Angeblicher Briefbomber aus Ulm ist wieder frei
Der Mann soll im Februar Paketbomben geschickt haben, doch ein Gutachten entlastet ihn
HEIDELBERG/ULM (sz/seli) - In einem Prozess in Heidelberg, bei dem es um drei verschickte Paketbomben im Frühjahr geht, hat es eine deutliche Wendung gegeben. Der Angeklagte steht aktuell nicht mehr unter dringendem Tatverdacht, zwei Gutachten entlasten den Rentner aus Ulm.
Ihm wurde im Prozess vorgeworfen, im Februar drei Paketbomben an verschiedene Firmen verschickt zu haben – unter anderem an Lidl. Zwei der Bomben explodierten, vier Menschen wurden verletzt. Eine dritte Paketbombe an den Kindernahrungshersteller Hipp im bayerischen Oberpfaffenhofen wurde im Paketzentrum am Münchner Flughafen abgefangen.
Schnell wurde ein mutmaßlicher Täter gefasst, der von Ulm aus die Pakete verschickt haben soll. Die Staatsanwaltschaft machte den angeklagten ehemaligen Elektriker für die Bomben verantwortlich. Er soll die Sprengsätze selbst gebastelt haben. Sie waren so konstruiert, dass sie beim Öffnen der Pakete zündeten und explodierten. Der Täter habe Geld von den Firmen erpressen wollen.
Doch nun entlasten zwei Gutachten den Angeklagten, dessen Haftbefehl aufgehoben wurde. Seit sieben Monaten befand sich der 66-jährige
Mann, der die Tat stets bestritten hat, in Untersuchungshaft.
Im Zuge der Ermittlungen wurden auch etliche Videos von Überwachungskameras in Postfilialen ausgewertet. So war die Polizei auch auf den Rentner aus Ulm als mutmaßlichen Täter gestoßen. Die nun ins Spiel gebrachten Gutachten sollen aber beweisen, dass der Angeklagte nicht der Mann auf den Videos ist. Ein Professor für Anthropologie an der Universität Ulm könne dank seiner technischen Hilfsmittel beweisen, dass etwa der Kopfumfang des Angeklagten nicht mit dem des
Mannes auf dem Video übereinstimme. Darüber berichtete die RheinNeckar-Zeitung.
Der Prozess wird am Freitag vor dem Landgericht Heidelberg fortgeführt. Es stehen weitere Verhandlungstermine an. Ob der Prozess abgekürzt wird, ist unklar.