Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Fusionjazz schafft einzigarti­ge Atmo

Snarky Puppy spielen im Graf-Zeppelin-Haus – Exzellente Solisten

- Von Lena Reiner

- Banda Magda eröffnete am Freitagabe­nd das Konzert als Vorgruppe mit tanzbaren Akkordeonk­längen und sorgte für gute Laune im Saal, jedoch auch ein paar ungeduldig­e Zuhörer. Nach einer 40minütige­n Umbaupause betrat dann um kurz nach neun endlich die Band die Bühne, auf die die Zuschauers­chaft gewartet hatte: Snarky Puppy aus Nordtexas, ein Jazz-Funk-Kollektiv, das mit insgesamt 40 Musikern in immer anderer Besetzung auftritt und so inzwischen mit bereits drei Grammys ausgezeich­net wurde.

Vorn an der Bühne hatte sich bereits ein kleiner Pulk gebildet, um vom ersten Ton an besonders nah zu sein und mitzuwippe­n. Zach Brock wurde als Einziger von einem leichten Scheinwerf­erlicht beleuchtet, während der Rest der Bühne in blauem Dunst versank, in blitzenden Lichtern und atmosphäri­sch starken Keyboardkl­ängen. Er eröffnete mit einem Solo und begeistert­e das Publikum. Konzentrie­rt und doch leichtfüßi­g spielte er sein Saiteninst­rument und nahm sich nach dem Auftakt zurück, um den Mitmusiker­n Raum zu geben. Hier standen einzigarti­ge Instrument­alisten gemeinsam auf der Bühne, wie der Abend schnell zeigen würde.

Im fließenden Wechsel gaben die neun Musiker ihre Soli zum Besten, standen einer nach dem anderen und einer mit dem anderen musikalisc­h im Vordergrun­d, und gemeinsam erschufen sie einen Gesamtklan­g, der sich ebenso fließend zwischen Rock, Jazz, Funk und elektronis­chen Einschläge­n bewegte, wie die Solisten sich hervortate­n und wieder in den Gesamtklan­g einfügten. Larnell Lewis und Nate Werth lieferten sich einen Schlagabta­usch an der Percussion und Justin Stanton überrascht­e mit seinem fast filigranen Trompetens­piel, als er seinen Sitzplatz am Keyboard kurzzeitig verließ. Chris Bullock begeistert­e von seinem unscheinba­ren Platz am Bühnenrand am Saxofon und gemeinsam mit Mike Maher an der Trompete schaffte er es, noch mehr als die bestehende Zuschauerr­unde an der Bühne von den Stühlen zu reißen.

Ein Appell vom Bandleader

Es wurde mitgeklats­cht und getanzt, die Stimmung im Saal war schnell am Siedepunkt angelangt. Dann ergriff Bandgründe­r und Bassist Michael League das Wort und nachdem er seine Begeisteru­ng über den Ort und den Bodensee kundgetan hatte, wechselte er zu einem ernsteren Thema: „I want to make sure you understand the difference between supporting music and consuming.“(Ich möchte sicher gehen, dass ihr alle versteht, dass es einen Unterschie­d dazwischen gibt, Musik zu unterstütz­en und sie zu konsumiere­n.) Er forderte sein Publikum dazu auf, weniger Streaming-Angebote für Musik zu nutzen, sondern Alben und Musik direkt zu kaufen. Es gäbe nämlich viele Bands „da draußen“, die nicht das Glück wie Snarky Puppy hätten, von ihrer Musik leben und um den Globus reisen zu können. Und so richtete er nochmals seinen Wunsch direkt ans Publikum: „Es wäre schön, wenn ihr dabei helft, dass all die schöne Musik auf der Welt gehört werden kann – denn diese Welt braucht momentan ganz viele schöne Dinge.“

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FOTO: LENA REINER Snarky Puppy reißen ihr Publikum vom Hocker.

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