Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Immenstaader verklagt Post-Vorstand
Klaus Deppler sieht sich von dem Unternehmen „betrogen und getäuscht.
- Klaus Deppler ist sauer auf die Post. So sauer, dass er jetzt Anzeige erstattet hat. Wegen Gebührenbetrugs und arglistiger Täuschung. In die Verantwortung nimmt der Immenstaader Unternehmensberater nicht die Postmitarbeiter vor Ort, sondern die Konzernspitze mit dem Vorstandsvorsitzenden Frank Appel und seinen vier Kollegen.
Depplers Ärger entzündete sich Anfang Oktober 2016, als er beobachtete, dass „sein“Briefkasten an der Ecke Kapellenweg/Willen nicht mehr regelmäßig geleert wurde. Er wohnt in Sichtweite. Er selbst sei im Zuge eines Autokaufs Opfer der „Schlamperei“geworden. Bevor er in Urlaub fuhr, habe er am 8. Oktober 2016 eine Überweisung an die Postbank geschickt, die die Bank aber erst am 1. November 2016 erreichte. Als er auf der Rückreise aus dem Urlaub das in Augsburg bestellte Auto abholen wollte, habe ihn der Verkäufer weggeschickt, weil er keine Anzahlung bekommen habe.
Beschwerden seien zwecklos gewesen – „sechs Anrufe bei der Hotline blieben unbeantwortet, obwohl man jedes Mal einen Rückruf versprochen hatte“. Die Misere dehnte sich auf die Zustellung aus. Von Januar bis März 2017 habe er zu Testzwecken 30 Briefe an seine eigene Adresse versandt. Das Ergebnis habe seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. 18 Briefe seien nicht angekommen, acht mit drei bis sechs Wochen Verspätung, drei nach einer Woche und nur einer nach vier Werktagen.
Deppler hat nach eigenen Angaben auch Falscheinwürfe dokumentiert. Rund 25 habe er pro Monat registriert. „Bei Urlaub einer Partei ist das eine Katastrophe“, sagt Deppler. Am 10. März habe er ein Rezept für eine Frau aus dem Hersbergweg bei ihm im Briefkasten gefunden. Am 9. Februar sei ein DHL-Paket für einen Adressaten in der Seestraße bei ihm angekommen. Besonders gravierend stuft Deppler das Verschwinden eines Zeugenberichts ein. Anfang Februar habe er diesen an eine Versicherung verschickt, dort sei der Brief aber nie angekommen, wie er nach einer Mahnung am 9. März feststellen musste.
Depplers Nachbar, der Heizungsbauer Michael Uhl, machte ähnliche Erfahrungen. 38 Rechnungen, die er am 30. September 2016 im Willen eingeworfen hatte, seien nicht angekommen. Als er diese noch einmal verschickte, hätten wieder nicht alle ihren Empfänger erreicht. „Es handelte sich um einen fünfstelligen Betrag“, sagte Uhl. Auch er habe schon Mahnungen wegen nicht bezahlter Rechnungen erhalten, die auf dem Postweg offenbar verloren gegangen waren. Jetzt müsse er sogar mit einer Inkassofirma streiten, die 100 Euro Aufwandsentschädigung will. Die 40 Briefmarken, die ihm die Post als Wiedergutmachung schenkte, wiegen den ganzen Ärger nicht auf, sagt Uhl. Gestern habe er diese Angaben bei der Polizei zu Protokoll gegeben, die im Fall Deppler auf ihn zugekommen sei.
Die Post hält dagegen: Seit Anfang des Jahres sei im Zustellbezirk, zu dem der Kapellenweg gehört, an allen Tagen Post zugestellt worden, sagt Hugo Gimber. Es liege aus dem Bezirk von Mitte Februar 2017 bis heute lediglich eine Beschwerde, nämlich die von Herrn Deppler vor, so der Postsprecher. Weder über Fehleinwürfe, verschwundene Sendungen oder andere Unregelmäßigkeiten bei der Briefzustellung noch über überquellende Briefkästen hätten andere Kunden geklagt.
Der besagte Briefkasten sei jeden Tag (montags bis samstags) geleert worden – auch im September und Oktober 2016. Das lasse sich belegen, weil sich im Inneren jedes Briefkastens ein Barcode befinde, der bei jeder Leerung eingelesen werde.
Die Deutsche Post befördere an jedem Werktag innerhalb von Deutschland rund 61 Millionen Briefsendungen. Bei „gewöhnlichen“Briefen schulde die Deutsche Post nach den Allgemeinen Geschäftsbedingungen national keine bestimmte Lieferfrist. Es gebe aber Qualitätsvorgaben, die eingehalten werden müssen. Bei Verlust oder Beschädigung einer Sendung hafte die Deutsche Post nur, wenn eine Zusatzleistung wie Einschreiben oder Wertbrief vereinbart wurde.
Auch bei der Gemeindeverwaltung sind aktuell keine Probleme mit der Post bekannt. Im Herbst 2016, als die Post ihre Zustellung umstellte, war es laut Michael Haase kurzzeitig zu Verzögerungen gekommen. „Seither funktioniert’s tadellos“, sagt der Hauptamtsleiter. Im Rathaus werde die Post zuverlässig zugestellt, wie auch das Vorzimmer des Bürgermeisters bestätigt.