Markante Geschäftshäuser stehen zum Verkauf
Ehinger Immobilienmakler Rothenbacher erklärt den Zustand der Branche
- Kaum ein Thema polarisiert derzeit so stark, wie der Immobilienmarkt. In Ehingen kommt nun aktuell hinzu, dass in der Innenstadt gleich fünf markante Wohn- und Geschäftshäuser zum Verkauf stehen. Wie sich der Markt entwickelt, was gerade aktuell ist - das erklären die beiden Immobilienmakler Elmar und Patrick Rothenbacher, deren Büro nun seit 70 Jahren am Markt ist.
4,430 Millionen Euro - dafür bekommt man derzeit einen ordentlichen Anteil an der Ehinger Innenstadt. Denn gleich fünf markante, innerstädtische Gebäude, teilweise sogar in der berühmten 1a-Lage, werden aktuell von verschiedenen Immobilienbüros über das Internet verkauft. Auch Rothenbacher Immobilien aus Ehingen hat zwei dieser fünf Wohn- und Geschäftshäuser im Portfolio - und zwar das sogenannte Weinmann-Haus der „Tabak-Ecke“(599.000 Euro) in der Ehinger Hauptstraße sowie das sogenannte Schlecker-Haus in der Fußgängerzone, in dem Schuh Maute (880.000 Euro) drin ist. Zwei markante Ehinger Gebäude, die im Besitz von alt-eingesessenen Ehinger Familien sind zumindest noch. Hinzu kommt, dass das Haus Hauptstraße 83 und 85, in dem beispielsweise das „Times“und die Musikschule sind, für 2,2 Millionen Euro verkauft wird. Auch das „HeiligsBlechle“-Haus in den Schwanengasse, rund 120 Jahre alt, steht für
rund 310.000 Euro zum Verkauf, ein paar Meter weiter verkauft die Sparkasse ein laut Exposé „Juwel im Herzen Ehingens“für rund 449.000 Euro direkt neben dem Romer-Haus.
Dass die Verkäufe dieser alten Ehinger Häuser gerade geballt kommen, hat laut Experte Elmar Rothenbacher durchaus nachvollziehbare Gründe. „Viele Geschäftsleute und Einzelhändler haben ein Nachfolge-Problem. Deswegen werden immer wieder solche Häuser in Ehingen verkauft“, erklärt Elmar Rothenbacher, der zusammen mit seinem Sohn Patrick das Büro in Ehingen betreibt. Viele Jahrzehnte lang wurden die Geschäfte in Ehingen an die jeweilige Nachfolgegeneration übergeben - das passiert mittlerweile immer weniger. „Das ist aber ein Umstand, der nicht nur in Ehingen zu beobachten ist“, sagt Elmar Rothenbacher. Auch andere Innenstädte vergleichbarer Größe hätten immer mehr solcher alt-eingesessenen Geschäftshäuser, die zum Verkauf stehen. „Viele Erben wohnen schon gar nicht mehr hier und haben demnach
auch mit Ehingen nichts mehr am Hut. Die verkaufen dann“, so Elmar Rothenbacher, der aber sagt: „Die Häuser in der Ehinger Innenstadt sind fast alle sauber saniert. Wir haben kaum Leerstände, das macht die Häuser für Käufer attraktiv. „Die Ehinger Innenstadt hat einen guten Branchenmix, hat Nahversorger. Das ist für die Geschäfte wichtig, aber auch für die darüberliegenden Wohnungen“, so Rothenbacher.
Investoren, die bei solchen Angeboten zuschlagen, gibt es mehrere. „Wir sind bei unseren Objekten bereits in Gesprächen. Die Investoren wollen die Gebäude kaufen, wenn nötig sanieren und dann vermieten“, sagt Patrick Rothenbacher, der wie sein Vater Elmar guter Dinge ist, dass die markanten Häuser in Ehingen relativ schnell neue Besitzer finden werden.
Beide Makler wissen auch, dass das Thema Wohnen in direkter Innenstadt immer mehr an Bedeutung gewinnt. „Innerstädtische Wohnungen verkaufen oder vermieten sich derzeit sehr gut“, sagt Patrick Rothenbacher, der
wie sein Vater stets einen kritischen Blick auf die Entwicklung des Immobilienmarktes im allgemeinen wirft.
Seit 70 Jahren, 1953 von Franz Rothenbacher gegründet, sind die Rothenbachers nun in der Branche - vor allem in und um Ehingen. „Der Immobilienmarkt war die vergangenen Jahrzehnte schon immer sehr unkonstant. Wir hatten in den 1950er und 1960er Jahren einen enormen Boom und auf einen Schlag war der Boom weg.“Seit 1981 leitet Elmar Rothenbacher das Büro. „Von 1990 bis 1996 hatten wir in Sachen Immobilien einen Wahnsinns-Boom. Und 1996 war es dann wie abgeschnitten“, erinnert sich Elmar Rothenbacher. Äußere Einflüsse wie das Zinsniveau, Inf lation, Wirtschaftskrisen oder die Umstellung von DMark auf Euro hätten sich schon immer auf den Markt ausgewirkt. „Wir hatten 1981 noch einen Hypothekenzins von zwölf Prozent“, erinnert sich Rothenbacher. Dieser liegt heute zwar bei rund vier Prozent, mit einem himmelweiten Unterschied aber. „Früher hat sich das Zinsniveau nicht so schlagartig verändert, wie es nun der Fall ist“, sagt Elmar Rothenbacher und erklärt: „Das Kuriose ist aber, dass der Bedarf ungebremst ist. Die Bestandsimmobilien aber werden billiger.“
Auffällig sei aber dennoch, dass auch immer mehr Menschen in Ehingen in Miete gehen - teilweise auch notgedrungen, weil ein Eigenheim für viele derzeit einfach finanziell kaum realisierbar ist. „Auf dem Mietwohnungsmarkt tut sich in Ehingen gerade sehr viel. Borst ist ein gutes Beispiel, aber auch andere Investoren bauen. Allerdings entstehen gerade Wohnungen eher im höheren Segment mit einem Quadratmeterpreis von rund zehn Euro. Der klassische soziale Wohnungsbau bleibt fast aus“, so Patrick Rothenbacher.
Dass sich Deutschland oder gar die Region in einer Immo-Blase befinden, verneinen Vater und Sohn indes vehement. „Da gibt es keine Blase, die platzen kann. Und die Region hier ist wirtschaftlich sehr gut aufgestellt“, so Elmar Rothenbacher.