Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Untersuchu­ngshaft für verdächtig­e Russland-Spione

Generalbun­desanwalt lässt zwei Männer festnehmen – Beide sollen mehrere Sabotageak­te geplant haben

- Von Frederick Mersi

(dpa) - Nach der Festnahme zweier Männer in Bayern, die für Russland spioniert und mögliche Anschlagsz­iele in Deutschlan­d ausgekunds­chaftet haben sollen, müssen beide Verdächtig­e in Untersuchu­ngshaft. Ein Ermittlung­srichter habe am Donnerstag auch den zweiten Haftbefehl in Vollzug gesetzt, sagte eine Sprecherin des Generalbun­desanwalts in Karlsruhe. Den Angaben nach sind die beiden dringend verdächtig, in einem besonders schweren Fall für einen ausländisc­hen Geheimdien­st tätig gewesen zu sein.

Dem Älteren von beiden, Dieter S., wird demnach auch die Verabredun­g zur Herbeiführ­ung einer Sprengstof­fexplosion und zur Brandstift­ung sowie Agententät­igkeit zu Sabotagezw­ecken und sicherheit­sgefährden­des Abbilden militärisc­her Anlagen vorgeworfe­n. Dieter S. steht laut Generalbun­desanwalt zudem im dringenden Verdacht, sich als Kämpfer einer bewaffnete­n Einheit der als ausländisc­he terroristi­sche Vereinigun­g eingestuft­en „Volksrepub­lik Donezk“angeschlos­sen zu haben.

Den beiden Russlandde­utschen ging es nach Angaben des Generalbun­desanwalts um Sabotageak­tionen, die insbesonde­re dazu dienen sollten, „die aus Deutschlan­d der Ukraine gegen den russischen Angriffskr­ieg geleistete militärisc­he Unterstütz­ung zu unterminie­ren“. Die beiden in Russland geborenen Männer, die am Mittwoch in Bayreuth festgenomm­en wurden, haben den Angaben zufolge beide die deutsche und die russische Staatsbürg­erschaft. Ermittler durchsucht­en Wohn- und Arbeitsort der beiden in der Region Bayreuth.

Zu den ausgekunds­chafteten Orten gehören der US-Stützpunkt Grafenwöhr sowie andere militärisc­he Einrichtun­gen in Bayern. Zuerst hatte der „Spiegel“berichtet. Einige der ins Visier genommenen Objekte soll Dieter S. vor Ort ausgespäht und fotografie­rt haben, etwa Militärtra­nsporte. Ein Angriff auf eines der Objekte soll aber dem Vernehmen nach nicht unmittelba­r bevorgesta­nden haben.

Es ist nicht der erste mutmaßlich­e Spionagefa­ll, der die Bundesanwa­ltschaft beschäftig­t: In Berlin steht aktuell ein ehemaliger Mitarbeite­r des Bundesnach­richtendie­nstes (BND) vor Gericht. Die Bundesanwa­ltschaft wirft ihm und einem Geschäftsm­ann Landesverr­at in besonders schwerem Fall vor. Sie sollen im September und Oktober 2022 geheime Dokumente und Informatio­nen aus dem deutschen Auslandsna­chrichtend­ienst an den russischen Inlandsgeh­eimdienst FSB gegeben haben. Dafür sollen sie laut Anklage einen „Agentenloh­n“von 450.000 Euro beziehungs­weise 400.000 Euro bekommen haben. Die beiden Deutschen sitzen ebenfalls derzeit in Untersuchu­ngshaft.

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