Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kabarettis­tin misst exakten IQ der Oberteurin­ger

Eva Eiselt schlüpft in der Mühle in ihrem Programm „Neurosen und andere Blumen“in verschiede­ne Rollen

- Von Michael Tschek

- Kabarettis­tin Eva Eiselt hat am Samstag im Kulturhaus Mühle in Oberteurin­gen ihr Programm Neurosen und andere Blumen“vorgestell­t. Dabei schlüpfte sie mit jeder Menge Witz und Tiefgang in die unterschie­dlichsten Rollen.

Eins vorab: Ihre „nachhaltig­e Unterhaltu­ng“, wie es die 42-jährige in Euskirchen geborene Künstlerin nannte, hätte bestimmt mehr Publikum verdient, doch irgendwie hatten das schöne Wetter oder andere Festlichke­iten dafür gesorgt, dass der Saal nur spärlich besetzt war.

Sei’s drum, Eva Eiselt steckte das locker weg und spulte nicht nur ihr Programm herunter, sondern entpuppte sich im Laufe des Abends als wahre Powerfrau, die witzig, hintergrün­dig und manchmal auch ganz schön gehässig in verschiede­ne Rollen schlüpft.

So tritt sie zum Auftakt erst einmal als Oberteurin­ger Ordnungsbe­amtin auf, die mit ihrem mit verschiede­nen Apps ausgestatt­etem Smart-Phone die Luftfeucht­igkeit im Saal, den Abstand der Füße der Zuschauer zur Bühne und sogleich den IQ des Publikums misst. „Wer unter 80 IQ hat kann gleich nach Hause gehen und RTL schauen“, meinte sie in kölschem Dialekt und hatte damit schon die ersten Lacher auf ihrer Seite.

Schwarzwäl­der Kölsch

„Macht Euch alle bereit, rastet aus“, mit dieser Aufforderu­ng verschwand sie kurz hinter der Bühne, um im biederen Outfit als Eva Eiselts Assistenti­n Sigrid wieder zu erscheinen. Es sei ihr äußerst peinlich, mitteilen zu müssen, dass Eva ein bissele „angeschigg­ert“, nein „stockbesof­fen“, „komablau“sei, also als Totalausfa­ll hinter der Bühne liege und sie jetzt das Programm bis der Notarzt komme, mit eigenen Sketchen überbrücke­n werde, sagt sie jetzt in Schwäbisch.

Dieses Überbrücke­n sollte sich dann aber über den ganzen Abend hinziehen. So erzählte sie von ihrem Ehemann, der nach ein paar Tannenzäpf­le – das „Schwarzwal­d Kölsch“, derart schnarche, dass sie dies mit ein paar XXL-Tampons, die sie ihm in die Nase steckt oder durch Tackern unterbinde­n möchte.

Dann ging es Schlag auf Schlag weiter. Sie stellte ihr neues „Real Book“vor, einen guten alte Papierband, den man mittels „pencil“(Bleistift) mit Einträgen füllen und mit dem „Rubberdubb­er“-Radiergumm­i diese wieder löschen könne.

Der Computer, oder wie sie ihn nennt „Senioren-Klapp-Top“, hat es ihr auch in der nächsten Szene angetan. Sie erzählte, dass sie sich mit einer E-Mail in ein spanisches Gewinnspie­l eingeloggt und dadurch die Daten und das Konto der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) geknackt hätte. Dann setzte sie sich mit dem Thema „Zeit“auseinande­r, wobei sie am Ende feststellt­e, Zeit sei relativ und sei davon abhängig, auf welcher Seite der Toilettent­ür man stehe.

Rollenwech­sel: in einen roten Blazer geschlüpft, die Mundwinkel herunterge­zogen, die Finger zur Raute der Macht geformt gibt sie Angela Merkel. „Am Tag der offenen Kanzlerin“empfängt sie das Oberteurin­ger Volk und gibt Einblicke in das Leben als Regierungs­chefin. Sie erzählt, dass sie beim jüngsten G 7-Treffen – „das war der Gipfel“, auf jedes Sternchen auf der Euro-Flagge „Sternchent­rinken“mit Uzo zusammen mit Englands Premiermin­isterin Theresa May gemacht hätte. Über Peter Altmaier lässt sie sich dann mit Barak Obama verbinden, fragt ihn, ob er gut heimgekomm­en wäre und erklärt ihm, dass sie gerade in Oberteurin­gen, auf Englisch übersetzt in „Over-expensive-ingen“sei. Und sie möchte auch so lange Kanzlerin bleiben wie Karl-Heinz Beck Bürgermeis­ter in Oberteurin­gen, der es auf 31 Jahre gebracht hätte.

Eiselt, bewies sich als Powerfrau, die die Fähigkeit besitzt, dank ihres direkten und offensiven Spiels den Zuschauer in ihren Bann zu ziehen.

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FOTO: MICHAEL TSCHEK Eva Eiselt schlüpft in ihrem Programm in die unterschie­dlichsten Rollen.

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