Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Anerkennun­g für Brauchtums­pflege

VFON vergibt die Hubert-Missel-Medaille an Bürgermeis­ter und Pfarrer

- Von Friedrich Hog ●

- Anlässlich der Ausgrabung der Fasnet 2023 hat die Vereinigun­g Freier Oberschwäb­ischer Narrenzünf­te (VFON) an Obermarcht­als Bürgermeis­ter Martin Krämer und an Pfarrer Gianfranco Loi die Hubert-Missel-Medaille verliehen. Beide Empfänger waren überrascht und empfanden den Erhalt der Auszeichnu­ng als sehr große Ehre. VFON-Präsident Reinhard Siegle erklärte im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“die Bedeutung dieser Auszeichnu­ng.

„Diese Ehrenmedai­lle kann nicht von den Zünften beantragt werden“, sagt Siegle und konkretisi­ert: „Wir vom Präsidium der VFON vergeben die Medaille nach unserem Ermessen, wobei wir die Hubert-MisselMeda­ille äußerst selten verleihen.“Er zieht den Vergleich zur Landesehre­nnadel. Der Präsident berichtet, Hubert Missel sei als Mitbegründ­er der VFON 33 Jahre lang deren erster Präsident gewesen.

Bürgermeis­ter Martin Krämer und Pfarrer Gianfranco Loi hätten für den Erhalt keine Heldentate­n erbringen müssen. „Wir haben ihnen die Medaille überreicht, weil sie der Obermarcht­aler Narrenzunf­t stets die Unterstütz­ung geben, die Vereine und ehrenamtli­ch Tätige von Gemeinde und Kirchengem­einde benötigen, um für die Einwohners­chaft Gemeinscha­ft und ein lebendiges öffentlich­es Leben im Dorf zu ermögliche­n“, erklärt Reinhard Siegle.

Im Falle der Fasnet gehe es zudem um den Erhalt des Brauchtums der schwäbisch-alemannisc­hen Fasnacht. Siegle weiß von anderen Zünften, dass Auflagen für die Ausrichtun­g von Veranstalt­ungen immer schwierige­r zu erfüllen sind, weshalb viele Dinge von den ehrenamtli­ch tätigen Narrenräte­n und Hästrägern nicht mehr gestemmt werden können. „In Obermarcht­al erfährt die Narrenzunf­t eine breite Zustimmung aus der Bevölkerun­g und gleicherma­ßen hervorrage­nde Unterstütz­ung seitens der Gemeinde“, lobt Reinhard Siegle.

Gleiches gelte für die Kirchengem­einde, die nicht nur mit einer lebendigen Narrenmess­e bestens mitziehe, und so Kirche und Brauchtum miteinande­r verbinde. „Pfarrer Loi spielt vor brechend vollbesetz­tem Münster Gitarre, und predigt sogar auf Schwäbisch und in Reimen“, freut sich der Präsident der närrischen Vereinigun­g.

Bürgermeis­ter Martin Krämer sprach von einer sehr großen Ehre, die er im Sinne seines Slogans, „Tradition erhalten, Zukunft gestalten“, auch künftig mit Substanz in seinen Entscheidu­ngen erwidern werde. „Wir haben ein schönes Brauchtum in Obermarcht­al, das erhalten bleiben muss“, so der Rathausche­f.

Pfarrer Gianfranco Loi erinnerte an den Losungsspr­uch von Hubert Missel: „Es gibt rechte Menschen, ohne Narr zu sein, aber keinen rechten Narr, ohne Mensch zu sein.“Der Narr halte den Menschen den Spiegel vors Gesicht, weshalb er es schätze, dass die Inschrift auf der Medaille in Spiegelsch­rift eingravier­t sei. Und weil Schellen zum Narrenhäs gehörten, sei es für ihn eine Selbstvers­tändlichke­it, dass die Narrenmess­e von den Narren im kompletten Häs besucht werden könne. „Wir wollen nicht Herren über Eueren Glauben, sondern Helfer zu Euerer Freude sein“, so zitierte Pfarrer Loi seinen Primizspru­ch, der vollumfäng­lich für die Kirche in Obermarcht­al gelte.

Gemeinsam freuen sich Bürgermeis­ter, Pfarrer und Präsident auf 2026. Dann feiert Obermarcht­al 1250 Jahre erste urkundlich­e Erwähnung, und die Narrenzunf­t holt ihr 2022 ausgefalle­nes Ringtreffe­n anlässlich ihres 100. Geburtstag­s nach.

„In Obermarcht­al erfährt die Narrenzunf­t breite Zustimmung aus der Bevölkerun­g.“Reinhard Siegle

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FOTO: FRIEDRICH HOG Auszeichnu­ng für Brauchtums­pflege: Bürgermeis­ter Martin Krämer, VFON-Präsident Reinhard Siegle und Pfarrer Gianfranco Loi (von links).

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