Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die lustigen Leiden eines Lehrerkind­es

Humor ohne Häme und Hass – damit überzeugt der Comedian Bastian Bielendorf­er im Ulmer Roxy

- Von Andreas Brücken

ULM - Als Sohn eines Lehrer-Ehepaars hatte Sebastian Bielendorf­er keine einfache Kindheit in Bielefeld. Der heute 37-Jährige hat jedoch das Beste daraus gemacht: Als äußerst erfolgreic­her Comedian, TV-Gast und Buchautor tourt er seit etwa zehn Jahren durch das Land. Mit Titeln wie „Lehrerkind – Lebensläng­lich Pausenhof“oder „Das Leben ist kein Pausenhof“hat sich Bielendorf­er dauerhaft in den Bestseller­listen festgesetz­t. 2019 erhielt der Komiker den Deutschen Comedyprei­s für das beste TV-Soloprogra­mm. Mit seinem aktuellen Programm „Lustig aber wahr“, das er jüngst im Ulmer Roxy vor rund 200 Besuchern präsentier­te, braucht er jedoch keine Pointensch­reiber.

Vielmehr erzählt der Lehrersohn aus seinem eigenen Leben, das von peinlichen Momenten nur so strotzt - als er etwa als Kandidat der TVQuizshow „Wer wird Millionär“für die 8000-Euro-Frage seinen Vater anrief: „Was, jetzt braucht der Junge schon den Telefonjok­er?“, soll dessen erster Kommentar gewesen sein. Auch die Geschichte des wenig entspannte­n Familienau­sflugs mit Bielendorf­ers Ehefrau und seiner Großmutter im Dreibettzi­mmer sorgte dementspre­chend für Lachsalven im Publikum.

Nicht weniger komisch auch die Anekdote, als Bielendorf­er seinem Großvater als begeistert­en Chemiker und Bastler an dessen Beerdigung die letzte Ehre in Form eines gigantisch­en Böllers erweisen wollte. „Das Ding hat einen Krater von einem Meter in den Friedhof gerissen.“Sein differenzi­ertes Verhältnis zu den

Kindern in seiner Verwandtsc­haft bekundet Bielendorf­er nicht nur subtil zwischen den Zeilen: „Lotta ist etwa so groß wie ein Badezimmer Mülleimer“. Auch Gunar, den Waldorfsch­üler, beschreibt der Comedian wenig schmeichel­haft als „Cordhose mit Brille“.

Seine eigene Kindheit sei jedoch recht einsam gewesen: „Meine Eltern haben mir eine Wurstkette um den Hals gebunden, damit wenigstens die Hunde mit mir spielen.“Natürlich werden auch die Zuschauer dementspre­chend mit eingebunde­n. So auch Franziska und Manuel, ein verlobtes Paar in der ersten Reihe. Seit fünf Jahren seien sie schon zusammen, erzählen sie stolz, und Bielendorf­er fordert die beiden zum ultimative­n Beziehungs­test heraus: „Wenn ihr es schafft, gemeinsam einen Pax-Kleidersch­rank von Ikea aufzubauen, ohne dem Partner dabei aus Frust den Imbusschlü­ssel in den Kopf zu rammen, habt ihr gute Chancen, miteinande­r glücklich zu werden“, erklärt der Comedian.

Rund zweieinhal­b Stunden dauert der reichlich komische Einblick in das Leben eines Lehrerkind­es. Humor ohne Häme und Hass, sondern mit liebenswer­t gezeichnet­en Charaktere­n aus dem Ruhrpott, das erleben die Besucher an diesem Abend, der dann umso nachdenkli­cher mit einem unerwartet klaren Statement zu Ende geht: „Lieben und Lachen ist das, was uns vereint“, erklärt Bielendorf­er und ergänzt: „Bei der Geschichte unseres Landes wählen nur Menschen ohne Humor und Herz eine Nazipartei.“Im kommenden Jahr will Bielendorf­er mit einem neuen Programm nach Ulm zurückkomm­en, wie er verspricht.

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FOTO: BRÜCKEN Im kommenden Jahr will Bielendorf­er mit einem neuen Programm nach Ulm zurückkomm­en, wie er verspricht.

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