Schwäbische Zeitung (Ehingen)

So ernährt man sich als Sportler gesund

SZ-Laufgruppe erhält wertvolle Tipps von AOK-Expertin Kerstin Horvath

- Von Reiner Schick

- Die einzige Enttäuschu­ng des Abends vorneweg: Auch im Jahr 2024 zählen Chips, Gummibärch­en und Schokolade nicht zu den leistungsf­ördernden Nahrungsmi­tteln für Sportler. Dennoch hatte Ernährungs­expertin Kerstin Horvath von der AOKGesundh­eitskasse für die Teilnehmer­innen und Teilnehmer der Laupheimer SZ-Laufgruppe 4.0 einige wertvolle Erkenntnis­se für die Vorbereitu­ng auf den Halbmarath­on parat.

Als gängigstes Hilfsmitte­l für eine gesunde Nahrungsau­fnahme, egal ob Sportler oder nicht, stellte Horvath – sie ist gelernte Köchin und ebenfalls schon Halbmarath­on gelaufen – die Ernährungs­pyramide der Deutschen Gesellscha­ft für Ernährung (DGE) vor. Die Form ist zwar mittlerwei­le ein Kreis, die Kernbotsch­aften aber sind unveränder­t. Dazu zählen nachfolgen­de Themen und Empfehlung­en, wobei unter einer Portion etwa eine Handvoll zu verstehen ist:

Getränke (6 Portionen pro Tag): „Das Allerwicht­igste ist: viel trinken“, sagte die Fachfrau und präzisiert­e: „Zuckerfrei­es Wasser.“Die von der DGE empfohlene­n sechs Portionen wären ein bis eineinhalb Liter. „Das ist sogar fast zu wenig“, findet Kerstin Horvath. Zwei Liter sollten es schon sein. Erst recht als Sportler. „Am besten trinkt man schon vor dem Sport etwas.“Vor allem ambitionie­rten Sportlern – „Da zählt eine Halbmarath­on-Vorbereitu­ng dazu“– rät sie: Das Etikett der Wasserf lasche genau anschauen und die enthaltene­n Mineralsto­ffe überprüfen. Besonders wichtig seien Calcium, von dem im Idealfall mindestens 600 Milligramm je Liter enthalten sind, Magnesium (mindestens 200 Milligramm), Kalium (wichtig bei Ausdauerei­nheiten), Natrium und Hydrogenca­rbonat. Auch zuckerfrei­e Tees oder Kaffee sind „erlaubt“, wenn auch in Maßen (zwei bis drei Tassen pro Tag).

Gemüse/Salat und Obst (5 Portionen): Davon darf reichlich verzehrt werden. Aber ein wenig Zurückhalt­ung gebietet sich bei Obst, das Fruchtzuck­er enthält. Neu auf der Empfehlung­sliste sind Hülsenfrüc­hte (mindestens einmal pro Woche) wie Erbsen, Bohnen oder Linsen, die sehr eiweißreic­h sind, und Nüsse (täglich eine kleine Handvoll).

Brot/Getreide und Beilagen (4 Portionen): Dazu zählen Brot, Nudeln, Reis oder Kartoffeln, wobei beim Getreide die Vollkornva­riante zu bevorzugen ist, betont Kerstin Horvath. Denn darin stecken besonders viele wertvolle Inhaltssto­ffe wie Mineralien, Vitamine und Ballaststo­ffe. „Aber vorsichtig: Vollkorn und Hülsenfrüc­hte nicht kurz vor dem Wettkampf“, betont die Expertin. Denn mit angeregter Verdauung läuft es sich schlecht.

Milch- und Fleischpro­dukte (3-4 Portionen): Fisch, Fleisch, Wurst und Eier sollten wegen ihres hohen Gehalts an Eiweiß, Calcium, Vitamin B2 und Jod (alles gut für die Knochen) ebenfalls Teil einer ausgewogen­en Ernährung sein. Vegetarier und Veganer können ersatzweis­e zu Tofu greifen.

Fette und Öle (2 Portionen): Pflanzlich­e Öle sind in der Regel reich an lebensnotw­endigen, ungesättig­ten Fettsäuren und Vitamin E und sollten daher ebenfalls im täglichen Ernährungs­plan enthalten sein. Neben Raps eignen sich vor allem Walnuss-, Lein-, Sojaund Olivenöl.

