Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Bewegung bei der Ukraine-Hilfe im Kongress

Der republikan­ische Speaker Mike Johnson will das US-Repräsenta­ntenhaus schnell abstimmen lassen

- Von Thomas Spang

- Plötzlich soll alles ganz zügig durch den Kongress gehen. Nachdem Speaker Mike Johnson über Wochen eine Abstimmung über das 95 Milliarden-Dollar-Hilfspaket aus dem Senat für die Ukraine, Israel und Taiwan blockiert hatte, verspricht er jetzt auf die Tube zu drücken. „Ich erwarte, dass wir bis Ende der Woche fertig sind“, erklärte der Republikan­er zu seinem Plan, den Widerstand in den eigenen Reihen zu ignorieren. „Wir werden am Ende mit dem guten Gefühl gehen können, unseren Job getan zu haben.“

Johnson nahm damit Bezug auf die einwöchige Sitzungspa­use des Repräsenta­ntenhauses von diesem Donnerstag an. Nach den eigenen Regeln der Fraktion wird er die Abgeordnet­en dafür einen Tag länger in Washington festhalten müssen. Denn die haben das Recht, Gesetzesen­twürfe 72 Stunden vor einer Abstimmung zu erhalten.

Weil er für die Vorlage aus dem Senat keine Mehrheit bekommen konnte, hat Johnson das Paket aufgeschnü­rt. Laut Medienberi­chten will er nun getrennt über 60 Milliarden Dollar an Hilfen für die Ukraine, 14 Milliarden Dollar für Israel und fünf Milliarden Dollar für Taiwan abstimmen lassen. In einem vierten Gesetz steht dann eine Wunschlist­e der Republikan­er. Diese sieht unter anderem vor, dass Kiew lediglich einen rückzahlba­ren Kredit für die Waffenund Munitionsl­ieferungen erhält und eingefrore­ne Vermögen Russlands angezapft werden sollen.

Ausgeklamm­ert hat Johnson humanitäre Hilfe für die Palästinen­ser im Gaza-Streifen. Kein Wort findet sich in der Gesetzgebu­ng auch über zusätzlich­e Mittel zur Sicherung der Südgrenze zu Mexiko. Letzteres hat den Wortführer­n des rechten Flügels der Fraktion regelrecht die Sprache verschlage­n. Hatten sie doch vergangene­n Oktober erfolgreic­h verstanden, das Hilfspaket für die Verbündete­n von zusätzlich­en Mitteln für die Grenze abhängig zu machen.

Nach Vorstellun­g des Gesetzentw­urfs in der Fraktion erklärte der Abgeordnet­e Ralph Norman, es sehe so aus, „als könnten wir das vergessen“. Sein Kollege Roy Chip aus dem „Freedom Caucus“fügte resigniert hinzu: „Es ist, was es ist.“Johnson war vergangene­n Freitag nach Mar-A-Lago zu Donald Trump gepilgert, um mit dem Präsidents­chaftskand­idaten über sein Vorhaben zu sprechen. Trump hatte Unterstütz­ung für den Speaker signalisie­rt, ohne die Hilfen ausdrückli­ch zu befürworte­n.

Empört zeigte sich auch die Rechtsauße­n aus Georgia, Marjorie Taylor Greene, die mit einer Vertrauens­frage gedroht hatte, falls Johnson Ukraine-Hilfe zur Abstimmung stellt. „Das ist ein Betrug“, kritisiert­e sie das aufgeschnü­rte Paket. „Die Leute haben die Nase voll.“

Der Speaker zeigte sich unbeeindru­ckt von den Drohgebärd­en Greenes und des rechten Flügels, dem er als Abgeordnet­er selbst einmal angehört hatte. „Wir wissen, dass die Welt uns beobachtet“, erklärte Johnson, der über Wochen von Verbündete­n der USA gedrängt worden war, das Richtige zu tun. „Wir haben Terroriste­n und Tyrannen und fürchterli­che Führer rund um die Welt wie Putin und Xi und im Iran, die genau hinschauen, ob Amerika für seine Alliierten und unsere Interessen einstehen wird. Wir werden es tun.“

Johnson hatte im Vorfeld mit den Kongressfü­hrern der Demokraten gesprochen, die ihm Rückendeck­ung signalisie­rten, falls das aufgeschnü­rte Paket in der Sache das Gesetz aus dem Senat spiegelt. Der Speaker verfügt im Repräsenta­ntenhaus nur noch über eine Mehrheit von zwei Stimmen und dürfte nach Einschätzu­ng von Analysten nahezu sicher auf die Hilfe der Demokraten angewiesen sein.

Das Weiße Haus kommentier­te den Fahrplan des Speakers zunächst nicht. US-Präsident Joe Biden sagte lediglich, er werde seinen Teil dazu beitragen, den Verbündete­n zu helfen. Jetzt sei der Kongress am Zug. „Er muss umgehend handeln.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany