Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Spice Girl, Mode-Ikone, Spielerfra­u

Die Girl-Band machte sie weltberühm­t, doch Victoria Beckham wollte immer mehr sein – Heute wird sie 50

- Von Benedikt von Imhoff

(dpa) - Sie stamme ja aus einer echten Arbeiterfa­milie, erzählt Victoria Beckham in der Netflix-Serie, die ihren Nachnamen trägt. Da steckt Ehemann David den Kopf zur Tür herein: „Sei ehrlich!“– „ich bin ehrlich“, gibt Victoria zurück. Um dann letztlich doch die Antwort preiszugeb­en, auf die ihr Gatte hinauswoll­te. Die Szene wurde zum Internet-Meme – und Victoria Beckham zeigte sogar ein kurzes Lächeln. An diesem Mittwoch wird die Sängerin, Designerin, Unternehme­rin, vierfache Mutter und wohl bekanntest­e Spielerfra­u der Welt 50 Jahre alt. Ihren alten Spice-Girl-Namen „Posh Spice“hat sie längst hinter sich gelassen oder auch mit Leben gefüllt, wie manche Beobachter meinen.

Das mit dem Lächeln ist durchaus erwähnensw­ert. Denn in der Öffentlich­keit sieht man Beckham praktisch nie lächeln. Es ist eine Art Markenzeic­hen, das aus ihrer Zeit bei der erfolgreic­hen Girl-Group („Wannabe“) geblieben ist – Leute, die „posh“sind, schauen meist ernst drein. Das Wort bedeutet im Englischen so viel wie piekfein und verbreitet einen Eindruck von Eitelkeit.

Den Spitznamen wählte Victoria Adams, wie sie damals hieß, bei der Bandgründu­ng vor ziemlich genau 30 Jahren nicht selbst aus. „Ich kann nicht sagen, dass es meine erste Wahl gewesen wäre, aber letztendli­ch bin ich nach meinen eigenen Vorstellun­gen hineingewa­chsen“, schrieb sie vor einigen Jahren bei Instagram. „Ich war jung und schüchtern, und „posh“zu sein, hat mir geholfen, meinen Stil, mein Selbstvert­rauen und meine Stimme zu finden.“Anderersei­ts führte das auch dazu, dass sie nicht nur als das geheimnisv­ollste, sondern vielleicht auch als das unbeliebte­ste Mitglied galt.

Mit den Spice Girls feierte Beckham gewaltige Erfolge. Mittlerwei­le hat sich das Verhältnis zwischen ihr und den vier anderen Sängerinne­n, das zwischenze­itlich belastet gewesen sein

soll, wieder entspannt. Die Spice Girls stünden in einer WhatsAppGr­uppe in ständigem Kontakt, erzählte die als „Mel C“bekannt gewordene Melanie Chisholm vergangene­s Jahr.

Als Sängerin ist Victoria Beckham wohl eher wenigen in Erinnerung geblieben. Mit ihrer Solokarrie­re nach der Spice-Girl-Trennung hatte sie weit weniger Erfolg als ihre Kolleginne­n. Dafür startete „Posh“in Promi-Kreisen mächtig durch – auch wegen ihrer Beziehung mit David Beckham. Den Star-Kicker mit dem begnadeten rechten Fuß lernte Victoria 1997 bei einem Fußballspi­el kennen. 1999 heiratete das Glamour-Paar – auch zur großen Freude der britischen Boulevardm­edien, die zwei Jahre nach dem Tod von Prinzessin Diana endlich ein neues Ziel hatten –, und schon im selben Jahr wurde Sohn Brooklyn geboren. Mittlerwei­le haben die Beckhams drei weitere Kinder: Romeo und Cruz sowie Tochter Harper Seven (nach der Rückennumm­er

des Fußballers, der Sieben). In den sozialen Medien, ihrer Netflix-Serie oder bei öffentlich­en Auftritten zeigt sich die Familie, zu der auch Brooklyns Ehefrau Nicola Peltz gehört, stets vertraut und glücklich. Regelmäßig beschwören Victoria und David bei Instagram ihre Liebe.

Dabei war das Zusammenle­ben nicht immer einfach, wie Victoria in der Netf lix-Serie erzählt, und das Um-die-KinderKümm­ern blieb an ihr hängen. Vor allem die Zeit in Spanien, als David für den Mega-Club Real Madrid spielte, war eine Herausford­erung. „Ich war in meinem ganzen Leben noch nie so unglücklic­h“, berichtet sie über die Phase, in der Schlagzeil­en über eine angebliche Affäre ihres Ehemanns die Runde machten und Paparazzi jede Bewegung fotografie­rten. „Es war ein absoluter Zirkus – und jeder liebt es, wenn der Zirkus in die Stadt kommt, oder? Es sei denn, man ist selbst mittendrin.“Ob die Gerüchte der Wahrheit entsprache­n, erzählt das Paar auch diesmal nicht.

Dafür berichtet Victoria, dass David die Geburt von Sohn Cruz 2005 verpasste, um bei einem Fotoshooti­ng mit Hollywoods­tar Jennifer Lopez und Sängerin Beyoncé mitzumache­n. Eine Zeitung titelte damals: „Was würde Posh sagen?“Bei Netflix betonte Victoria: „Posh war stinksauer.“(Original: „Posh was pissed off !“). Doch nach außen zeigte sich Beckham stets als enge Gefährtin von David und als coole Mama, mit Sonnenbril­le und perfekt gekleidet, für viele eine Mode-Ikone. Bereits 2006, während der Fußball-WM in Deutschlan­d, wurde die häufig beim Einkaufen fotografie­rte Victoria zur „Mutter aller Spielerfra­uen“gekürt.

Nun, wo fast alle Kinder erwachsen sind, tritt sie noch mehr als Unternehme­rin hervor. Durchaus erfolgreic­h. 2022 erhöhte sich der Umsatz ihres Luxusmodeu­nternehmen­s auf 58,8 Millionen Pfund (68,6 Mio Euro). Gemeinsam mit ihrem Ehemann, der als Besitzer von Messi-Club Inter Miami weiter im Rampenlich­t steht, kam sie demnach auf mehr als 130 Millionen Pfund. Die Summe könnte weiter steigen: Die vierteilig­e Netf lix-Serie wurde von David Beckhams Firma Studio 99 produziert.

Fehlt noch die Auf lösung der Szene, die zum Meme wurde. „Sei ehrlich“, mahnte David also bei Victorias Hinweis auf ihre Herkunft und fragt: „Mit welchem Auto hast Du Dich von Deinem Vater zur Schule fahren lassen?“Nach mehrfachem Nachhaken kommt die Antwort: „Ok, in den 80ern hatte mein Vater einen Rolls Royce.“Vielleicht kam der Spitzname „Posh“doch nicht von ungefähr.

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FOTO: COLUMBIA PICTURES/IMAGO Mit den Spice Girls wurde Victoria Beckham (links) berühmt.
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FOTO: DOUG PETERS/IMAGO Seit 1997 zusammen: David und Victoria Beckham.

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