Liebherr erhält Abwärme von Sappi
20-Jahres-Vertrag für IG Berg unterzeichnet – Die e-con AG investiert
- Die Firma Liebherr kommt ihrem Versprechen, im Industriegebiet Berg bald eine grüne Fabrik bauen zu wollen, ein großes Stück näher. Denn am Freitagnachmittag gab es die Unterzeichnung eines langfristigen Abwärme-Liefervertrags zwischen der Sappi Ehingen GmbH und der e-con AG aus Memmingen. Dieser Vertrag bildet einen wichtigen Grundstein für ein zukunftsweisendes Wärmeversorgungsprojekt mit dem Anker-Abnehmer Liebherr.
„Das Thema beschäftigt uns seit Langem. Wir drei Unternehmen sind dabei auch schon sehr lange im Gespräch“, erklärt Maik Willig, Geschäftsführer von Sappi in Ehingen am Freitag im zweiten Stock des Sappi-Verwaltungsgebäudes. Der Vertrag mit einer Laufzeit von 20 Jahren regelt nun die Auskopplung und Nutzung von Abwärme der Sappi-Papierfabrik, die heute ungenutzt in die Donau abgeführt werden muss. Als wichtigster Anker-Kunde wird die Liebherr-Werk Ehingen GmbH die Energie zur CO2-neutralen Deckung des Wärmebedarfs für die geplante Werkserweiterung im Industriegebiet Berg nutzen. Mit der Stadt Ehingen besteht eine enge Zusammenarbeit im Zuge der kommunalen Wärmeplanung. So ist die Option zur Nutzung durch Dritte vorgesehen.
„Es ist großartig, dass der Vertrag heute unterzeichnet werden konnte“, freut sich Maik Willig. „Die Nutzung unserer Energie zur CO2-neutralen Beheizung von Gebäuden wird für alle ein Gewinn sein, denn sie hilft, die Ökologie der Donau zu verbessern und Treibhausgase zu vermeiden. Die sehr lange Laufzeit gibt dem Projekt die notwendige Sicherheit und ist darüber hinaus ein gutes Zeichen für unseren Produktionsstandort hier in Ehingen.“
Peter Waizenegger, Vorstand der e-con AG, ergänzt: „Für uns bildet der Vertrag mit Sappi das Fundament für die geplante Wärmeversorgung. Nach erfolgreichem Abschluss der Machbarkeitsstudie, die wir aktuell für das Projekt durchführen, liegt eine anspruchsvolle Bauphase vor uns. Wir wollen als Wärmeversorger zunächst das neue Industriegebiet
beliefern – mit Liebherr als Hauptabnehmer. Dabei ist die Abwärme von Sappi als Wärmequelle so ergiebig, dass genügend Potenzial für die Erschließung weiterer Gebiete vorhanden ist.“Zudem werden auch Gespräche mit dem Alb-Donau-Center und dem Businesspark geführt.
Die Abwärme, die bei Sappi im Produktionsprozess entsteht, ist als geklärtes Abwasser mit einer Temperatur zwischen 25 und 30 Grad vorhanden. Sie soll über Wärmetauscher an einen Zwischenkreis übertragen und mittels Rohrleitungen mit einem Außendurchmesser von 50 Zentimeter ins Industriegebiet transportiert werden. Insgesamt ist eine Länge von 3,6 Kilometer angedacht. Dabei müssen unter anderem die Donau und die Bundesstraße
unterquert werden, wie Waizenegger und sein Kollege Enrico Lagoda deutlich machen. Das würde auch dazu führen, dass die Kosten nach oben getrieben werden.
Die Temperatur sei zur Beheizung von den nach neustem Energiestandard entstehenden Gebäuden und Industriehallen für einen Großteil des Jahres völlig ausreichend. Durch den Einsatz von dezentralen Wärmepumpen können auch höhere Temperaturen generiert werden, beispielsweise für die Erwärmung des Brauchwassers. Das Invest im hohen einstelligen Millionenbereich (allein ein Meter Trasse kostet rund 1000 Euro) trägt die e-con AG, Sappi verdient laut Willig „ein bisschen was“mit seinem Abwasser und Hauptabnehmer wird eben Liebherr
sein. Die Investition ist aber zu 40 Prozent aus Bundesmitteln förderfähig, zumal derzeit kommunale Wärmeplanungen, auch in Ehingen, zur Pflicht gemacht werden.
Dabei ist klar, dass die Vorhabenträger im Jahr 2025 mit einem Baujahr rechnen, bereits im Jahr 2026 könnte die erste Wärmeversorgung gewährleistet werden. „Das ist ein Meilenstein“, wie Liebherr-Geschäftsführer Ulrich Heusel betont. „Wir freuen uns, dass wir die bei Sappi entstehende Abwärme für die von uns geplante grüne Fabrik im Ortsteil Berg nutzen können“, erklärt Heusel und sagt: „Die Initiative von zwei Ehinger Unternehmen führt hier zu einer echten Win-Win-Situation, insbesondere für die Umwelt. Und mit der e-con AG haben wir einen kompetenten Partner gefunden.“
Neben dem Industriegebiet Berg bietet das künftige Versorgungsnetz aber weitere Potenziale. So können weitere Firmen im Industriegebiet angeschlossen werden, aber auch Haushalte, Gastronomen und Unternehmen im Teilort Berg sollen perspektivisch die Möglichkeit bekommen, die Wärme von Sappi nutzen zu können. „Wir gehen davon aus, dass rund 14 Gigawattstunden geernet werden können. Das neue IG Berg wird einen Bedarf von rund 7,6 Gigawattstunden haben, was rund 400 Einfamilienhäusern entspricht“, erklärt Enrico Lagoda von der e-con.
„Alle Beteiligten, allen voran Projektentwickler e-con, haben hier noch eine Mammutaufgabe vor sich und es gibt noch viele Details zu klären. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir bereits 2026 unsere ersten neuen Gebäude in Berg mit Abwärme von Sappi beheizen werden,“so Heusel. Willig ergänzt: „Die Wärmequelle ist langfristig gesichert und ihr Potenzial ist mehr als ausreichend.“Auch die Versorgungssicherheit, beispielsweise bei einem Werksstillstand, sei gewährleistet.
Tobias Ilg, Head of Marketing and Communication im Ehinger Werk, erklärt zudem: „Wir haben vor drei Jahren gesagt, dass wir eine grüne Fabrik bauen wollen. Nun haben wir Pläne für eine CO2neutrale Wärme und wir produzieren unseren eigenen Strom. Und wir können einen Mehrwert für die Bürger in Berg schaffen.“