Freud und Leid nach dem EM-Finale
Tischtennis: Teamgold für Kay Stumper, Silber für Lev Katsman und Vladimir Sidorenko
NEU-ULM - Des einen Freud, der anderen Leid: Gleich drei Akteure des Tischtennis-Bundesligisten TTC Neu-Ulm versammelten sich bei den Europameisterschaften in unterschiedlichen Rollen zur Siegerehrung auf dem Treppchen: Kay Stumper als Mitglied der deutschen Auswahl, die im rumänischen Cluj-Napoca den Titel erfolgreich verteidigte. Eine Stufe tiefer grübelten seine russischen Vereinskollegen Lev Katsman und Vladimir Sidorenko noch immer, ob sie bei dem Turnier in Siebenbürgen Gold verloren oder Silber gewonnen hatten. Beide Sichtweisen waren nach dem spannenden Finale berechtigt.
Der zweite Unterschied: JugendEuropameister Stumper blieb als einziger des DTTB-Quintetts in den fünf Partien ohne Einsatz, musste sich mit der Rolle des Ersatzmanns begnügen. Freilich keiner unwichtigen, besonders als Sparringspartner beim Warmspielen und im Training. Mit Einschränkungen aber: „An den Anfangstagen war ich ziemlich erkältet und nicht bei 100 Prozent“, sagt der 18-Jährige. Gleichwohl äußerte er sich zuversichtlich: „Für mich war es bei den Erwachsenen ja die erste EM, aber sicher nicht die letzte.“
Das dürfte auch für seine kaum älteren TTC-Kollegen Katsman (20) und Sidorenko (19) gelten. „Sie sind sicher eines der kommenden Teams in Europa“, sagt Deutschlands Führungsspieler Patrick Franziska. Die Krönung blieb den jungen Russen aber versagt. Neben den Niederlanden und Österreich hatten sie immerhin die Mitfavoriten Schweden und Frankreich geschlagen, unter anderem mit einem Erfolg Sidorenkos gegen seinen früheren Neu-Ulmer Kollegen Emmanuel Lebesson. Letzterer war daher ebenso nach der Vorrunde raus wie die beiden weiteren TTCAkteure: Tiago Apolonia scheiterte mit Portugal an Dänemark, Ioannis Sgouropoulos mit dem griechischen Team an den favorisierten Schweden.
Bundestrainer Jörg Roßkopf und sein Team waren vor em Finale gewarnt. „Auch der zweite Anzug sitzt“, hieß es zwar seitens der DTTB-Verantwortlichen, die bekanntlich auf ihre etablierten Leistungsträger Dimitrij Ovtcharov und Timo Boll verzichtet hatten. Sie lagen richtig, aber der Anzug war im Finale durchgeschwitzt, im wahrsten Sinne des Wortes. Auch nackte Zahlen unterstreichen, wie knapp Neu-Ulms junge Russen die große Überraschung verpassten. 15:13 gewann Franziska gegen Grebnev nach einer Vielzahl an Weltklasse-Ballwechseln den Entscheidungssatz, im Radsport vergleichbar mit einer Reifenbreite bei einer Tour de France-Etappe. Roßkopf stellte abschließend fest: „Ein ganz großes Finale mit sehr, sehr starken Russen. Aber wir waren noch stärker.“