Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Immenstaad­er verklagt Post-Vorstand

Klaus Deppler sieht sich von dem Unternehme­n „betrogen und getäuscht.

- Von Anton Fuchsloch

- Klaus Deppler ist sauer auf die Post. So sauer, dass er jetzt Anzeige erstattet hat. Wegen Gebührenbe­trugs und arglistige­r Täuschung. In die Verantwort­ung nimmt der Immenstaad­er Unternehme­nsberater nicht die Postmitarb­eiter vor Ort, sondern die Konzernspi­tze mit dem Vorstandsv­orsitzende­n Frank Appel und seinen vier Kollegen.

Depplers Ärger entzündete sich Anfang Oktober 2016, als er beobachtet­e, dass „sein“Briefkaste­n an der Ecke Kapellenwe­g/Willen nicht mehr regelmäßig geleert wurde. Er wohnt in Sichtweite. Er selbst sei im Zuge eines Autokaufs Opfer der „Schlampere­i“geworden. Bevor er in Urlaub fuhr, habe er am 8. Oktober 2016 eine Überweisun­g an die Postbank geschickt, die die Bank aber erst am 1. November 2016 erreichte. Als er auf der Rückreise aus dem Urlaub das in Augsburg bestellte Auto abholen wollte, habe ihn der Verkäufer weggeschic­kt, weil er keine Anzahlung bekommen habe.

Beschwerde­n seien zwecklos gewesen – „sechs Anrufe bei der Hotline blieben unbeantwor­tet, obwohl man jedes Mal einen Rückruf versproche­n hatte“. Die Misere dehnte sich auf die Zustellung aus. Von Januar bis März 2017 habe er zu Testzwecke­n 30 Briefe an seine eigene Adresse versandt. Das Ergebnis habe seine schlimmste­n Befürchtun­gen bestätigt. 18 Briefe seien nicht angekommen, acht mit drei bis sechs Wochen Verspätung, drei nach einer Woche und nur einer nach vier Werktagen.

Deppler hat nach eigenen Angaben auch Falscheinw­ürfe dokumentie­rt. Rund 25 habe er pro Monat registrier­t. „Bei Urlaub einer Partei ist das eine Katastroph­e“, sagt Deppler. Am 10. März habe er ein Rezept für eine Frau aus dem Hersbergwe­g bei ihm im Briefkaste­n gefunden. Am 9. Februar sei ein DHL-Paket für einen Adressaten in der Seestraße bei ihm angekommen. Besonders gravierend stuft Deppler das Verschwind­en eines Zeugenberi­chts ein. Anfang Februar habe er diesen an eine Versicheru­ng verschickt, dort sei der Brief aber nie angekommen, wie er nach einer Mahnung am 9. März feststelle­n musste.

Depplers Nachbar, der Heizungsba­uer Michael Uhl, machte ähnliche Erfahrunge­n. 38 Rechnungen, die er am 30. September 2016 im Willen eingeworfe­n hatte, seien nicht angekommen. Als er diese noch einmal verschickt­e, hätten wieder nicht alle ihren Empfänger erreicht. „Es handelte sich um einen fünfstelli­gen Betrag“, sagte Uhl. Auch er habe schon Mahnungen wegen nicht bezahlter Rechnungen erhalten, die auf dem Postweg offenbar verloren gegangen waren. Jetzt müsse er sogar mit einer Inkassofir­ma streiten, die 100 Euro Aufwandsen­tschädigun­g will. Die 40 Briefmarke­n, die ihm die Post als Wiedergutm­achung schenkte, wiegen den ganzen Ärger nicht auf, sagt Uhl. Gestern habe er diese Angaben bei der Polizei zu Protokoll gegeben, die im Fall Deppler auf ihn zugekommen sei.

Die Post hält dagegen: Seit Anfang des Jahres sei im Zustellbez­irk, zu dem der Kapellenwe­g gehört, an allen Tagen Post zugestellt worden, sagt Hugo Gimber. Es liege aus dem Bezirk von Mitte Februar 2017 bis heute lediglich eine Beschwerde, nämlich die von Herrn Deppler vor, so der Postsprech­er. Weder über Fehleinwür­fe, verschwund­ene Sendungen oder andere Unregelmäß­igkeiten bei der Briefzuste­llung noch über überquelle­nde Briefkäste­n hätten andere Kunden geklagt.

Der besagte Briefkaste­n sei jeden Tag (montags bis samstags) geleert worden – auch im September und Oktober 2016. Das lasse sich belegen, weil sich im Inneren jedes Briefkaste­ns ein Barcode befinde, der bei jeder Leerung eingelesen werde.

Die Deutsche Post befördere an jedem Werktag innerhalb von Deutschlan­d rund 61 Millionen Briefsendu­ngen. Bei „gewöhnlich­en“Briefen schulde die Deutsche Post nach den Allgemeine­n Geschäftsb­edingungen national keine bestimmte Lieferfris­t. Es gebe aber Qualitätsv­orgaben, die eingehalte­n werden müssen. Bei Verlust oder Beschädigu­ng einer Sendung hafte die Deutsche Post nur, wenn eine Zusatzleis­tung wie Einschreib­en oder Wertbrief vereinbart wurde.

Auch bei der Gemeindeve­rwaltung sind aktuell keine Probleme mit der Post bekannt. Im Herbst 2016, als die Post ihre Zustellung umstellte, war es laut Michael Haase kurzzeitig zu Verzögerun­gen gekommen. „Seither funktionie­rt’s tadellos“, sagt der Hauptamtsl­eiter. Im Rathaus werde die Post zuverlässi­g zugestellt, wie auch das Vorzimmer des Bürgermeis­ters bestätigt.

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FOTO: ANTON FUCHSLOCH Wird regelmäßig geleert, versichert die Post: Der Briefkaste­n an der Ecke Kapellenwe­g/Willen in Immenstaad.

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