Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Manchmal werden Witze nochmal erzählt
Eine Glosse (von altgriechisch glóssa, „Zunge, Sprache“, über lateinisch glossa) ist eine Erklärung eines schwierigen Wortes oder einer Textstelle, eine in der deutschen Romantik zeitweise nachgeahmte spanische Gedichtform des 17. Jahrhunderts, die jeden Vers eines vorgegebenen Gedichts in einer eigenen Strophe kommentiert oder ein kurzer und pointierter, oft satirischer oder polemischer, journalistischer Meinungsbeitrag in einer Zeitung, einer Zeitschrift und im Fernsehen. Soweit die lexikalische Bedeutung dessen, was Sie hier lesen. Diese Erklärung erscheint mir nötig, da es angesichts einer solchen Glosse aus der vergangenen Woche tatsächlich beinahe zu vereinsinternen Streitigkeiten gekommen ist.
Was geschehen war, lässt sich kurz zusammenfassen. Oliver Venus, Zunftmeister der Häfler Narren, hatte in unserer Umfrage nach der IBOOpening Night die Akrobaten der Zirkus-Show gelobt und angekündigt, diese Kunststücke auch mit den beiden anderen Bürgerball-Moderatoren, Karl Haller und Wolfgang Ott, einüben zu wollen. Auf unsere Frage, ob er den Elferrat des Vereins zur Pflege des Volkstums dazunehmen wolle, sagte er: „Nein, es soll ja gut werden.“Er sagte das – wie berichtet – lächelnd und als Witz gedacht. Für alle Umstehenden auch so erkennbar und unmissverständlich in der besagten Glosse beschrieben. Trotzdem „haben viele Menschen auf der IBO ein Mitglied des Elferrates (der Name wird aus vereinspolitischen Gründen hier nicht genannt) darauf angesprochen, was denn bei uns los sei. Ob es Ärger gebe zwischen der Zunft und dem Elferrat“, erzählte mir am Montag ein anderes Elferratsmitglied. Oliver Venus wird bei der nächsten Sitzung des Elferrates seinen Witz kurz erklären.
Das nur, weil Zeitgenossen den Sinn eines Witzes oder einer Glosse nicht verstanden haben. Die Fasnet ist eine echt ernste Angelegenheit. Und das hier, das ist eine Glosse, in der Witze manchmal einfach noch einmal erzählt werden.