Anerkennung für Brauchtumspflege
VFON vergibt die Hubert-Missel-Medaille an Bürgermeister und Pfarrer
- Anlässlich der Ausgrabung der Fasnet 2023 hat die Vereinigung Freier Oberschwäbischer Narrenzünfte (VFON) an Obermarchtals Bürgermeister Martin Krämer und an Pfarrer Gianfranco Loi die Hubert-Missel-Medaille verliehen. Beide Empfänger waren überrascht und empfanden den Erhalt der Auszeichnung als sehr große Ehre. VFON-Präsident Reinhard Siegle erklärte im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“die Bedeutung dieser Auszeichnung.
„Diese Ehrenmedaille kann nicht von den Zünften beantragt werden“, sagt Siegle und konkretisiert: „Wir vom Präsidium der VFON vergeben die Medaille nach unserem Ermessen, wobei wir die Hubert-MisselMedaille äußerst selten verleihen.“Er zieht den Vergleich zur Landesehrennadel. Der Präsident berichtet, Hubert Missel sei als Mitbegründer der VFON 33 Jahre lang deren erster Präsident gewesen.
Bürgermeister Martin Krämer und Pfarrer Gianfranco Loi hätten für den Erhalt keine Heldentaten erbringen müssen. „Wir haben ihnen die Medaille überreicht, weil sie der Obermarchtaler Narrenzunft stets die Unterstützung geben, die Vereine und ehrenamtlich Tätige von Gemeinde und Kirchengemeinde benötigen, um für die Einwohnerschaft Gemeinschaft und ein lebendiges öffentliches Leben im Dorf zu ermöglichen“, erklärt Reinhard Siegle.
Im Falle der Fasnet gehe es zudem um den Erhalt des Brauchtums der schwäbisch-alemannischen Fasnacht. Siegle weiß von anderen Zünften, dass Auflagen für die Ausrichtung von Veranstaltungen immer schwieriger zu erfüllen sind, weshalb viele Dinge von den ehrenamtlich tätigen Narrenräten und Hästrägern nicht mehr gestemmt werden können. „In Obermarchtal erfährt die Narrenzunft eine breite Zustimmung aus der Bevölkerung und gleichermaßen hervorragende Unterstützung seitens der Gemeinde“, lobt Reinhard Siegle.
Gleiches gelte für die Kirchengemeinde, die nicht nur mit einer lebendigen Narrenmesse bestens mitziehe, und so Kirche und Brauchtum miteinander verbinde. „Pfarrer Loi spielt vor brechend vollbesetztem Münster Gitarre, und predigt sogar auf Schwäbisch und in Reimen“, freut sich der Präsident der närrischen Vereinigung.
Bürgermeister Martin Krämer sprach von einer sehr großen Ehre, die er im Sinne seines Slogans, „Tradition erhalten, Zukunft gestalten“, auch künftig mit Substanz in seinen Entscheidungen erwidern werde. „Wir haben ein schönes Brauchtum in Obermarchtal, das erhalten bleiben muss“, so der Rathauschef.
Pfarrer Gianfranco Loi erinnerte an den Losungsspruch von Hubert Missel: „Es gibt rechte Menschen, ohne Narr zu sein, aber keinen rechten Narr, ohne Mensch zu sein.“Der Narr halte den Menschen den Spiegel vors Gesicht, weshalb er es schätze, dass die Inschrift auf der Medaille in Spiegelschrift eingraviert sei. Und weil Schellen zum Narrenhäs gehörten, sei es für ihn eine Selbstverständlichkeit, dass die Narrenmesse von den Narren im kompletten Häs besucht werden könne. „Wir wollen nicht Herren über Eueren Glauben, sondern Helfer zu Euerer Freude sein“, so zitierte Pfarrer Loi seinen Primizspruch, der vollumfänglich für die Kirche in Obermarchtal gelte.
Gemeinsam freuen sich Bürgermeister, Pfarrer und Präsident auf 2026. Dann feiert Obermarchtal 1250 Jahre erste urkundliche Erwähnung, und die Narrenzunft holt ihr 2022 ausgefallenes Ringtreffen anlässlich ihres 100. Geburtstags nach.
„In Obermarchtal erfährt die Narrenzunft breite Zustimmung aus der Bevölkerung.“Reinhard Siegle