Radschnellwege nehmen erste Hürde
Radler sollen von Erbach und Blaustein schneller nach Ulm gelangen
- Zwischen Blaustein und Illertissen sowie Ulm und Erbach könnten sich zukünftig deutlich mehr Pendler aufs Fahrrad setzen. Eine Machbarkeitsstudie im Auftrag des Regionalverbands Donau-Iller kam zu dem Ergebnis, dass sich für große Teile dieser Abschnitte der Bau eines Radschnellwegs lohnen würde. Die Kostenschätzung für den bevorzugten Trassenverlauf liegt bei rund 45 Millionen Euro.
Lena Helmes vom Kölner Planungsbüro Via stellte den Mitgliedern des Planungsausschusses im Biberacher Landratsamt nun die Ergebnisse der Studie vor. Ein Radschnellweg sei das Premiumprodukt unter den Radwegen, sagte Helmes. Dabei orientieren sich die Radler im Idealfall auf vier Meter breiten Fahrbahnen an grünen Fahrbahnlinien und Hinweisschildern.
Um den Weg zu Arbeit oder Schule direkter, schneller und sicherer zu gestalten, müssen auch sogenannte Knotenpunkte entschärft werden. Dazu schlägt die Studie beispielsweise in Ulm im Bereich B 28/Kurt-SchumacherRing den Bau einer Unterführung vor. In der Ortsdurchfahrt Blaustein sieht das Konzept eine schmalere Fahrbahn vor. Erbach verlassen die Radler wiederum über land- und forstwirtschaftliche Wege, die teilweise ausgebaut werden sollen. Insgesamt entfällt auf den Wegebau rund die Hälfte der veranschlagten 45,4 Millionen Euro.
Um den hohen Standard eines Radschnellwegs zu rechtfertigen und Förderkriterien zu erfüllen, seien allerdings einige Bedingungen zu erfüllen, so Helmes. Dazu gehört, dass die Strecke mindestens Potenzial für mehr als 2000 Radfahrten pro Tag bieten muss. 78 Prozent der untersuchten Strecke erfüllen diese Anforderungen laut Machbarkeitsstudie.
Die beiden beteiligten Planungsbüros empfehlen, zwischen Blaustein und Senden und
Ulm und dem Industriegebiet Donautal die Planung einer Radschnellverbindung weiterzuverfolgen. Für den Abschnitt von Senden über Vöhringen und Bellenberg nach Illertissen sowie vom Industriegebiet Donautal nach Erbach wird die Umsetzung einer sogenannten Radvorrangroute empfohlen, die nahtlos in die Radschnellverbindung übergehen soll. Die schmaleren Radvorrangrouten sind für 500 bis 2000 Radfahrten pro Tag ausgelegt und sollen ebenfalls eine sichere und zügige Befahrbarkeit ermöglichen. „Für den Radfahrer macht es nicht so viel aus“, versicherte Helmes.
Das Gesamtprojekt schneidet mit einem Kosten-Nutzen-Faktor von 2,44 ab. Das sei ein „sehr gutes“Ergebnis, sagte Helmes. Projekte mit einem Faktor über eins gelten als volkswirtschaftlich sinnvoll. Den Kosten für Bau und Unterhalt stehen in der Berechnung eine Reisezeitersparnis,
eingesparte Umweltkosten, positive Auswirkungen auf die Gesundheit der zukünftigen Nutzer und niedrigere Fahrzeugbetriebskosten gegenüber.
Bei der Ermittlung des 42,6 Kilometer langen Streckenvorschlags wurde ein insgesamt 126 Kilometer langes Wegenetz analysiert. Dabei zogen die Planungsbüros zahlreiche Führungsmöglichkeiten in Betracht, setzten sich selbst aufs Rad, untersuchten Straßenbreiten und berücksichtigten zukünftige Planungen der Kommunen. Zudem fand ein Workshop für die lokalen Radund Umweltverbände sowie engagierte Radfahrer statt, die ihre Ortskenntnisse einbrachten. „Der Linienverlauf ist aber nicht in Stein gemeißelt, Veränderungen sind möglich“, sagte Helmes.
Der Ulmer Bürgermeister Tim von Winning dankte dem Regionalverband, die Grundfragen für einen möglichen Radschnellweg beantwortet zu haben. Das sei auf
kommunaler Ebene nicht möglich. Der Neu-Ulmer Kreisrat Franz Schmid sagte: „Ich denke, es herrscht Einigkeit, dass wir das Vorhaben weiterverfolgen.“Das unterstrich der Planungsausschuss mit einem einstimmigen Votum. Die Städte, Gemeinden und Landkreise sind nun aufgefordert, über das weitere gemeinsame Vorgehen zu beraten. Zudem wurde die Geschäftsstelle des Regionalverbands aufgefordert, die Kommunen bei den nächsten Schritten zu unterstützen.
Der Machbarkeitsstudie ging vor vier Jahren eine Potenzialanalyse für die wichtigsten Pendlerachsen im Verbandsgebiet voraus. Diese Analyse ermittelte damals insgesamt 14 Korridore, die Potenzial für eine Radschnellverbindung haben könnten. Dazu zählt auch die Achse Biberach–Warthausen. Wie der Regionalverband mitteilt, könnten weitere Machbarkeitsstudien folgen.