Farny und der Feldmarschall
Ein kürzlicher Besuch des Farny-Hotels auf dem Hofgut Dürren. Vieles in der Lobby ist eine Hommage an Oskar Farny (1891 - 1983), der als eine Art örtlicher Gottvater gilt. So sind Bilder aufgehängt, die wichtige Persönlichkeiten seines Lebens zeigen, etwa den ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer oder den ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss. Ganz am Anfang der Reihe hängt an einem Haken aber nichts mehr. Auf Nachfrage heißt es, das Bild sei jüngst entfernt worden –
und zwar aus Gründen politischer Korrektheit. Nur ein Name ist geblieben: Erwin Rommel.
Es handelt sich dabei um einen Generalfeldmarschall der Wehrmacht, im Zweiten Weltkrieg durch trickreiche Feldzüge in Nordafrika auch als Wüstenfuchs bekannt, letztlich aber eine tragische Figur. Von seinem Offiziersverständnis her eigentlich unpolitisch, wurde er zu einem Günstling von Adolf Hitler. Als der Krieg für die Deutschen einen ungünstigen Verlauf nahm, kam es jedoch zur Entfremdung. Rommel näherte sich dem Wider
stand an. Im Herbst 1944 zwang ihn Hitler zum Suizid.
Wie aber kam Rommel zu Farny? Beide fingen ihre Karriere als königlich württembergische Offiziere in derselben Einheit an. Im Ersten Weltkrieg wurden sie Kriegskameraden. Die Freundschaft hielt ein Leben lang. Farny hatte am Schluss Rommel noch angeboten, ihm bei einer
Flucht in die Schweiz zu helfen. Der Feldmarschall fürchtete aber bei einem solchen Vorgehen Hitlers Rache an seiner Frau und seinem Sohn. Er nahm lieber das aus Berlin übersandte Gift. Farny versteckte indes Rommels Tagebücher und kümmerte sich um dessen Familie. Dabei hat er selber im Dritten Reich eine unklare Rolle eingenommen. Sie geht zurück auf den Herbst 1933, als bereits Hitler herrschte. Farny war zuvor Reichstagsabgeordneter des katholischen Zentrums gewesen. Doch die Nazis hatten alle Parteien außer ihrer eigenen aufgelöst. Sie
beriefen nun Farny als Hospitanten der NSDAP zurück in den Reichstag. Ohne Parteimitglied zu sein, blieb er bis 1945 in diesem Gremium. Weshalb er nach dem Krieg kurzzeitig selbst in seiner späteren politischen Heimat, der CDU, als belastet galt. Inzwischen legt aber selbst eine 2015 fertiggestellte Dissertation an der Universität Bayreuth
nahe, dass Farny zumindest kein Anhänger des braunen Ungeistes gewesen ist.
Was nun das Rommelbild in der Lobby angeht, berichtet Jörg Leist, Vorstand der Farny-Stiftung und Wangener Alt-OB, Folgendes. Demnach mokierten sich zwei Hotelgäste über das Foto des Feldmarschalls. Worauf der Stiftungsbeirat heftig über ein Abhängen diskutiert habe. Am Schluss sei die Entscheidung gefallen, die Rommel-Freundschaft künftig abseits des Gästeverkehrs auf einer Tafel in Farnys naher Grabkapelle zu würdigen. (jau)