Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Stadt erstellt Masterplan fürs Donaustadi­on

Ein Umbau für die Zweite Liga könnte teuer werden – Gemeindera­t berät sich diese Woche

- Von Philip Hertle

- Schafft der SSV Ulm 1846 Fußball den Durchmarsc­h in die Zweite Bundesliga? Doch anders als die Mannschaft ist das heimische Donaustadi­on noch nicht bereit für höherklass­igen Profifußba­ll. Jetzt könnte allerdings Bewegung in die Sache kommen. Der Hauptaussc­huss des Gemeindera­ts berät sich in der kommenden Sitzung am Donnerstag über einen Masterplan zur Zweitligat­auglichkei­t des Stadions.

Die Ulmer Fußballer haben sich nach dem 2:0-Sieg gegen Verfolger Preußen Münster am Wochenende die Tabellenfü­hrung zurückerob­ert. Und schon das nächste Duell gegen den Zweitplatz­ierten Jahn Regensburg (Sonntag, 21. April, 19.30 Uhr) könnte ein großer Schritt zur ersten Zweitliga-Saison seit 24 Jahren sein.

„Ob das Ziel erreicht werden kann, dem SSV Fußball bei einem möglichen Aufstieg in die Zweite Bundesliga den Spielbetri­eb im Donaustadi­on zu erhalten, ist eine herausford­ernde Frage“, heißt es in der Beschlussv­orlage weiter.

Dazu müssten aber einige aufwendige und teure Maßnahmen im Donaustadi­on umgesetzt werden.

Bei einem möglichen Aufstieg in die Zweite Bundesliga kämen auf den Verein und die Stadt aber noch strengere Vorgaben zu. In der Beschlussv­orlage gibt es eine grobe Kostenschä­tzung. Die in der Zweiten Liga benötigte Überdachun­g der Stehplätze könnte bis zu 4,5 Millionen Euro kosten; eine stärkere Flutlichta­nlage (mit mindestens 1200 Lux statt aktuell 800 Lux) wäre rund drei Millionen Euro teuer. Außerdem müsse die Medientech­nik für rund 2,5 Millionen Euro ertüchtigt werden. Die räumliche Situation mit Gästeberei­ch, Doping-Kontrolle und Umkleiden sind laut DFL „zu klein und zu beengt“und müssen eventuell ausgelager­t werden. Zudem müssten in der Zweiten Liga die Voraussetz­ungen für die dort benötigte Torlinient­echnik geschaffen werden. Unrealisti­sch, dass alle Arbeiten zum Saisonbegi­nn fertiggest­ellt sind.

In der Stadt hofft man derweil auf eine Ausnahmere­gelung à la Darmstadt 98. Als der Club aus

Hessen von der Dritten in die Bundesliga durchmarsc­hierte, durfte der Spielbetri­eb während der Umbaumaßna­hmen weiterlauf­en. Die Stadt sei dazu bereits mit der Deutschen Fußball-Liga (DFL) in Gesprächen. Sollten diese scheitern, müsste der SSV in ein anderes Stadion ausweichen – wie zuletzt über den Winter ins Stadion des VfR Aalen.

Noch ist der Aufstieg allerdings Spekulatio­n. Das Donaustadi­on ist aktuell aber auch für die Dritte Liga nur bedingt tauglich. Im Sommer soll zumindest die für den Spielbetri­eb benötigte Rasenheizu­ng kommen. Rund 1,3 Millionen Euro muss die Stadt, die Eigentümer­in des Donaustadi­ons ist, dafür in die Hand nehmen.

Doch das ist nicht die einzige offene Anforderun­g. Für die Dritte Liga muss die Flutlichta­nlage eigentlich 1000 Lux vorweisen. Der Verein darf aber mit seiner 800-Lux-Anlage weiterspie­len. „Schwachpun­kt“sei zudem der Presseraum, heißt es weiter. Dieser sollte sich laut Regularien eigentlich in den Katakomben unter der Haupttribü­ne befinden, was aber aus Platzgründ­en beim SSV aktuell schwierig umzusetzen sei. Auch der Nordeingan­g des Stadions müsse umgebaut werden. Dort soll es künftig Räumlichke­iten für Polizeigew­ahrsam geben.

Viel zu tun, um auch in der Dritten Liga am Ball zu bleiben. Doch wer soll das alles bezahlen? Die Stadt Ulm fördert den kommerziel­len Profisport­betrieb bislang grundsätzl­ich nicht, heißt es in dem elfseitige­n Dokument. Mit dem sportliche­n Erfolg des SSV steht jetzt allerdings die Frage im Raum, „ob die Stadt Ulm bereit ist, aus Steuermitt­eln und möglicherw­eise unter Inkaufnahm­e zusätzlich­er Kreditaufn­ahmen den kommerziel­len Profisport in Millionenh­öhe zu subvention­ieren“, heißt es in der Beschlussv­orlage.

„Es handelt sich um einen Investitio­nsumfang, der nicht im Aufgabenbe­reich der Stadt Ulm, sondern im Verantwort­ungsbereic­h des SSV Fußball liegt“, heißt es weiter. Der besagte Masterplan soll demnach bald Aufschluss darüber geben, wer in welchem Rahmen für mögliche Investitio­nen aufkommen soll. Der Verein und die Stadt müssen deshalb einen Plan vorlegen, wie die im Stadion „ausschließ­lich für die Ligataugli­chkeit verursacht­en Investitio­nen“finanziert werden können.

Ob ins Donaustadi­on künftig kräftig investiert werden soll, hängt deshalb an zwei wichtigen Fragen. Die Idee einer eigenen Fußball-Arena ist beim SSV noch nicht vom Tisch. Was also, wenn der Verein irgendwann aus dem umgebauten Donaustadi­on ausziehen und dieses dann leer stehen sollte? Auch das Szenario, dass der sportliche Höhenflug irgendwann wieder endet, müsse bedacht werden. Was also, wenn der SSV auf absehbare Zeit in den Amateurber­eich absteigt?

 ?? FOTO: DENNIS BACHER ?? Das Donaustadi­on ist nicht zweitligar­eif. Auch für den Spielbetri­eb in der 3. Liga muss nachgerüst­et werden. Die Stadt erarbeitet jetzt einen Masterplan.
FOTO: DENNIS BACHER Das Donaustadi­on ist nicht zweitligar­eif. Auch für den Spielbetri­eb in der 3. Liga muss nachgerüst­et werden. Die Stadt erarbeitet jetzt einen Masterplan.

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