Mit der Passion für komplexe Moleküle und Asphalt
Seit Dezember verantwortet Christiane Bardroff im Vorstand von Rentschler Biopharma in Laupheim die Produktion
- Seit Dezember ist Christiane Bardroff Mitglied des Vorstands von Rentschler Biopharma. Als Chief Operating Officer (COO) verantwortet die studierte Biotechnologin und Chemietechnikerin das operative Geschäft des Biopharma-Dienstleisters. Die medizinischen Möglichkeiten der Biotechnologie und die komplexen technischen Prozesse dahinter sind ihr Antrieb, sagt Bardroff. Den Ausgleich zu ihrer Arbeit findet Bardroff auf der Rennstrecke.
Den Weg in die Vorstandsetage bei Rentschler hat Christiane Bardroff quasi im Sprint vollzogen. Erst im Februar 2022 war sie in Laupheim als Abteilungsleiterin für den Bereich Kundenprojekte gestartet, im Mai übernahm sie zusätzlich die Abteilungsleitung klinische und kommerzielle Produktion. Bis Mitte November bekannt wurde, dass die 39Jährige als COO das operative Kerngeschäft des Unternehmens stärken und die Automatisierung der Produktion weiter vorantreiben soll.
Gerade den Standort Süddeutschland samt der angrenzenden Schweiz sieht Bardroff sehr gut aufgestellt, was die Hightech-Branche Biotechnologie betrifft. „Die Bioreaktorkapazität ist hier vergleichbar mit Südkorea oder den USA“, erklärt sie. Das Know-how in Deutschland sei vorhanden, die Unis bilden aus. Aber durch den Fachkräftemangel „buhlen wir hier um die gleichen Menschen, das finde ich gut“, so Bardroff. Daher sei es als Unternehmen wichtig, diesen hochqualifizierten Mitarbeitern ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten. „Verdienst ist für viele nicht mehr erste Priorität“, ist sie überzeugt.
Bei Rentschler schätze sie das Miteinander der Belegschaft. „Ich mag Technik, aber ich liebe Menschen“, sagt Christiane Bardroff. „Es ist wirklich schön, wie die Kollegen mit hoher Eigenverantwortung und Expertise hier füreinander einstehen und agil Dinge voranbringen“, schwärmt sie. „Diese Kultur taugt mir
sehr.“Sie sei stolz, „Teil dieses Miteinanders zu sein“. Besonders fasziniere sie die Geschwindigkeit, mit der in Laupheim Themen angegangen würden. „Unser Anspruch ist, die Anforderungen unserer Kunden schnell umzusetzen“, sagt Bardroff.
Besonders schnell gelang dies beispielsweise bei der Produktion
des Corona-Impfstoffs von Biontech/Pfizer, bei dem Rentschler Teil des Produktionsnetzwerks war. Zwei Milliarden Impfdosen hat das Laupheimer Unternehmen insgesamt produziert. Durch die Pandemie habe sich die innovative mRNA-Technologie im Zeitraffer entwickelt, ist Bardroff sicher. „Was wir durch Corona
in ein paar Monaten geschafft haben, hätte in der Onkologie Jahre gedauert“, ist sie überzeugt. Das sei mutig gewesen – „mutig zur richtigen Zeit“.
Mut und Schnelligkeit: Diese beiden Attribute ziehen sich auch durch das Leben von Christiane Bardroff. Aufgewachsen mit sechs Geschwistern auf einem Bauernhof in Oldenburg, faszinierte sie die Biologie bereits in der Schule. Sie wählte Biologie als Leistungskurs und studierte anschließend Biotechnologie und Chemietechnik in Emden, mit einem Auslandsaufenthalt in China, an der Zhejiang University of Science and Technology in Hangzhou. „China war für mich eine wichtige Erfahrung. Ich wollte die Kultur verstehen und mir das selbst anschauen“, sagt Bardroff. „Das war krass, aber bereichernd, dafür bin ich dankbar.“
Von der Nordsee verschlug es sie 2007 ins bayerische Voralpenland zum Pharma-Konzern Roche nach Penzberg, direkt in die technische Produktion, wo lebende Zellen in Bioreaktoren den Wirkstoff produzieren. In Penzberg übernahm Bardroff schnell Verantwortung, unter anderem für die Automation der Produktionsprozesse. „Das sind sehr komplexe Prozesse, in denen sehr komplexe Moleküle produziert werden“, erklärt sie. „Also Medikamente für schwer kranke Menschen mit Krebs oder einer Autoimmunerkrankung.“Um diese zu erhalten, dauere es meist mehrere Wochen, bis im sogenannten „Upstream-Prozess“aus einer kleinen Menge eingefrorener Zellen eine 3000 Liter Zelllösung gezüchtet wird, die im anschließenden Umkehrprozess auf den reinen Wirkstoff reduziert wird. In ihrem Laupheimer Büro hängt ein
Plakat mit Medikamenten, an deren Entwicklung oder Produktion Bardroff beteiligt war. „Ich bin da echt froh drum, das ist ein toller Job“, sagt sie.
2016 wechselte sie als Abteilungsleiterin für diesen „Upstream-Prozess“zu Teva nach Ulm. Doch anstatt sich hier erneut um Automatisierungsprozesse zu kümmern, wurde sie mit der Leitung des Genesis-Projekts betraut, einer komplett neuen Anlage zur Produktion biotechnologischer Wirkstoffe und mit 500 Millionen Euro die größte Einzelinvestition von Teva bislang. Bis Rentschler-CEO Frank Mathias Kontakt mit ihr aufnahm, und sie für den Job in Laupheim begeistern konnte. Bei Rentschler fasziniere sie, nun als Produzent für die Pharmaindustrie, die Produktion der Wirkstoffe von der anderen Seite zu begleiten und für die Kunden „schnell Lösungen anbieten zu können“.
Geschwindigkeit zieht sich jedoch nicht nur durch die berufliche Laufbahn von Christiane Bardroff. In ihrer Freizeit müssen komplexe Molekülketten zurückstecken, dann überwiegt die Leidenschaft für Asphalt und ihre Motorräder. „Ich arbeite echt gern“, sagt Bardroff. „Aber ich bin leidenschaftliche Motorradfahrerin, das ist meine Passion.“Egal ob eher entspannt auf der Straße oder richtig sportlich auf der Rennstrecke: Auf dem Motorrad könne sie komplett abschalten, „da kann ich nicht an die Arbeit denken“.
Und gerade die Passion fürs Motorrad scheint auch viele Eigenschaften aus Christiane Bardroffs Beruf in sich zu vereinen. Schließlich geht es auch auf der Rennstrecke um Geschwindigkeit, Technik und den Mut zur richtigen Zeit.