Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wohnbauprogramm: „Große Chance vertan“
(sz) - Das Netzwerk für Friedrichshafen übt Kritik am Wohnbauprogramm, das der Gemeinderat am Montag beschlossen hat. Leider sei wieder einmal eine große Chance vertan worden, die Fehlentwicklung im heiß gelaufenen Wohnungsmarkt zu korrigieren und endlich preiswerte Mietwohnungen zu erstellen, heißt es in einer Pressemitteilung. „Die beschlossene Sozialquote im privat finanzierten Wohnungsbau ist ein stumpfes Schwert im Kampf gegen die Wohnungsnot im preiswerten Segment, kann sie doch durch Zahlungen umgangen werden“, sagt Philipp Fuhrmann. „Außerdem wird sie nur auf zusätzlich zum bestehenden Baurecht genehmigte Wohnungen angewandt. Investoren werden also nach bisherigem Baurecht planen und realisieren oder sich von der Quote freikaufen.“
Gar als „Täuschungsmanöver“bezeichnet Mitstreiter Dieter Gumpoltsberger die Sozialquote. Durch die würden Investoren begünstigt, die „auf Kosten der Anwohner noch profitabler bauen“könnten.
Die einseitige Ausrichtung des Programms auf Neubau sei ein weiterer Mangel. Warum, fragt das Netzwerk, wird nicht versucht, Leerstände im Bestand konsequent zu beseitigen oder vorschnellen Abriss zu verhindern? Das Netzwerk kritisiert auch die Baupotenzialflächen: „Warum erstellen die öffentlichen Träger, also die SWG und die Zeppelin Wohlfahrt, nicht Hunderte preiswerte Wohnungen im Fallenbrunnen oder auf den riesigen Parkplatzflächen der Großindustrie? Wenn hier Parkhäuser die benötigte Stellplatzfläche einsparen helfen, können allein dort riesige Flächen bebaut werden. Die Bebauung landwirtschaftlich genutzter Fläche könnte damit vermieden werden“, wird Simon Wolpold in der Mitteilung zitiert.
Das Netzwerk kündigt einen Workshop an, in dem Möglichkeiten für modellhaften preiswerten Wohnungsbau durch öffentliche Träger erörtert werden sollen und lädt dazu alle Interessierten herzlich ein. Der Termin hierzu werde noch bekannt gegeben.