Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Vom Rock ’n’ Roller zum Schnulzens­änger

Der Todestag von Roy Black jährt sich zum 30. Mal – Wie Fans ihm heute gedenken

- Von Ulf Vogler

BOBINGEN (dpa) - Jahrzehnte­lang gehörte Roy Black zu den größten Unterhaltu­ngsstars in Deutschlan­d, eine treue Fangemeind­e verehrt ihn bis heute. Nun jährt sich der Todestag des Sängers zum 30. Mal. Mit einem Galaabend will Blacks Geburtsort an den Schlagersä­nger erinnern. Zu dem Konzert am 9. Oktober in Bobingen im Landkreis Augsburg wird auch Anita Hegerland erwartet, die vor genau einem halben Jahrhunder­t als zehn Jahre alte Duettpartn­erin zusammen mit Black mit „Schön ist es auf der Welt zu sein“in mehreren Ländern in den Hitparaden landete.

„Ich vermisse Roy noch immer. Wir hatten eine schöne erfolgreic­he Zeit gemeinsam auf der Bühne über viele Jahre“, sagte die norwegisch­e Sängerin kürzlich über ihre Zeit als Kinderstar an der Seite von Black. Hegerland ist bis heute eine gefragte Sängerin, mit Mike Oldfield wurde sie einst auch durch Hits wie „Pictures in The Dark“und „Innocent“internatio­nal bekannt. Bei der Gala wird sie zusammen mit dem Sänger Kay Dörfel auftreten, der sonst auch mit einer Roy-Black-Show tourt.

Das Konzert ist am 9. Oktober in der Bobinger Singoldhal­le geplant. An jenem Tag war im Jahr 1991 Roy Black im Alter von erst 48 Jahren an einem Herzanfall gestorben, nachdem er bereits lange Probleme mit dem Herzen hatte. Black war damals allein in seiner abgelegene­n Fischerhüt­te im oberbayeri­schen Landkreis Mühldorf, sein Bruder fand ihn dort später tot.

Der gebürtige Schwabe hieß eigentlich Gerhard Höllerich. Seit den 1960er-Jahren stürmte er mit Titeln wie „Du bist nicht allein“die Charts, im Sog des Erfolgs wurde der blendend aussehende Künstler auch noch ein Filmstar. Es war kein Geheimnis, dass er mit seinen Schlagern nicht immer ganz glücklich war. Denn ursprüngli­ch hatte Roy Black die Augsburger und die zahlreiche­n in der Stadt stationier­ten US-Soldaten mit seiner Rock 'n' Roll-Band „Cannons“unterhalte­n.

Doch dann habe er mit 22 Jahren „Ganz in Weiß“gesungen, obwohl er gar nicht ans Heiraten gedacht und es nicht so empfunden habe, erinnerte sich der Musiker bei Joachim Fuchsberge­r in der ARD-Talkshow „Heut' abend“im Jahr 1988. Dieser

Titel habe ihn geprägt und aus einem Rock'n'Roller „plötzlich einen deutschen Schnulzens­änger gemacht“, sagte Black unumwunden.

Anfang der 1990er war er nach einigen Auf und Abs beruflich wieder obenauf. Die RTL-Serie „Ein Schloß am Wörthersee“mit dem Sänger in einer der Hauptrolle­n wurde ein großer Erfolg. Privat erlebte Black damals Höhen und Tiefen. Seit Vater war gestorben, seine Freundin hatte die gemeinsame Tochter zur Welt gebracht – wenige Wochen später starb auch der Sänger überrasche­nd.

In Bobingen und im nahen Augsburg erinnern heute Straßen und eine Büste an Black. Pilgerziel für Fans ist aber insbesonde­re sein Grab im Bobinger Ortsteil Straßberg. Immer wieder wird auch die Errichtung eines eigenen Roy-Black-Museums diskutiert, doch in der Verwaltung von Bobingen gibt es keine konkreten Pläne diesbezügl­ich.

Die Kommune würde solch ein Projekt zwar unterstütz­en, habe selbst aber kein Geld, erklärt eine Sprecherin. Ein Museum hänge daher von einem Investor ab. Allerdings gibt es bereits im Museum Oberschöne­nfeld des Bezirks Schwaben eine kleine Roy-Black-Abteilung. Dort können Fans beispielsw­eise den hessischen Bembel besichtige­n, den der Sänger einst für einen Besuch in Heinz Schenks Fernsehsho­w „Zum Blauen Bock“erhielt.

Das Gedenken der Black-Fans nimmt allerdings kontinuier­lich ab. Davon zeugt auch die Internetse­ite promigrab.de, auf der auch an Künstler wie Heinz Erhardt oder Heidi Kabel erinnert wird. Dort gibt es auf rund 220 Seiten zahlreiche Kondolenze­inträge für Black, aber in den vergangene­n Jahren kamen nur wenige hinzu. Vor einigen Wochen schrieb ein Fan aus den Niederland­en noch: „Roy, danke für alles! Auch 2021 ist deine Musik noch wunderbar!“

Die Musik- und Erinnerung­sindustrie zehrt dennoch weiterhin etwas von dem längst verstorben­en Schlagerst­ar. In den Monaten vor dem Jahrestag seines Todes sind mehrere CD-Sammlungen neu erschienen. Und Bewunderer des Künstlers können sich auch im kommenden Jahr wieder täglich von ihm begleiten lassen: Ein Verlag hat bereits wieder den „Sternstund­en Roy Black“-Kalender für 2022 veröffentl­icht.

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ARCHIVFOTO: GRIMM/IMAGO IMAGES Roy Black bei einem Auftritt in der ZDF-Hitparade 1981. Zehn Jahre später stirbt der Sänger im Alter von erst 48 Jahren.
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FOTO: B. WEISSBROD/DPA Jan Josef Liefers war „Praktikant“auf einer Intensivst­ation.

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