Liebherr legt wieder Rekordzahlen vor
Ehinger Werk steigert Umsatz um 18 Prozent - Auftragsbücher sind voll
- Die Firmengruppe Liebherr hat das Jahr 2023 erneut mit einem Rekordumsatz von 14,042 Milliarden Euro abgeschlossen. Im Vergleich zum Vorjahr verzeichnete das Unternehmen somit ein Umsatzwachstum von 1,453 Milliarden Euro oder 11,5 Prozent. Auch das Liebherr-Werk Ehingen (LWE) hat einen Löwenanteil am Rekordumsatz von 3,452 Milliarden Euro (eine Steigerung um 443 Millionen Euro oder 14,7 Prozent) im Produktsegment der Mobilund Raupenkrane. Allein das LWE machte im Jahr 2023 einen Umsatz von 2,811 Milliarden Euro (plus 18 Prozent), zieht man die fahrbaren Turmdrehkrane aus Biberach, die kleinen Raupenkrane aus Nenzing sowie die Landesgesellschaften hinzu, führt das eben zu diesem Rekordumsatz von rund 3,4 Milliarden Euro im Produktsegment.
„Kranauslieferung auf Rekordniveau“heißt es im Geschäftsbericht der Firmengruppe Liebherr, der am 3. April veröffentlicht wurde. „Wir sind mit unseren 18 Prozent größer als der Durchschnitt und freuen uns somit über ein deutliches Umsatzwachstum“, betont Tobias Ilg, Head of Marketing and Communication im Ehinger Werk. Denn gerade der Weltmarkt für Mobil- und Raupenkrane war im Geschäftsjahr 2023 auf einem absoluten Wachstumskurs, der in erster Linie durch Infrastrukturprojekte und den zunehmenden Hunger nach Energie vorangetrieben wurde. „Entsprechend der Branchenlage konnte Liebherr den Umsatz im Produktsegment Mobilund Raupenkrane steigern und lieferte vom Standort Ehingen erstmals mehr als 2000 neue Maschinen aus“, heißt es im Geschäftsbericht der Firmengruppe. „Auch deswegen wird es für uns immer notwendiger, Teile der Produktion ins Industriegebiet Berg auslagern zu können. Der Drang und der Wunsch, Berg so schnell wie möglich umsetzen zu können, ist ungebrochen“, erklärt Ilg und verweist eben auf das enorme Wachstum des Ehinger Produktsegments in den vergangenen zwei Jahren. „Wir haben in den vergangenen Jahren auch viele Flächen im Speckmantel von Ehingen angemietet, um dort Lagerkapazitäten zu haben. Diese Flächen wollen wir in Berg wieder in eigenen Besitz bringen, weil es eben auch eine Kostenfrage ist“, so Ilg.
Die Kernmärkte des Ehinger Weltmarktführers sind weiterhin die Europäische Union und Nordamerika - beide Märkte haben starke Zuwächse erzielt, die vor allem durch die Entwicklungen in Deutschland, Frankreich und den USA geprägt wurden. In den NichtEU-Ländern lässt sich aus dem Geschäftsbericht allerdings ablesen, dass der Umsatz leicht zurückgegangen ist - so zum Beispiel Norwegen, das bekanntlich kein EUMitgliedsland ist. In Afrika und im Nahen und Mittleren Osten sowie in Asien und Ozeanien entwickelten sich die Geschäfte indes „sehr erfreulich“. Als primäre Treiber der guten Umsätze sind Australien, Indonesien und Südkorea hervorzuheben. Ein Umsatzplus erzielte Liebherr hier auch in Mittelund Südamerika, weitere Wachstumsimpulse kamen laut Geschäftsbericht vor allem aus Brasilien. Konkret verteilen sich die Umsatzanteile im Bereich der Mobil- und Raupenkrane wie folgt: Nordamerika (27,8 Prozent), Europäische Union (42,2), NichtEU-Länder (8,1), Mittel- und Südamerika (2,7), Afrika/Naher und Mittlerer Osten (6,2), Asien und Ozeanien (13,0).
Insgesamt arbeiten für das Produktsegment Mobil- und Raupenkrane weltweit Stand Ende des Jahres 2023 6719 Beschäftigte, was einer Steigerung von 9,3 Prozent gegenüber dem Jahr 2022 (damals 6149) entspricht. Im LWE sind Stand 31. März rund 5000
Menschen beschäftigt, inklusive Leiharbeiter und Auszubildende. „Die Gesamtzahl 6719 bezieht sich auch auf die Kollegen in Biberach, Nenzing und in aller Welt, allerdings ohne Leiharbeiter und Azubis“, erklärt Ilg, der davon ausgeht, dass das Ehinger Werk im laufenden Jahr 2024 „mehr als 2000 Maschinen“ausliefern wird. „Die Auftragslage ist sehr gut. Wir warten gerade auch noch darauf, dass bei der Windkraft der Knoten platzt. Hier gibt es europaweit einen Genehmigungsstau. Das könnte für uns eine weitere Rampe sein“, so Ilg.
Das Gerücht, dass Liebherr weitere „1000 Menschen“für die geplante neue grüne Fabrik in Berg einstellen muss, entkräftet Ilg. „Wir verlagern bestehende Prozesse nach Berg, um einfach wieder mehr Platz zu haben. Wir müssen am Stammwerk wieder atmen können“, so Ilg, der dadurch auch deutlich macht, dass in den vergangenen Jahren bereits der Mitarbeiterstamm aufgebaut wurde. „Man muss die Menschen ja auch anlernen. Wir wollen einfach, wie schon oft betont, ein kontinuierliches Wachstum haben.“
Liebherr stellte 2023 mehrere Produktinnovationen vor und lieferte die ersten Modelle neuer Krantypen aus. Dazu zählte der Kompaktkran LTC 1050-3.1E. Die hybride Variante kann optional mit Strom und damit emissionsfrei betrieben werden. Erstmals ausgeliefert wurde auch der
zweitgrößte Liebherr-Raupenkran LR 12500-1.0. Für die effiziente Montage von Windkraftanlagen launchte Liebherr den LR 1700-1.0W, den stärksten Schmalspur-Raupenkran auf dem Markt. Eine neue Technologie wurde auch speziell für den Einsatz kleinerer Raupenkrane auf Pontons und anderen schwimmenden Strukturen entwickelt: Diese Betriebsart enthält Lastkurven für unterschiedliche Krängungen mit entsprechender Absicherung mit Lastmoment-Begrenzung.
Ein Entwicklungsschwerpunkt lag 2023 auf weiteren Maschinen mit batterieelektrischem Antrieb sowie auf der Fertigung mehrerer Prototypen, darunter des LG 18001.0, eines primär für die Windindustrie gedachten Gittermastkrans. Investitionen f lossen zusätzlich in die Reduktion von CO2Emissionen am Standort Ehingen (Deutschland). Basierend auf einer guten Auftragslage blickt Liebherr im Produktsegment Mobilund Raupenkrane laut Geschäftsbericht optimistisch in das Jahr 2024 und geht von einem erneuten Wachstum aus. Zu spüren bekommt der Ehinger Kranhersteller aktuell aber auch den Arbeitskräftemangel. „Allerdings haben wir das Gefühl, dass sich die Lage konsolidiert. Gerade aus der Branche der Automobilzulieferer wird es Fachkräfte geben, ebenfalls aus der Baubranche. Es findet aktuell ein Umbruch in der Industrie statt“, sagt Ilg.