Gläubige wandern zum Pfingstgottesdienst aufs Käpelle
Pfarrer Glaser setzt mit markigen Worten Akzente und blickt auf den Ursprung der Kirche
- Seit vielen Jahren ist es für katholische Christen in Ehingen Tradition, den Gottesdienst am Pfingstmontag in freier Natur auf dem Käpelle zu feiern. Vor mehr als 90 Jahren haben ihn damals Kolping und der katholische Arbeiterverein ins Leben gerufen. Nur ganz selten musste man von dieser Tradition abweichen. In großen Scharen waren die Gläubigen zu Fuß oder zumindest vom Parkplatz – mit dem Auto ist der Weg sonntags gesperrt – oder dem Fahrrad, zwei sogar zu Pferd, am frühen Morgen zu der kleinen Kapelle auf dem Stoffelberg gekommen, um das Fest des Heiligen Geistes zu feiern.
Zelebriert wurde der Gottesdienst vom früheren Stadtpfarrer Franz Glaser – inzwischen hochbetagt, trotz Problemen mit den Augen, aber in der Kraft seiner Worte ungebrochen. Nach einem Choral, gespielt von Bläsern der Stadtkapelle unter der Leitung von Frank Zacher, betete Glaser: „Gib, dass deine Kirche ihrer Sendung treu bleibt.“„Nun bitten wir den Heiligen Geist um den rechten Glauben allermeist“, sangen die Gläubigen.
„Pfingsten ist die Geburtsstunde der Kirche. Wichtig ist, was in der Anfangskirche geschehen ist. In einer Zeit, in der ungeheuer viel aufgebaut wurde, haben wir ein wenig vergessen, dass es den inneren Aufbau gibt. Pfingsten bedeutet nicht die erste Urlaubswelle und viele Feste, Pfingsten ist das Versprechen der Wiederkunft Christi“, erinnerte Glaser.
Nur wenige Getreue, wie Maria und die Jünger, hätten Jesus über den Tod hinaus begleitet, so Glaser. „Von Maria können wir einiges lernen für unser Leben. Sie hat einfach ja gesagt und getan, was Gott wollte. Schade, dass Maria außer Kurs in unserem Lande ist. Das ist ein Trugschluss unserer Gesellschaft“sagte Glaser den Gläubigen auf dem Käpelle.
Das Evangelium habe sich durchgesetzt, weil die Apostel sich mit der Kraft des Heiligen Geistes mit ihrer Botschaft durchgesetzt hätten, sagte Glaser weiter. „Petrus und die anderen Jünger haben den Geist herabgef leht auf die Menschen. Dieser Geist hat uns stark gemacht, wir haben die Aufgabe, die Heilige Schrift zeitgemäß auszulegen“, predigte er. „Gott muss wieder lebendig werden. Jeder, der sich zum Mittelpunkt der Welt macht, täuscht sich. Wir als Christen wissen, es ist einer da, der das geschaffen hat. Wir dürfen uns aufgehoben wissen in der Dreifaltigkeit und feiern das Fest des Heiligen Geistes als Stärkung in unserem Leben“, endete Glaser seine eindrucksvolle Predigt.
Nach dem Gottesdienst lud die Stadtkapelle auf der Wiese unterhalb vom Käpelle traditionsgemäß zum Frühstück ein, das von den Musikern auch musikalisch begleitet wurde.