Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Schöne Beine müssen laufen
Rund die Hälfte der Bevölkerung hat Probleme mit den Venen
(sz/dgk) Die Tage werden wärmer, die Röcke und Hosen kürzer. Man zeigt wieder Bein, es sei denn, geschwollene Knöchel und Krampfadern dämpfen die Lust dazu. In unseren Breiten leiden geschätzte 50 Prozent der Bevölkerung unter Venenerkrankungen.
Meist beginnt es mit müden, schweren Beinen, Kribbeln, Brennen oder einem Schweregefühl. Heiße Füße, häufiger Juckreiz, das Gefühl, ständig die Füße bewegen zu müssen können erste Anzeichen für eine Venenerkrankung sein. Schwellungen der Füße, der Knöchel oder des ganzen Beins deuten auf ein fortgeschrittenes Stadium hin.
Eine familiäre Vorbelastung ist ein wichtiger Faktor für eine Venenerkrankung. Übergewicht, Bewegungsmangel, langes Stehen oder Sitzen, zu enge Kleider, Schuhe mit hohen Absätzen, Rauchen, übermäßiger Alkoholgenuss sowie ausgedehnte Sonnenbäder wirken sich außerdem ungünstig auf die Venen aus. Bei Frauen verstärken die hormonellen Einflüsse und die Veränderungen während der Schwangerschaft die Erkrankung.
Mit frühzeitigen Maßnahmen und entsprechendem Verhalten kann man aber auch selbst etwas gegen das Fortschreiten der Venenschwäche tun:
Liegen und Laufen statt Sitzen und Stehen,
so lautet die Devise für gesunde Beine. Der Grund dafür: Durch die Arterien wird das sauerstoffreiche Blut in die Beine transportiert. Damit das verbrauchte Blut aus den Beinen zum Herzen gelangen kann, müssen es die Venen von unten nach oben – entgegen der Schwerkraft – befördern. Dabei helfen die Wadenmuskelpumpe, der Sog des Herzens und ein Ventilsystem in den Venen mit. Ist dieses Zusammenspiel gestört, kommt es zur Verringerung des Blutrückflusses. Das Blut versackt in den Beinen. Deshalb muss man für ausreichend Bewegung sorgen.
Bewegung zwischendurch:
Wer bei der Arbeit seinen Beinen etwas Gutes tun möchte, der sollte in der Mittagspause einen kleinen Spaziergang mache. Außerdem empfehlen Experten, so oft wie möglich auf den Lift zu verzichten und die Treppe hochzusteigen. Vielleicht bietet sich auch die Möglichkeit, kurzfristig die Beine hochzulegen.
Im Freizeitsport
sind Schwimmen, Radfahren und Joggen die absoluten Klassiker für starke Beine. Mit gymnastischen Übungen kann man auch die Blutzirkulation in den Beine ankurbeln, so zum Beispiel durch Füßewippen wie auf einer alten Nähmaschine, Füße kreisen lassen oder auf den Zehen wippen.
Zu vermeiden sind
ausgedehnte Wannenbäder und stundenlanges Sonnenbaden.
Kompressionsstrümpfe
helfen wiederum, die Beine zu entstauen. Haben sich schon Krampfadern gebildet, können Besenreiser und kleine Krampfadern verödet werden. Bei ausgeprägten Krampfadern kommt eine Operation infrage.
Rund 300 000 Operationen jährlich in Deutschland
Mit rund 300 000 Eingriffen pro Jahr ist die Krampfaderbehandlung eine der häufigsten Operationen in Deutschland. Über 100 Jahre war das klassische Ziehen der Krampfadern – die sogenannte Stripping-Operation – die primäre Behandlungsart. Doch nun setzen sich zunehmend Kathetermethoden durch, berichtet die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin e. V. (Degum). „Die modernen Katheterbehandlungen zielen darauf ab, die erkrankten Venen mittels Katheter schonend zu verschließen statt sie zu entfernen“, erläuterte Tobias Hirsch, Facharzt für Innere Medizin und Angiologie aus Halle (Saale) bei einer Pressekonferenz in Berlin. „Neben Methoden wie der Laserbehandlung, die auf der Einwirkung von Wärme beruhen, können die Krampfadern auch verklebt werden.“Statt zahlreicher Schnitte sei für diese minimalinvasiven Methoden nur ein kleiner Einstich erforderlich.