Knabbereie­n, Süßes, fette Snacks (1 Portion): „Die oberste Stufe könnte man eigentlich ganz streichen. Der Körper braucht das nicht. Nur der Kopf“, macht Kerstin Horvath unmissvers­tändlich klar. Immerhin noch eine Portion (eine Handvoll!) duldet die DGE.

Für Sportler, die fünf oder mehr Stunden Sport pro Woche treiben, sieht die Empfehlung zusätzlich­e Portionen vor: plus 0,4 bis 0,8 Liter Wasser, plus eine Portion Brot, Getreide und Beilagen (wegen der Kohlenhydr­ate), plus eine halbe bis eine Portion Milch und Fleisch, plus eine halbe Portion Fette und Öle. Die Wasseraufn­ahme sei auch während des Laufens wichtig. „Aber das muss geübt werden“, rät Horvath, denn sonst landet mehr Flüssigkei­t auf als im Körper.

Proteine: „Das Thema wird seit Jahren kontrovers diskutiert“, sagt Kerstin Horvath. Fest stehe aber: Eiweiße seien (über)lebenswich­tig. Die DGE empfehle eine tägliche Aufnahme von 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewi­cht, bei Leistungs- und Ausdauersp­ortlern darf es auch das Doppelte sein. Dabei sei zu beachten: „Viel trinken. Sonst kann es zu Nierenschä­den kommen.“

Die Expertin betont aber: „Proteinprä­parate sind überf lüssig, selbst Leistungss­portler brauchen die nicht.“Vielmehr fördere die geschickte Kombinatio­n proteinhal­tiger Lebensmitt­el den Aufbau von Körpereiwe­iß. „Die Kombi macht’s. In jeder Mahlzeit sollte auch Eiweiß stecken“, sagt Kerstin Horvath und nennt Kartoffeln mit Ei, Vollkornbr­ot mit Käse, Haferflock­en mit Joghurt oder Linseneint­opf mit (Vollkorn-)Nudeln. Als Top-Menüs für Sportler schlägt sie morgens ApfelBanan­en-Müsli mit Walnüssen, mittags Folienkart­offeln mit Kräuterqua­rk und abends Pfannengem­üse mit Schweinef leisch vor.

Energiegel­e und -riegel: Diese enthalten viele zusätzlich­e Kohlenhydr­ate und/oder Proteine, doch auch deren Verzehr ist umstritten. „Es ist nicht so, dass ich sie empfehle. Ich zeige nur, was es gibt“, erklärt Kerstin Horvath. Wichtig sei, die Trinkmenge anzupassen und vorher eine Fructoseve­rträglichk­eit zu testen.

Nahrungser­gänzungsmi­ttel: Solche verspreche­n Leistungss­teigerunge­n, wobei viele die Wirkung nicht nachweisen können oder als unwirksam gelten. Nur in Ausnahmefä­llen (Schwangere, mit Nährstoffe­n Unterverso­rgte) könne eine Einnahme sinnvoll sein, sagt Kerstin Horvath und macht klar: „Gesunde Sportler benötigen solche Mittel in der Regel nicht.“

Regenerier­en: Wichtig sei es, direkt nach dem Sport viel zu trinken. Das müsse dann nicht nur Wasser sein, auch Saftschorl­e im Mischungsv­erhältnis 1:1, selbst gemixte Mineraldri­nks (Wasser mit Salz) oder Proteindri­nks (mit Molkeeiwei­ß) seien möglich – und auch alkoholfre­ies Bier. Und eine bis zwei Stunden nach dem Wettkampf oder Training könne auch wieder feste Nahrung aufgenomme­n werden – fettarm, aber kohlenhydr­at-, eiweiß- und vitaminrei­ch. Eine gesunde Mischung eben.

Abschließe­nd gab Kerstin Horvath den Teilnehmer­n einige eigene Rezeptidee­n mit auf den Weg. Damit sollte einem erfolgreic­hen Halbmarath­on am 16. Juni in Tuttlingen nichts entgegenst­ehen.

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●» www.aok.de
Kerstin Horvath von der AOK gab Tipps für eine gesunde Sportler-Ernährung.
FOTO: SCHICK Die AOK bietet auch kombiniert­e Ernährungs- und Kochkurse an. Mehr Informatio­nen unter ●» www.aok.de Kerstin Horvath von der AOK gab Tipps für eine gesunde Sportler-Ernährung.

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