Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Bis Juni kann ORF eins analog empfangen werden“
Neuerungen beim TV und Sendern: Den Durchblick bewahren mit Elektronikmuseums-Leiter Rainer Specker
- Mit der Umstellung auf DVB-T2 und den Folgen etwa für die Sender Schweiz und ORF kommt gerade am Bodensee Dynamik ins Fernsehen. Da damit Unklarheiten einhergehen, hat SZ-Redakteur Roland Weiß mit Rainer Specker den Leiter des Elektronikmuseums Tettnang befragt. Der Elektronikingenieur hat sich die technischen Komponenten des Fernsehens zum „Steckenpferd“gemacht.
Herr Specker, bemerken Sie eine zunehmende Unsicherheit bei den Zuschauern?
Ja, es kommen immer mehr Leute auf mich als Leiter des Elektronikmuseums zu und fragen, ob sie wegen der drohenden Umstellung auf DVB-T2 einen neuen Fernseher brauchen. Ich muss sie dann jedes Mal beruhigen.
Inwiefern?
Wie meine Recherche ergab, ist das Verbreitungsgebiet der Schwäbischen Zeitung erst im Herbst 2018 betroffen, einzige Ausnahme ist Trossingen. Der Termin der Umstellung kann bei http://www.ard-digital.de/dvb-t2-hd/empfangs-check nach Eingabe der Postleitzahl abgefragt werden. Für Tettnang wird dort gesagt: „Der Ausbau ist für Herbst 2018 geplant.“
Was genau wird denn umgestellt?
In Deutschland soll nach und nach das bestehende digitale Antennenfernsehen „DVB-T“auf einen neuen Standard umgestellt werden, der mehr Programme bieten wird, davon etliche in HD-Qualität. Zum Empnen. fang sind dafür geeignete Fernseher oder DVB-T2-Receiver nötig.
Es dreht sich allein um das Antennenfernsehen?
Richtig. Wer seinen Fernseher ans Kabel oder an eine Satellitenschüssel angeschlossen hat, braucht sich um überhaupt nichts zu kümmern.
Wenn es soweit ist, muss also ein neues TV-Gerät her?
Empfangen wird man voraussichtlich nur öffentlich-rechtliche Programme, also in erster Linie die, die bisher auch empfangen werden kön- Der Empfang dieser Programme ist kostenlos. Man braucht dazu einen Fernseher, der den neuen Fernsehstandard „H.265“, auch HEVC genannt, versteht. Ob er diesen Standard unterstützt, muss in den technischen Daten nachgelesen oder einfach ausprobiert werden, falls der Fernseher kein grünes DVBT2-Logo hat.
Und wenn der Fernseher den neuen Standard nicht unterstützt?
...dann muss er noch lange nicht entsorgt werden: Man schließt dann einfach einen Receiver an, den es im Fachhandel und manchmal beim Discounter ab etwa 30 Euro gibt.
Was heißt die neue Technik für den Empfang der österreichischen und Schweizer Sender?
Im Bodenseeraum wird DVB-T gerne dazu genutzt, um diese Programme sehen zu können. Beim Schweizer Fernsehen ist laut www.broadcast. ch keine Umstellung auf DVB-T2 geplant. Anders in Österreich: Derzeit senden ORF 1 und 2 noch über DVB-T. Das wird sich im Oktober ändern – dann wird in Vorarlberg DVB-T abgeschaltet, der Empfang der Sender ist danach nur noch über DVB-T2 möglich. Derzeit widersprechen sich die Meldungen im Internet, ob der Empfang in Standardauflösung, also in SD-Qualität auch über DVB-T2 kostenlos sein wird – das wird sich zeigen. Anders als in Deutschland, wird in Österreich „nur“Standard-DVB-T2 benötigt, den bereits viele Fernsehgeräte unterstützen. Das in Deutschland verwendete „H.265“gibt es in Österreich nicht. Man kann ganz einfach prüfen, ob man das in Österreich verwendete DVB-T2 empfangen kann, indem man einen Sendersuchlauf startet und kontrolliert, ob „Ländle TV“gefunden wird – dieser Sender sendet bereits über unverschlüsseltes DVB-T2.
„Die Schweizer Sender SRF 1 und 2 können laut der genannten Senderliste digital empfangen werden.“Rainer Specker
Welchen Status gibt es derzeit beim Empfang der österreichischen und Schweizer Sender via Kabel?
Laut aktueller Senderliste digital empfangbarer Programme, die Kabelbetreiber Unitymedia zum Download anbietet, wird von den ORF-Programmen nur das auch über Satellit frei empfangbare ORF2E digital eingespeist. Dort werden jedoch aus lizenzrechtlichen Gründen nicht alle Sendungen übertragen. Bis Juni 2017 kann ORF eins noch analog empfangen werden. Die Schweizer Sender SRF 1 und 2 können laut der genannten Senderliste digital empfangen werden. Ob sich das in naher Zukunft ändert, weiß ich nicht.
Was ändert sich für all jene, die noch analog auf dem Kabel unterwegs sind?
Wer über Kabelbetreiber Unitymedia noch analog fernsieht, muss nachrüsten – laut Unitymedia ist am 30. Juni Schluss mit analog. Viele Flachbildfernseher unterstützen bereits „digitales Kabel“, DVB-C genannt. Hier muss nur auf diesen Empfangsweg gewechselt werden. Besitzt der Fernseher keinen DVBC-Tuner, braucht man eine Set-TopBox, auch digitaler Kabelreceiver genannt. Den gibt es für 30 bis 60 Euro im Fachhandel, manchmal auch beim Discounter.