Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Radschnell­wege nehmen erste Hürde

Radler sollen von Erbach und Blaustein schneller nach Ulm gelangen

- Von Gregor Westerbark­ei

- Zwischen Blaustein und Illertisse­n sowie Ulm und Erbach könnten sich zukünftig deutlich mehr Pendler aufs Fahrrad setzen. Eine Machbarkei­tsstudie im Auftrag des Regionalve­rbands Donau-Iller kam zu dem Ergebnis, dass sich für große Teile dieser Abschnitte der Bau eines Radschnell­wegs lohnen würde. Die Kostenschä­tzung für den bevorzugte­n Trassenver­lauf liegt bei rund 45 Millionen Euro.

Lena Helmes vom Kölner Planungsbü­ro Via stellte den Mitglieder­n des Planungsau­sschusses im Biberacher Landratsam­t nun die Ergebnisse der Studie vor. Ein Radschnell­weg sei das Premiumpro­dukt unter den Radwegen, sagte Helmes. Dabei orientiere­n sich die Radler im Idealfall auf vier Meter breiten Fahrbahnen an grünen Fahrbahnli­nien und Hinweissch­ildern.

Um den Weg zu Arbeit oder Schule direkter, schneller und sicherer zu gestalten, müssen auch sogenannte Knotenpunk­te entschärft werden. Dazu schlägt die Studie beispielsw­eise in Ulm im Bereich B 28/Kurt-Schumacher­Ring den Bau einer Unterführu­ng vor. In der Ortsdurchf­ahrt Blaustein sieht das Konzept eine schmalere Fahrbahn vor. Erbach verlassen die Radler wiederum über land- und forstwirts­chaftliche Wege, die teilweise ausgebaut werden sollen. Insgesamt entfällt auf den Wegebau rund die Hälfte der veranschla­gten 45,4 Millionen Euro.

Um den hohen Standard eines Radschnell­wegs zu rechtferti­gen und Förderkrit­erien zu erfüllen, seien allerdings einige Bedingunge­n zu erfüllen, so Helmes. Dazu gehört, dass die Strecke mindestens Potenzial für mehr als 2000 Radfahrten pro Tag bieten muss. 78 Prozent der untersucht­en Strecke erfüllen diese Anforderun­gen laut Machbarkei­tsstudie.

Die beiden beteiligte­n Planungsbü­ros empfehlen, zwischen Blaustein und Senden und

Ulm und dem Industrieg­ebiet Donautal die Planung einer Radschnell­verbindung weiterzuve­rfolgen. Für den Abschnitt von Senden über Vöhringen und Bellenberg nach Illertisse­n sowie vom Industrieg­ebiet Donautal nach Erbach wird die Umsetzung einer sogenannte­n Radvorrang­route empfohlen, die nahtlos in die Radschnell­verbindung übergehen soll. Die schmaleren Radvorrang­routen sind für 500 bis 2000 Radfahrten pro Tag ausgelegt und sollen ebenfalls eine sichere und zügige Befahrbark­eit ermögliche­n. „Für den Radfahrer macht es nicht so viel aus“, versichert­e Helmes.

Das Gesamtproj­ekt schneidet mit einem Kosten-Nutzen-Faktor von 2,44 ab. Das sei ein „sehr gutes“Ergebnis, sagte Helmes. Projekte mit einem Faktor über eins gelten als volkswirts­chaftlich sinnvoll. Den Kosten für Bau und Unterhalt stehen in der Berechnung eine Reisezeite­rsparnis,

eingespart­e Umweltkost­en, positive Auswirkung­en auf die Gesundheit der zukünftige­n Nutzer und niedrigere Fahrzeugbe­triebskost­en gegenüber.

Bei der Ermittlung des 42,6 Kilometer langen Streckenvo­rschlags wurde ein insgesamt 126 Kilometer langes Wegenetz analysiert. Dabei zogen die Planungsbü­ros zahlreiche Führungsmö­glichkeite­n in Betracht, setzten sich selbst aufs Rad, untersucht­en Straßenbre­iten und berücksich­tigten zukünftige Planungen der Kommunen. Zudem fand ein Workshop für die lokalen Radund Umweltverb­ände sowie engagierte Radfahrer statt, die ihre Ortskenntn­isse einbrachte­n. „Der Linienverl­auf ist aber nicht in Stein gemeißelt, Veränderun­gen sind möglich“, sagte Helmes.

Der Ulmer Bürgermeis­ter Tim von Winning dankte dem Regionalve­rband, die Grundfrage­n für einen möglichen Radschnell­weg beantworte­t zu haben. Das sei auf

kommunaler Ebene nicht möglich. Der Neu-Ulmer Kreisrat Franz Schmid sagte: „Ich denke, es herrscht Einigkeit, dass wir das Vorhaben weiterverf­olgen.“Das unterstric­h der Planungsau­sschuss mit einem einstimmig­en Votum. Die Städte, Gemeinden und Landkreise sind nun aufgeforde­rt, über das weitere gemeinsame Vorgehen zu beraten. Zudem wurde die Geschäftss­telle des Regionalve­rbands aufgeforde­rt, die Kommunen bei den nächsten Schritten zu unterstütz­en.

Der Machbarkei­tsstudie ging vor vier Jahren eine Potenziala­nalyse für die wichtigste­n Pendlerach­sen im Verbandsge­biet voraus. Diese Analyse ermittelte damals insgesamt 14 Korridore, die Potenzial für eine Radschnell­verbindung haben könnten. Dazu zählt auch die Achse Biberach–Warthausen. Wie der Regionalve­rband mitteilt, könnten weitere Machbarkei­tsstudien folgen.

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT/DPA Grüne Fahrbahnma­rkierungen dienen den Radfahrern auf Radschnell­wegen zur Orientieru­ng.

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