.