Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Hohenlohe-Landrat wird neuer Sparkassen­präsident

Matthias Neth beerbt im Mai 2024 Peter Schneider auf dem einflussre­ichen Posten in Stuttgart – Wahl mit deutlicher Mehrheit

- Von Andreas Knoch

- Einer der einflussre­ichsten Posten in der Finanzbran­che im Südwesten ist neu vergeben worden: Von Mai 2024 an wird der Landrat des Hohenlohek­reises, Matthias Neth, neuer Präsident des Sparkassen­verbands Baden-Württember­g. Die 151 Mitglieder der Verbandsve­rsammlung wählten den gebürtigen Stuttgarte­r am Freitagnac­hmittag mit 77 Prozent der Stimmen.

„Über den großen Vertrauens­beweis durch die Verbandsve­rsammlung freue ich mich sehr“, sagte Neth in einer ersten Reaktion. „Das Amt des Sparkassen­präsidente­n ist eine Herausford­erung, die ich mit Freude und großer Tatkraft angehen werde, auch wenn mir der Abschied aus dem Hohenlohek­reis in 15 Monaten schwerfall­en wird.“

Neth beerbt Peter Schneider, dessen Vertrag Ende April 2024 endet und der nach 18 Jahren als Verbandsvo­rsteher in den Ruhestand geht. „Mit Matthias Neth hat die Verbandsve­rsammlung einen erfolgreic­hen Landrat mit großer administra­tiver und wirtschaft­licher Erfahrung an die

Spitze der Sparkassen-Finanzgrup­pe Baden-Württember­g gewählt“, sagte Schneider nach der Wahl in Stuttgart.

Der Verwaltung­sjurist Neth ist seit 2013 Landrat in Künzelsau und damit auch Vorsitzend­er des Verwaltung­srats der Sparkasse Hohenlohek­reis. Ebenfalls zur Wahl gestellt hatte sich Helmut Riegger. Der gebürtige Sigmaringe­r, seit 2010 Landrat in Calw, gratuliert­e Neth und wünschte ihm für seine Zeit als Präsident des Sparkassen­verbands „eine glückliche Hand“.

Neth, der mit seinen erst 43 Jahren auch für einen Generation­swechsel steht, wird Kopf eines organisato­rischen Geflechts, der bei Weitem nicht nur die 50 Sparkassen im Südwesten mit ihren knapp 30.000 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn führen muss. Er vertritt in dieser Position die komplette Sparkassen­finanzgrup­pe nach außen. Dazu zählen etwa die Landesbank Baden-Württember­g (LBBW), die Sparkassen­versicheru­ng, der Bausparber­eich sowie der Sparkassen­verlag.

Das bringt eine Vielzahl an Ämtern mit sich. Grund, weshalb der Sparkassen­verband darauf pocht,

dass der Nachfolger gut innerhalb der Sparkassen­familie verankert sein muss. Aber eben auch gut vernetzt in die Politik. So sitzt ein Sparkassen­präsident zusammen mit dem Finanzund dem Innenminis­ter und dem OB Stuttgart im Aufsichtsr­at der LBBW.

Für solche Posten ist ökonomisch­er Sachversta­nd Pflicht. Etwa im Kreditgesc­häft. Wenn es um die Frage der Risikovors­orge geht, muss er sich

schon mal in große Kreditfäll­e einlesen. Oder bei der Sparkassen­versicheru­ng mit ihrem milliarden­schweren Anlageport­folio: Das viele Geld muss langfristi­g gewinnbrin­gend und sicher angelegt werden. Bei großen Entscheidu­ngen sitzt da auch der Sparkassen­präsident mit am Tisch.

Das Kompetenzf­eld reicht sogar bis nach Brüssel. Dort ringen die Sparkassen regelmäßig mit der EUKommissi­on.

Nicht nur wegen der überborden­den Bürokratie. Denn der EU sind die öffentlich-rechtliche­n Strukturen des deutschen Sparkassen­systems suspekt – ein Umstand, den Noch-Verbandspr­äsident Peter Schneider regelmäßig auf die Palme bringt. Das macht sich etwa am Einlagensi­cherungssy­stem fest, mit dem der Sparkassen­sektor die Bankeinlag­en seiner Kunden autonom absichert. Die EU will ein supranatio­nales System einführen. Schneider und die Verbandssp­itze in Berlin haben das bisher abwehren können.

Unter anderem wegen solcher Gefechte hatte der scheidende Verbandspr­äsident am Donnerstag auf der Jahrespres­sekonferen­z des Sparkassen­verbands klargemach­t, dass er der Finanzwirt­schaft keine Träne hinterherw­eint. Wegen der Bürokratie müssten die Sparkassen den Großteil ihrer Mitarbeite­r „komplett unprodukti­v beschäftig­en“. Damit komme er nicht mehr klar, so Schneider. Sein Ziel sei daher: „Türe zu, Schlüssel rum und wegschmeiß­en.“Bis dahin wolle er die Zeit aber gerne nutzen, um mit Matthias Neth gemeinsam den Amtswechse­l vorzuberei­ten.

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FOTO: SVBW/INES RUDEL Der Neue und der Alte: Matthias Neth (links) wird am 1. Mai 2024 das einflussre­iche Amt des Sparkassen­präsidente­n in Baden-Württember­g von Peter Schneider übernehmen.

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